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14. Nov 2024

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Gesellschaft

„Offen für neue Technologien, aber Traditionelles nicht vergessen“ – ein Beitrag von René Püchner

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Foto: Sandra Ritschel/Lebensmittelverband

Wenn wir über die Esskultur der Zukunft sprechen, müssen wir unterscheiden zwischen einem Medienhype und einem echten Trend, der sich auch in Zukunft durchsetzen wird. Vieles flammt auf und verschwindet wieder vom Markt, wenn die Verbrauchenden darin keinen ausreichenden Mehrwert für sich erkennen.

Schauen wir uns ein paar Trends an: Speiseinsekten, Quallen, ja, selbst Algen sind nicht für jeden etwas. Nach dem anfänglichen Hype werden Speiseinsekten mittlerweile sogar mit Skepsis betrachtet (Stichwort: Beimischung) und sind eher ein Nischenprodukt in Deutschland.

Pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen sind hingegen auf dem deutschen Markt nicht mehr wegzudenken. Wir beobachten seit einigen Jahren einen leichten Rückgang des Fleischkonsums und eine steigende Nachfrage nach Fleischersatzprodukten, da die meisten Verbrauchenden aufgrund ökologischer und ethischer Motive den Fleischkonsum reduzieren, jedoch nicht auf den Geschmack verzichten möchten. Laut Prognosen des Statista Consumer Market Outlooks soll der Pro-Kopf- Absatz von Fleischersatzprodukten von 410 Gramm im Jahr 2021auf 1,38 Kilogramm im Jahr 2027 steigen. Abgesehen davon, dass es in Deutschland noch nicht zugelassen ist, ist im Labor gezüchtetes Fleisch aufgrund der hohen Produktionskosen derzeit noch nicht wettbewerbsfähig. Die Nährlösung für zellkulturbasiertes Fleisch – fetales Kälberserum – ist aus ethischen Gründen eine weitere Herausforderung. Was man auch ganz klar sagen muss – wir sprechen bei zellkulturbasiertem Fleisch und auch der Präzisionsfermentation, also der Milch aus dem Labor, von zwei hochtechnologischen Verfahren – das hat mit Natürlichkeit nicht mehr viel zu tun, weshalb viele Verbrauchende Vorbehalte haben.

All‘ diese Trends sind notwendig, sie beleben die Vielfalt und sie können dazu beitragen, unsere Ernährung langfristig zu sichern. Sie lösen aber nicht die klassische Ernährungsweise und Lebensmittelproduktion ab, die wir kennen. Sie sind ein Zusatzangebot.

Was heißt das konkret? All‘ diese Trends sind notwendig, sie beleben die Vielfalt und sie können dazu beitragen, unsere Ernährung langfristig zu sichern. Sie lösen aber nicht die klassische Ernährungsweise und Lebensmittelproduktion ab, die wir kennen. Sie sind ein Zusatzangebot. Weder wollen die Menschen auf klassische tierische Produkte komplett verzichten, noch können wir in der Lebensmittelkette auf die Landwirtschaft verzichten. Rohstoffe ausschließlich aus dem Labor – das ist kaum vorstellbar.

Der Markt und damit die Verbrauchenden werden entscheiden, wie die Zukunft schmeckt. Dabei darf man zwei Sachen nicht außer Acht lassen. Erstens: Kulturelle Prägungen sind stärker als man glaubt. Wir feiern hierzulande nicht mehr nur St. Martin, Ostern und Weihnachten, sondern das Zuckerfest, Opferfest, Newroz, Holi und Pessach. Und das ist gut so, denn es erweitert unseren Horizont. Zweitens: Das, was wir hier in Mitteleuropa auf Grund unserer Lage immer schon gut anbauen konnten, Getreide, Fleisch, Äpfel, Kohl etc., das produzieren und verzehren wir nach wie vor, da sind wir konstant. Anderes kommt aber dazu – dank Globalisierung, Einwanderung, Klimawandel und neuer Notwendigkeiten, zum Beispiel mehr Erbsen für die Alternativprodukte. Wir müssen deshalb offen sein für neue Technologien, dürfen aber auch Traditionelles nicht vergessen – damit sich langfristig das durchsetzen kann, was schmeckt und kulturell-kulinarisch, ökologisch und wirtschaftlich trägt.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.