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2. Sep 2019

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Lifestyle

Oft unterschätzt – Ergonomie im Haushalt

Journalist: Jörg Wernien

Das Home-Office wird bei vielen Arbeitnehmern immer beliebter. Doch welche Regeln gelten eigentlich für solche Arbeitsplätze und wie können wir im Haushalt für mehr Sicherheit sorgen?    

Haushalt und Ergonomie hört sich auf den ersten Blick nicht aufregend an. Doch leider passieren immer noch die meisten Unfälle in den eigenen vier Wänden. Stürze von wackligen Leitern beim Fenster putzen, stolpern über sorglos verlegte Kabel am Boden. Dabei wäre es mit wenig Aufwand durchaus möglich, einen großen Teil der Gefahren zu minimieren. Wir haben mit Christian Brunner, Vorstand des IGR Institutes für Gesundheit und Ergonomie e.V. über das Thema gesprochen.


Christian Brunner, Vorstand des IGR Institutes für Gesundheit und Ergonomie e.V., Foto: Pressefoto

Herr Brunner, das Home-Office wird immer beliebter. Ein Arbeitsplatz zuhause - welche rechtlichen Dinge gelten hier in Fragen von Ausstattung und Sicherheit am Arbeitsplatz?

Wichtig ist, dass es in Deutschland bislang keinen gesetzlichen Anspruch auf mobile Arbeit oder Telearbeit gibt. Das gilt sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber. Man muss auch grundsätzlich unterscheiden, ob es sich um Telearbeit handelt, die mit dem Arbeitgeber genauer vertraglich geregelt ist. Oder, ob der normale Angestellte lediglich hin und wieder einige Dinge im Home-Office, also einem Arbeitsplatz innerhalb der eigenen vier Wände erledigt. 

Wenn wir von mobiler Arbeit sprechen, heißt das lediglich, dass der Ort der Arbeit nicht festgelegt ist. Der Arbeitnehmer kann dann theoretisch auf einer Parkbank oder im Café sitzen. Geht es tatsächlich um Telearbeit, gilt in Bezug auf Ausstattung und Sicherheit das Gleiche, wie auch im Betrieb. Allerdings muss man schon genau hinsehen, denn zum Beispiel beim Versicherungsschutz gibt es Unterschiede. Wenn Sie von zu Hause arbeiten und zwischendurch auf die Toilette gehen, sind sie bei einem Unfall nicht durch den Arbeitgeber versichert. Bei der regulären Arbeit im Betrieb wäre das überhaupt kein Problem.  

Sollten dann solche Arbeitsplätze nicht auch mit Tischen, Stühlen und richtigem Licht vom Arbeitgeber ausgestattet werden?

Selbstverständlich. Das alles sollte laut gesetzlicher Anforderungen in geeigneter Qualität zur Verfügung gestellt werden. Man vereinbart mit dem Arbeitgeber, was genau dazu gehört. Im Prinzip ist das hier nicht anders, als beim normalen Büroarbeitsplatz. 

Der Arbeitgeber hat übrigens das Recht und die Pflicht den Arbeitsplatz zu begutachten. So kann es auch notwendig sein, dass Mitarbeiter des innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement, ein Betriebsrat oder zum Beispiel Spezialisten der EDV-Abteilung Zutritt bekommen. Alle rechtlichen Fragen sollten im beiderseitigen Interesse sorgfältig geprüft und geklärt werden.  

Sie kümmern sich aber auch um andere Probleme im Haushalt – Warum passieren eigentlich immer noch so viele Unfälle im Haushalt?

Sie haben Recht, auch die neuesten Statistiken sind erschreckend. Ich glaube, der Hauptgrund ist, dass es im Haushalt viele ganz unterschiedliche Tätigkeiten gibt. Und das Meiste wird natürlich nicht professionell ausgeführt. Haben Sie schon mal eine Hausfrau gesehen, die beim Fenster putzen auf dem Fensterbrett steht und ein Sicherheitsgeschirr umgelegt hat? 

Oft werden auch die Arbeiten im Haushalt unter großem Zeitdruck und eher nebenbei erledigt. Wer mit heißem Kochgeschirr hantiert, darf nicht gleichzeitig Fragen am Telefon beantworten. Das so viel zitierte Multitasking ist nicht immer eine gute Lösung. 

Gibt es eigentlich für Sie den perfekten Haushalt und wenn ja, wie sieht er aus?

Da sind wir jetzt wieder beim perfekten Arbeitsplatz, also einer Umgebung, in der sich zumindest alle Familienmitglieder vollkommen wohl fühlen und nichts zu verbessern hätten. Da sehe ich etwas schwarz. Aber ein Vorschlag zur Güte: Wie wäre es mit einem Spitzenkoch und einem routinierten englischen Butler? 

Doch im Ernst, zum Beispiel die „Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik“, eine gemeinnützige GmbH mit Sitz in Iserlohn, beeindruckt mich immer wieder. Auf deren Website findet man sogar ganze Musterhäuser und erhält hochinteressante Denkanstöße.  

Ihr Institut überprüft eine Menge Dinge und schaut sich den ergonomischen Nutzen an - Was sind Ihre Haupttätigkeitsfelder?

Unsere Wurzeln gehen bis in die frühen 1990er Jahre zurück. Heute beschäftigen wir uns mit fast allem rund um das Thema Ergonomie. Naturgemäß ist da ein Schwerpunkt der Arbeitsplatz – sowohl in der Fertigung als auch der Verwaltung. Bei Beratung, Prüfung und Zertifizierung setzen wir dabei modernste computergestützte Technik ein, an deren Entwicklung wir auch beteiligt sind. So helfen wir unseren Auftraggebern, entsprechende arbeitsrechtliche Vorgaben zu erfüllen. Wir beraten zudem Hersteller ganz unterschiedlicher Produkte. Das reicht vom Schulranzen über Arbeitsplatzausstattung bis hin zu Rasenmähern. 

Sehr wichtig ist uns auch, das Thema Ergonomie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Wir bilden zum Ergo-Coach aus, schulen Verkäufer und Fachberater und organisieren Gesundheitstage in Betrieben. Ganz wichtig ist uns dabei, dass die Beschäftigung mit Ergonomie unterhaltsam bleibt, denn dann wirkt das Lernen wirklich nachhaltig. Deshalb haben wir uns den Begriff „ergotainment“ schützen lassen.

29. Dez 2025

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Gesundheit

Gesund & Aktiv im Alter

### Pilates – tiefenwirksame Praxis Ideal für Best Ager: Das sanfte, gelenkschonende Ganzkörpertraining kann nicht nur mit eingeschränkter Beweglichkeit praktiziert werden, sondern wirkt auch altersbedingten Beschwerden entgegen. In jeder Pilates-Stunde werden neben Muskelkraft, Stabilität und Mobilität auch Koordination und Gleichgewicht trainiert. Die Übungen lassen sich im Sitzen, Stehen oder Liegen durchführen und werden an Fitnesslevel und Leistungsstand angepasst. Es werden dabei gezielt die tiefliegenden Muskeln in Bauch, Rücken und Beckenboden angesprochen – jene Muskulatur, die für Stabilität, Gleichgewicht und Sturzprävention wichtig ist. Regelmäßiges Training sorgt so für erhöhte Beweglichkeit, eine verbesserte Körperhaltung und Balance und kann sogar dauerhaft den Blutdruck senken. Um die richtige Atemtechnik zu erlernen, sollte unbedingt ein Einstiegskurs in dieser Altersgruppe besucht werden. Bei körperlichen Einschränkungen finden sich unter den rund 500 unterschiedlichen Bewegungsmuster immer genügend Ausweichübungen. ![pexels-roodzn-34314432 ONLINE.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_roodzn_34314432_ONLINE_01d8168c42.jpg) ### Schwimmen – schwerelos sporteln Auch diese Sportart kann Senioren uneingeschränkt empfohlen werden – bei konkreten Gelenkschmerzen fallen lediglich einzelne Schwimmstile ins Wasser beziehungsweise sollten durch andere ersetzt werden. Das Besondere: Im Wasser wird das Körpergewicht um ein Vielfaches aufgehoben. Bedingt durch die Schwerelosigkeit werden die Gelenke geschont und die Muskeln sanft trainiert – und zwar alle großen Muskelgruppen. Schwimmen ist quasi ein Allrounder, denn die Aktivität verbessert Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Regelmäßiges Training stärkt das Herz-Kreislauf-System, regt den Stoffwechsel an und kann sogar die Cholesterinwerte senken. Es kommt sogar noch besser: Das Immunsystem wird gestärkt, Stress abgebaut und die Koordination verbessert. Von den komplexen Bewegungsabläufen profitieren übrigens auch die kognitiven Fähigkeiten: Studien belegen, dass regelmäßiges Schwimmen das Demenzrisiko senken beziehungsweise einen Demenzverlauf positiv beeinflussen kann. Wer mit sämtlichen Schwimmstilen Schwierigkeiten hat, kann es mit Aqua-Fitness versuchen. ![pexels-pavel-danilyuk-6874403 Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pavel_danilyuk_6874403_Online_a2532ecc8e.jpg) ### Nordic Walking – echter Selbstläufer Die gelenkschonende Alternative zum Joggen gehört wahrscheinlich zu den beliebtesten Best Ager-Sportarten. Kein Wunder: Nordic Walking ist einfach umzusetzen, stärkt die Muskulatur, verbessert die Koordination und Körperhaltung und fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Durch den Stockeinsatz wird nicht nur der Bewegungsapparat entlastet, sondern zusätzlich Arm-, Schulter- und Rückenmuskulatur trainiert. Das ursprünglich für finnische Skilangläufer entwickelte Sommertraining reguliert den Blutdruck und trainiert die Herzgefäße: Das Herz wird kräftiger durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Darüber hinaus aktiviert regelmäßige Praxis den Hormonhaushalt, stärkt das Immunsystem und beugt Osteoporose und Altersdiabetes vor. Die koordinierte Bewegung festigt die Balance und fördert die koordinativen Fähigkeiten des Gehirns. Darüber hinaus wirkt sich die Bewegung in der freien Natur positiv auf die Psyche aus: Stress kann abgebaut und depressiven Verstimmungen entgegenwirkt werden. Wer nicht allein walkt, hat auch im sozialen Bereich einen echten Lauf. ![pexels-pack2ride-85580365-8934510 ONLINE.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pack2ride_85580365_8934510_ONLINE_ca5f7bad72.jpg) ### Radfahren – läuft wie geschmiert Für das Fahrrad ist man im Grunde nie zu alt. Bei moderatem Tempo ist die gelenkschonende Aktivität ein optimales Ausdauertraining, welches das Herz-Kreislauf-System auf sanfte Weise in Schwung bringt. Neben Herz und Lunge werden eine Reihe von Muskelgruppen (insbesondere die Beinmuskulatur) gestärkt. Darüber hinaus kräftigt Radfahren das Immunsystem und beeinflusst das vegetative Nervensystem positiv. Es ist zudem eine herrliche Schulung für Koordination und Gleichgewicht: Eine Studie belegt bei aktiven älteren Fahrradfahrenden weniger Stürze im Alltag. Ein weiteres Plus für Best Ager: Biken trainiert die Gehirnleistung und stärkt kognitive Funktionen. Auch die mentale Gesundheit profitiert, denn die Kombination aus Bewegung und Naturerlebnis wirkt stressabbauend und stimmungsaufhellend. Studien betonen zudem eine Stärkung sozialer Kontakte durch den erweiterten Aktivitätsradius, welche sich ebenfalls positiv auf die Psyche auswirkt.

29. Dez 2025

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Gesundheit

Warum die Zukunft pflanzlich isst – mit Katrin Kasper, PR-Expertin für pflanzliche Ernährung und Foodtrends

![Katrin Kasper_credit_Dennis Williamson Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Katrin_Kasper_credit_Dennis_Williamson_Online_358773f745.jpg) ``` Katrin Kasper, PR-Expertin für pflanzliche Ernährung und Foodtrends ``` Immer mehr Menschen essen weniger Fleisch, Wurst und Milchprodukte. Sie ernähren sich pflanzlicher – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie können. Sogar Discounter eröffnen heute eine vielfältige, genussvolle Welt an pflanzlichen Lebensmitteln. Wer sich darauf einlässt, merkt schnell: Es geht nicht um Verzicht, sondern um eine Bereicherung: Neue Aromen, neue Texturen, neue Möglichkeiten – die pflanzliche Küche ist längst dort angekommen, wo Genuss, Gewissen und Gesundheit zusammenfinden. Das Bewusstsein dafür wächst, wie sehr uns diese Ernährungsform guttut. Viele spüren bereits nach kurzer Zeit, wie sich mehr Leichtigkeit, Energie und Wohlbefinden einstellen. Pflanzlich zu essen wird zu einer Form von Selbstfürsorge und Wertschätzung – für den eigenen Körper ebenso wie für die Natur, unsere Mitgeschöpfe und die Gesellschaft. Nur ein Beispiel: Die internationale Forschungsgruppe Zero Carbon Analytics rechnet vor, wie weniger Fleischkonsum unser Gesundheitssystem entlasten würde: In Deutschland könnten 1,9 Milliarden Euro für Medikamente und Behandlung eingespart werden – genug, um 36.500 Pflegekräfte zu beschäftigen. Doch im Kern geht es um etwas anderes: um eine neue Idee von Luxus. Nicht stur am Gestern festhalten, sondern das Bessere entdecken. Eine pflanzenbetonte Ernährung öffnet Türen, statt sie zu schließen. Pflanzlicher zu essen bedeutet deshalb kein radikales Umdenken. Sondern die Einladung, Neues auszuprobieren – und direkt zu spüren, wie gut es tut. Mein Tipp: Essen Sie neugierig!