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26. Sep 2025

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Wirtschaft

NIS-2: Supply Chain Security umsetzen – Im Interview mit Dr. Peter Dornheim, CISO bei der Daimler Truck AG und Forscher im Bereich Cybersecurity-Kultur

Journalist: Julia Butz

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Foto: Denise Claus Fotografie

Dr. Peter Dornheim, CISO bei der Daimler Truck AG und Forscher im Bereich Cybersecurity-Kultur, im Interview.

Herr Dr. Dornheim, die NIS-2-Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, Cybersicherheitsrisiken in der Lieferkette systematisch zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen beim Aufbau eines effektiven Third Party Risk Managements (TPRM)? Es ist sehr gut und wichtig, dass TPRM Teil von NIS-2 ist und es ergibt für jedes Unternehmen Sinn, sich damit zu beschäftigen. Nicht nur als weitere regulatorische Pflicht, sondern als Chance, die eigene Sicherheit grundlegend und nachhaltig zu verbessern. Komplexe Lieferketten und unterschiedliche Produktionsstandorte sind heute selbstverständlich für viele Unternehmen. Und je mehr Zulieferer dazukommen, umso unterschiedlicher sind die IT-Sicherheitsniveaus. In diesen Netzwerken ist es entscheidend, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und gemeinsam zu beheben. Zudem ist TPRM nicht nur im Kontext von NIS-2 relevant: Auch der Cyber Resilience Act fordert sichere Lieferketten.

Das würde bedeuten, bei jedem Lieferanten ein Audit durchzuführen? Es braucht einen risikobasierten Ansatz, der sich auf relevante Partner fokussiert. Eine enge Abstimmung mit dem Einkauf ist dabei zentral. Einkaufsbereiche machen bereits seit Jahren professionelle Supplier-Evaluierungen, wobei hier in der Vergangenheit oftmals der Fokus ausschließlich auf einkaufsrelevanten Aspekten wie Qualität, Lieferfähigkeit oder Preis lag.

Aus Cybersicht sind hingegen andere Aspekte kritisch: etwa ob ein Lieferant wesentliche IT-Sicherheitsmaßnahmen wie Access Management oder Patch-Management umsetzt. Deshalb ist eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens essenziell. Nur wenn alle Beteiligten verstehen, dass Risiken neben einkaufsrelevanten auch securityrelevante Aspekte haben, kann TPRM effektiv sein. Wichtig ist die kontinuierliche und idealerweise automatisierte Überprüfung der Securitystandards. Das schafft Transparenz und Sicherheit – auch für die Zulieferer.

Je mehr Zulieferer dazukommen, umso unterschiedlicher sind die IT-Sicherheitsniveaus.

Diese Empfehlungen kann eigentlich jedes Unternehmen anwenden, das sich auf die NIS2-Compliance vorbereitet? Absolut. Skalierung und risikobasiertes Management der Lieferanten, kontinuierliches Monitoring und Auditing, gepaart mit umfassender Sensibilisierung aller Mitarbeitenden, sind entscheidend für eine wirksame, gelebte Cybersicherheitskultur. Ob ich Trucks verkaufe oder ein anderes Produkt – jeder sollte verstehen, dass NIS-2 kein reines IT-Projekt ist und warum Cybersecurity wichtig ist. Sicherheitsanforderungen müssen im Alltag gelebt werden – mit dem Ziel, Cybersecurity fest in Unternehmenskultur und täglichem Handeln zu verankern. Diese Relevanz zu verstehen und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern, liegt in der Verantwortung der Geschäftsführung und des CISOs. Zu einer guten CISO-Organisation gehören im Wesentlichen drei Komponenten: die Verantwortung für Cybersecurity in der IT, in der OT und im Produkt. In jeder dieser Säulen gibt es wiederum drei Ebenen: Die technologische, also die richtige und aktuelle Security-Architektur aufzubauen, die prozessuale – wie bekomme ich Sicherheit in alle operativen Prozesse – und die menschliche: wie helfe ich den Mitarbeitenden, das Thema Cybersecurity wirklich zu verstehen.

Wie wird dies bei Daimler Truck umgesetzt? Bei uns geht Cybersecurity durch alle Abteilungen. Durch Vernetzung und Interoperabilität der Systeme wachsen die IT-, OT- und Produkt Security zunehmend zusammen. Während die IT-Security traditionell primär den Corporate-Bereich abdeckte, wie die Absicherung von Endgeräten und IT-Infrastruktur, umfasst unsere Cybersecurity heute auch die Operational Technology im Produktionsumfeld sowie die Produktsicherheit unserer Trucks und Busse, die ebenso IT-gestützte Komponenten enthalten. Damit brechen wir bewusst die klassischen Grenzen auf: IT-Security darf niemals eine Silolösung sein. Wir wollen als IT-Security-Team jeden Fachbereich aktiv unterstützen und folgen einem klaren Businessfokus: effiziente und gleichzeitig sichere Arbeitsumgebungen zu schaffen. Damit dies gelingt, benötigen wir die enge Zusammenarbeit und insbesondere den Support von IT- und Fachbereichen. Denn die technologische Weiterentwicklung erfolgt nicht mehr linear, sondern exponentiell. Gerade deshalb sind Sensibilisierung und Kollaboration extrem wichtig, um schnell und fokussiert handeln zu können.

Sensibilisierung und Kollaboration sind extrem wichtig.

Factbox

Als Group CISO der Daimler Truck AG gestaltet Dr. Peter Dornheim seit Juni 2025 gemeinsam mit einem cross-funktionalen Team die globale Cybersecurity-Strategie eines der größten Nutzfahrzeughersteller. In seiner Freizeit sucht er die Nähe zur Natur z. B. beim Wandern oder auf dem Gravelbike.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes