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22. Dez 2021

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Gesellschaft

Qualitäts- und Risikomanagement durch BIM verbessern

Die Bauwirtschaft ist auf einem stabilen Wachstumskurs. Allerdings hat die Zahl der Bauschäden im deutschen Hochbau im Jahr 2020 einen neuen Höchststand erreicht. BIM, CDE und weitere digitale Tools ermöglichen ein besseres Qualitäts- und Risikomanagement – wenn diese Instrumente richtig implementiert und eingesetzt werden.


Tobias Schmidt, Global Manager Digital Lifecycle Solutions, TÜV SÜD

„Das Qualitäts- und Risikomanagement bleibt auch bei Projekten, die mit BIM umgesetzt werden, eine wesentliche Aufgabe“, sagt Tobias Schmidt, Global Manager Digital Lifecycle Solutions bei TÜV SÜD. „Denn BIM erzeugt nicht ‚von selbst‘ bessere Planungsleistungen.“ Daher verfolgt TÜV SÜD beim BIM-Management einen mehrstufigen Ansatz, der auf die lebenszyklusbezogene Leistungsoptimierung eines Gebäudes ausgerichtet ist und nicht nur auf die Qualität der BIM-Modelle als Planungsgrundlage. Schmidt: „Das erreichen wir durch einen Leitprozess, in den wir BIM-Experten, technische Gewerke-Sachverständige für Planungen und Prüfer für die Umsetzung von vertraglichen oder marktbezogenen Leistungsbildern einbinden.“

In der ersten Stufe führen die BIM-Manager von TÜV SÜD die Gewerkemodelle auf Revit- oder IFC-Basis, aber auch DWG-basierte Planungen im Ist-Zustand zusammen. Nach der Erstellung eines harmonisierten Koordinationsmodells liegt eine prüfbare Gesamtdokumentation des Projektes vor. Als erste Qualitäts- und Risikoinstanz prüfen die BIM-Manager mit einem 65 Punkte umfassenden Model Check, wie hinreichend das Projekt datentechnisch erstellt wurde. Das ermöglicht eine klare Aussage darüber, in welchen Bereichen die BIM- oder DWG-basierte Fachplanung als Dokumentation für nachgelagerte Prozesse und Projektbeteiligte geeignet ist bzw. wo noch Nachbesserungsbedarf besteht.

„Nach den BIM-Managern übernehmen unsere technischen Gewerke-Ingenieure das Projekt“, erklärt Tobias Schmidt. „Sie prüfen ebenfalls mit Hilfe von Model Checkern, ob lokale Normen oder Auftraggeber- Richtlinien eingehalten werden – ob beispielsweise die HKLS-Entwurfsplanung die Projektvorgaben dem Leistungsbild entspricht.“ So lässt sich rasch erkennen, ob eine Entwurfsplanung dem Vertrag entspricht oder ob eine unvollständige Planung an andere Fachplaner oder Baufirmen weitergegeben wird – und Kosten für Risiken oder Mängel erst in einer späteren Projektphase entstehen.

Nach dem Modellierungsaudit und dem Vollständigkeitscheck werden BIM-Projekte in der dritten Stufe an die Fach-Inspektoren beispielsweise für Fassaden, Brandschutz oder HKLS-Auslegungen übergegeben. Sie validieren die technische Güte der BIM-basierten Planung mit Blick auf den anerkannten Stand der Technik und auf weiteres Optimierungspotential. „Auch dafür verwenden wir eigens programmierte Model Checks“, erklärt Tobias Schmidt. „Zudem setzen wir für komplexe Aspekte integrierte Simulationen der späteren Betriebs- und Nutzungsszenarien ein.“ Durch die thermische Simulation von Fassade und Lüftung ermittelten die TÜV SÜD-Experten beispielsweise bei einem Labor- und Bürogeb.äude in Singapur ein Einsparpotenzial von 50 Prozent. In der Bauphase implementiert TÜV SÜD die vierte Stufe des digitalen Qualitäts- und Risikomanagements. Dafür wird das BIM-Modell mit hochaufgelösten Punktwolken aus Baustellen-Scans überlagert. „Dabei kombinieren wir BIMAlgorithmen mit unserem Bau-Praxis-Know-how, um die Datenvolumen und die Dauer der Baustellen-Scans zu reduzieren“, so Schmidt. Zudem werden die verschiedenen Scan-Durchläufe über das Portal von Contilio, einem Partner von TÜV SÜD, automatisch referenziert und aufbereitet. Der automatisierte Abgleich zwischen „wie geplant“ (BIM) und „wie gebaut“ (Scan) führt zu einer deutlichen Reduzierung des Zeitaufwandes.

„Mit diesem mehrstufigen Qualitäts- und Risikomanagement in der gesamten Planungs- und Bauphase schaffen wir die Voraussetzung für erfolgreiche ‚Wertschöpfungspartnerschaften‘ zwischen Bauherren und Auftragnehmern“, betont Tobias Schmidt. „Nur durch eine neue, gemeinsame Baukultur können beide Seiten vom Qualitäts- und Sicherheitsplus und vom Kostensenkungspotential profitieren.“

Weitere Informationen finden Sie unter: www.tuvsud.com/de

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.