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4. Apr 2019

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Gesundheit

Rückenschmerzen – wir operieren zu viel in Deutschland!

Rückenschmerzen zählen auch im 21. Jahrhundert zu den größten Volkskrankheiten der Welt. Unabhängig von Alter, Bevölkerungsschicht oder Berufsgruppe – Rückenschmerzen können jeden treffen. Die gute Nachricht zuerst: „Rücken“ ist eine gesunde Krankheit. Haben Sie dort Beschwerden, ist das weder lebensbedrohlich, noch verkürzt es Ihre Lebenserwartung. Es gibt allerdings auch eine schlechte Nachricht – Rückenschmerzen können die Lebensqualität dramatisch einschränken. 

Millionen Menschen in Deutschland leiden unter teils heftigen Rückenschmerzen. Nur 15 Prozent der Rückenleiden lassen sich auf eine spezifisch organische Ursache zurückführen. Dabei trifft es statistisch primär die Altersgruppe der 50-Jährigen. Man geht davon aus, dass jeder vierte 15- bis 16-Jährige bereits Rückenschmerzen hat. Dann nehmen die Beschwerden zu und haben ihren höchsten Punkt um die 50. Doch das liegt meistens nicht nur an dem degenerativen Alterungsprozess, dem wir alle unterworfen sind. Rückenschmerzen sind eine Erkrankung, die durch das Aufeinandertreffen von zwei Organen entsteht. Es muss nicht einmal der Rücken sein, aber immer ist das Gehirn beteiligt. Freude, Glück, Zufriedenheit, aber auch ein guter Arbeitsplatz können sich dabei positiv auf die Wahrnehmung oder auch Entstehung des Schmerzes auswirken. Stress, Einsamkeit und Depressionen wirken hingegen eher wie ein Verstärker oder Auslöser der Schmerzen.

Obwohl moderne konservative Therapien oft ausreichen, werden immer mehr Patienten operiert. Patienten fühlen sich oft hilflos und ausgeliefert. Bei den meisten Rückenbeschwerden von Patienten, die keinen degenerativen Befund haben, gehen wir von einer falschen Haltung, zu wenig Bewegung und von Verspannungen der Muskulatur aus. In vielen Fällen ist jedoch ein Bandscheibenvorfall die Ursache. Dabei heilen neun von zehn Bandscheibenvorfällen innerhalb von 12 Wochen auch ohne Operation aus. Bei starken Schmerzen ist der Gang zum Arzt unvermeidbar. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Orthopäden erfolgt in der Regel ein Röntgen der Wirbelsäule. Oft wird dem Patienten dann zu einer Operation geraten. Von den ganzen Operationen, die gemacht werden, sind nur ein bis zwei Prozent unvermeidlich. Das sind die, die wirklich einen nervalen Schaden haben. 

Ein Eingriff an der Wirbelsäule kostet ca. 10.000 Euro, während die konservative Behandlung dieser Beschwerden von den gesetzlichen Krankenkassen mit einem Regelleistungsvolumen von etwa 30 pro Quartal vergütet wird, egal wie oft der Patient kommt. Eine Operation entspricht damit rund 30 Behandlungsjahren. So lange das Gesundheitssystem OP-Leistungen finanziell stärker bewertet und konservativen Methoden zu gering, ist der Weg in die OP bereits gebahnt. Denn die Zeit, die eine konservative Behandlung – vom ausführlichen Anamnesegespräch über die gründliche Untersuchung bis hin zu Folgeterminen – ins Anspruch nähme, können sich niedergelassene Kassenärzte heute nicht mehr leisten. 

Dabei ist gerade die konservative Therapie im orthopädischen Bereich besonders wirksam und nachhaltig und ca. 90 % aller Operationen ließen sich damit vermeiden. Mit einem gezielten Mix aus schmerztherapeutischen und multimodalen Behandlungen, Mobilisation und anschließender Kräftigungstherapie kann man innerhalb einigen Wochen schmerzfrei werden und auch bleiben. Diese Behandlungen sind schonend, kosten ein Viertel im Vergleich zu einer Operation mit langwierigen Reha-Maßnahmen – und alles mit deutlich weniger Risiken und Nebenwirkungen.

Dr. Martin Marianowicz,
Facharzt für konservative Orthopädie, Sportmedizin und Schmerztherapie

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wertvolle Familiengesundheit – Ein Beitrag von Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes e. V.

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den letzten globalen Krisen und Ereignissen sind Familien, insbesondere ihre jüngsten Mitglieder, körperlich und psychisch stark unter Mitleidenschaft gezogen. Eltern und Kinder geraten immer wieder an die Grenzen ihrer gesundheitlichen Belastbarkeit. Manchmal reicht bereits der Alltag aus, um Stressfaktoren überhandnehmen zu lassen. Die Gesundheit von Familien ist jedoch nicht nur ihre persönliche Angelegenheit, sondern grundlegend für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Dass es den Kindern gut geht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der Eltern an sich natürlich, aber auch der Politik, die die Leitplanken für eine gute Vor- und Nachsorge stellen muss. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheitsvorsorge, damit Eltern und Kinder durch Belastungen gar nicht erst ernsthaft krank werden. Ein sehr gutes Beispiel solcher Vorsorgeeinrichtungen sind die Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, die eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, leider aber immer noch nicht alle kurbedürftigen Eltern erreichen. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kurprogramme bei Eltern schlichtweg nicht bekannt sind. Hier sollte es uns ein großes Anliegen sein, diese wichtige Komponente des Gesundheitsschutzes unter den Eltern deutlich geläufiger zu machen. Die Möglichkeiten, präventiv oder gesundheitsfördernd zu wirken, sind in der Tat vielfältig: Workshops zu gesunder Ernährung sowie Bewegung oder zur Stressbewältigung. Kochkurse, Sportprogramme, Schulungen zur Unfallverhütung im Haushalt und viele mehr ergänzen die Vorsorgevielfalt. Hilfreich ist, wenn sie die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Doch in der Verantwortung stehen Eltern selbst. Bei ihnen fängt Familiengesundheit überhaupt erst an. Dazu gehört die Weitergabe von gesunden Lebensgewohnheiten genauso wie die emotionale Unterstützung. Keine noch so gute Vor- und Nachsorgemaßnahme genügt, wenn sich Familien nicht darauf verlassen können, dass sie sie im Bedarfsfall auch erhalten. Es ist daher unabdingbar, dass die Finanzierung von Angeboten sichergestellt ist. Auch, wenn die Diskussionen um die Geldmittel in diesen Tagen intensiv geführt werden, muss die Familiengesundheit unserer Gesellschaft einiges Wert sein. Hier zu sparen, bedeutet an der Gesundheit zu sparen. Ein falscher Ansatz! Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie. Daher ist auch die Frage relevant: Was können Familien selbst für die Gesundheit tun? Darauf erhalten Sie in diesem Heft Tipps, Hintergrundinformationen und vielfältige Anregungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wert von gegenseitiger Unterstützung, von gemeinsam verbrachter Zeit und einem harmonischen Familienleben, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu fördern. >Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie.