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22. Sep 2022

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Lifestyle

Richtig runterkommen

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Nik Shuliahin/unsplash

Sowohl Gesundheitsprävention als auch die Therapie chronischer Zivilisationserkrankungen sollte idealerweise ganzheitlich und nachhaltig ausgerichtet sein.

Ständige Erreichbarkeit, Reizüberflutung, Überforderung, Existenzangst – schon vor Corona, Krieg und Inflation war das Leben vieler Menschen geprägt von chronischem und emotionalem Stress. Isolation, Angst vor Krankheit und wirtschaftlichem Abstieg kommen nun noch on top und bringen Viele um den Schlaf. Experten sind sich einig, dass bei gut 80 Prozent aller Krankheiten und gesundheitlichen Störungen Stress eine maßgebliche Rolle spielt. In Kombination mit ungesunder Ernährung, Bewegungsmangel, Alkohol oder Nikotin entsteht ein Teufelskreis sich gegenseitig triggernder Krankheiten. So nimmt die Anzahl chronischer sowie lebensstil- oder stressassoziierter Erkrankungen mit jedem Tag zu.

Glücklicherweise gilt das auch für die Anbieter entsprechender Therapiemöglichkeiten. Die meisten von ihnen gehen ganzheitlich und nachhaltig vor. Die therapeutischen Konzepte umfassen Körper, Geist und Emotionen und zielen auf eine dauerhafte Lebensumstellung mit gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf sowie einem effektiven Stressmanagement ab. Der Großteil der Behandlungskonzepte setzt zudem präventiv an, also bevor Symptome und gesundheitliche Störungen auftreten. Eine Vielzahl der Ansätze integriert dabei naturheilkundliche und komplementärmedizinische Systeme.

Wachsenden Anklang finden dabei alte fernöstliche Gesundheitslehren wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Ayurveda – sowohl in der Therapie als auch in der Prävention. Insbesondere die Nachfrage nach dem Diagnose- und Therapiesystem der ayurvedischen Gesundheitslehre steigt in unseren Breitengraden kontinuierlich, seit immer mehr Menschen wissen, dass die über 2000 Jahre alte Lehre viel mehr als nur Wellness ist. Und seitdem man für Reinigungskuren wie Panchakarma nicht in den Flieger nach Indien steigen muss. So gibt es hierzulande eine wachsende Zahl professioneller Anbieter von Ausleitungskuren und manuellen Anwendungen zur Stärkung der Resilienz und des Immunsystems. Mithilfe von Ausleitungsverfahren, Kräutermedizin, Yoga, Meditation, individuell abgestimmten Massagen und einer typgerechten, gesunden Ernährung sollen die Selbstheilungskräfte des Organismus aktiviert werden. Seriöse Ayurvedakuren dauern mehrere Wochen und finden unter ärztlicher Anleitung statt – idealerweise mit einer Vorbereitungsphase vor Kur- oder Reiseantritt.

Wichtig ist auch, dass persönlicher Typus und individuelle Konstitution in die Behandlung mit einfließen. Denn die Grundlage für die individuelle ayurvedische Heilbehandlung und Ernährungsberatung sind drei das körperliche und seelische Gleichgewicht bestimmende Lebensenergien. Nur wenn die drei sogenannten Doshas „Vata“, „Pitta“ und „Kapha“ im Gleichgewicht sind, kann der Körper gesunden. Damit das so bleibt und ein Rückfall in krankmachende Gewohnheiten verhindert wird, gehört nach Ayurvedakuren idealerweise eine Umstellung auf die gesunde Lebensweise zur Nachbehandlung. Manche Anbieter haben gar die Wirkungsweise von Ayurveda auf die westliche Gesellschaft adaptiert und praktizieren neue Methoden, Rezepturen und Behandlungen in Kombination mit anderen Heil- und Therapieverfahren. Denn so individuell wie der Mensch ist, sollte er auch behandelt werden.

Fakten: Panchakarma gilt als eine der wichtigsten Ayurvedakuren und bedeutet so viel wie „fünffache Reinigung“. Mit den fünf Ausleitungsverfahren Einlauf, Abführen, Erbrechen, Aderlass und Nasenspülung soll der Organismus entgiftet werden. Massagen, Schwitzkuren und die Einnahme von Kräuterölen bereiten den Körper auf die Ausleitungen vor. Die unter ärztlicher Aufsicht durchgeführte Kur beansprucht drei bis 12 Wochen.