21. Dez 2020
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Gesellschaft
Journalist: Katja Deutsch
Bei öffentlichen Ausschreibungen besteht zukünftig – zumindest für alle Verkehrs- und Infrastrukturprojekte – die Pflicht, alle Unterlagen digital mit Hilfe von BIM digital zu erstellen.
„Insofern haben wir bereits innerhalb des BIM-Modells eine gewisse Kontrolle, welche Bauteile zueinander passen und sehen gleich, ob alle Geschosse ineinander übergehen“, sagt Dr. Hartmut Kalleja, Präsident der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik (BVPI). Bei BIM-modellierten Gebäuden lässt sich die Standsicherheit mittels 3D-FEM-Programmen berechnen. Das bedeutet, es werden keine einzelnen Bauteile mehr berechnet wie früher, sondern ganzheitliche Konstruktionen am Rechner erstellt. „Wir haben in Deutschland sehr selten Schwierigkeiten mit der Standsicherheit, da bei uns immer nach dem Vier-Augen-Prinzip geprüft wird“, so Dr. Kalleja. Einstürzende Brücken wie in Genua oder Hochhausbrände wie in London seien bei uns sehr viel unwahrscheinlicher.
Ausschlaggebend in Bezug auf den Brandschutz sind hier die Änderungen in der Bauordnung, die der Gesetzgeber nach dem Brand am Düsseldorfer Flughafen im Jahre 1996 vorgenommen hat. „Heute ist ein Brandschutznachweis im Zuge des Genehmigungsverfahrens verpflichtend“, sagt Vinzent Fliegner, Geschäftsführer der Feuerschild Brandschutz GmbH. „Wir Prüfingenieure sind gemäß der Bauordnung Berlin verpflichtet, im baurechtlichen Verfahren den Brandschutznachweis zu prüfen.“ Diese Bauvorlagen wurden früher allen Beteiligten auf dem Postweg zugesendet, dann gesichtet, gegebenenfalls geändert, und wieder postalisch zurückgesendet – ein sehr zeitaufwändiger Ablauf. Heute arbeiten Prüfbüros im Wesentlichen digital: Die Fachplaner Brandschutz senden ihre Pläne per E-Mail oder Datenträger zu den Prüfbüros, wo sie digital gesichtet und verarbeitet werden. Danach erfolgt der digitale Rücklauf an den Fachplaner.
„Im Prüfverfahren sind sehr viele Beteiligte involviert: der Prüfingenieur Brandschutz, die Brandschutzdienststelle, der Fachplaner Brandschutz, im Regelfall auch der Objektplaner, also der Architekt, und vielleicht als fünfte Partei der Bauherr“, so Vinzent Fliegner. „Die Abstimmung verläuft auf digitalem Wege erstens viel schneller, zweitens können Änderungen viel einfacher vorgenommen werden.“ Das Miteinander aller Beteiligten ist durch die Digitalisierung also deutlich zeit- und arbeitssparender, für die Prüfbüros entfällt zudem die umständliche Lagerhaltung mit unzäh-ligen Regalreihen voller Aktenordner. Viele Stadt- und Gemeindeverwaltungen versuchen durchaus, digitale Prozesse zu forcieren, doch was noch fehlt, seien einheitliche Standards in Bezug auf die Dokumentenzertifizierung, so Fliegner.
„Noch ist nicht eindeutig geklärt, wie Unterlagen zu zertifizieren sind, da-mit sie allgemein digital anerkannt und rechtlich bindend sind. Ziel ist die sichere elektronische Signatur, denn es muss auf jeden Fall sichergestellt werden, dass die digitalen Unterlagen, die ich als Prüfingenieur verteile, auch echt sind.“