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10. Okt 2023

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Business

Schadensentwicklung aufgrund von Cyberangriffen

Journalist: Julia Butz

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Foto: Adam Winger/unsplash

Angesichts fortschreitender Technik und verbesserter Technologien haben Umfang und Qualität von Cyberangriffen dramatisch zugenommen.

Cybergefahr ist größte Sorge der Unternehmen und laut Allianz Risk Barometer 2022, bei dem über 2000 Unternehmen befragt wurden, erstmalig auf den ersten Platz gerückt, noch vor der Sorge von Betriebsunterbrechungen, Naturkatastrophen und Klimawandel. Cyberangriffe verursachten einen Gesamtschaden von 223 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft, eine Schadenssumme, die sich gegenüber 2018 und 2019 mehr als verdoppelt hat. 2020/2021 waren neun von zehn Unternehmen von Cyberangriffen betroffen (Bitkom Research 2021).

Hackerangriffe können innerhalb kürzester Zeit erhebliche oder existenzbedrohende Ausfälle und Störungen auslösen: Produktionsstillstand, Ausfall von Informationssystemen, Störungen in Betriebsabläufen, Diebstahl von geistigem Eigentum und Finanzmitteln. Laut Bitkom Research 2021 gehört der Datendiebstahl zur attraktivsten Beute. Dabei werden die digitale Kommunikation abgehört, E-Mail-Inhalte, personenbezogene und Finanzdaten abgeschöpft, Geschäftsinformationen wie Produktdaten oder Patente gestohlen. IT-Security-Experten beobachten eine zunehmende Professionalisierung mit immer raffinierteren Angriffsstrategien. Vom Hobby-Hacking zum organisierten Cybercrime, das Datendiebstahl auf Bestellung anbietet.

Social Engineering, Phishing, Ransomware, DDoS, Malware – die Bezeichnung der Angriffsarten sind vielfältig, Einstiegstor ist dabei meist die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine: Phishing-Mails täuschen die Identität eines vertrauenswürdigen Kontaktes vor, wie die eigene HR-Abteilung, die Hausbank, ein Kollege o. Ä. und fordern den Nutzer per künstlich erzeugter Dringlichkeit auf, persönliche Identifikationsdaten preiszugeben, um so Zugang zum internen Netzwerk und vertraulichen Dokumenten zu erhalten.

Die Malware gehört zu den gängigsten Formen im Cybercrime. Die Systeminfiltrierung erfolgt meist als Anhang oder Link einer E-Mail, die sich mit einem bloßen Klick ins interne System einschleust. Dabei verschlüsseln Viren das Computersystem in extrem schnellem Tempo, mit dem Ziel, ganze IT- und OT-Systeme zu behindern oder zu kontrollieren. Die Erpressungs- oder Ransomware verhindert den Zugang auf das System mit den eigenen Nutzerdaten, verbunden mit einer Aufforderung zur Lösegeldzahlung. Distributed-Denial-of-Service (DDoS)-Angriffe infizieren die IT-Systeme und überlasten sie z. B. durch eine Flut von Anfragen gezielt bis zur Serverüberlastung. Auch wenn es nicht in allen Fällen zum Zusammenbruch führen muss, werden die Systeme in ihrer Reaktionsgeschwindigkeit oder Verfügbarkeit massiv behindert. Neben den wirtschaftlichen Schäden, Reputationsschäden und kostspieligen Aufwendungen zur Wiederherstellung der Betriebsbereitschaft können den Unternehmen bei Diebstahl personenbezogener Daten zudem Bußgelder in Millionenhöhe drohen. Denn im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung sind diese für den sensiblen Umgang und die entsprechende Sicherung verantwortlich.

Cyberangriffsziele sind branchenübergreifend Unternehmen aller Größen. Zwar sind die Großen in der Regel lukrativere Ziele, aber auch kleinere und mittlere Betriebe, die durch geringere personelle und finanzielle Mittel oftmals unzureichend ausgestattet sind, rücken zunehmend in den Fokus. Auch kann der Angriff bei der sogenannten Supply-Chain-Attacke auf Lieferanten oder Geschäftspartner erfolgen, um über diesen Umweg, oftmals lange unbemerkt, Zugang zum eigenen Netzwerk zu erhalten. Die fehlende Angriffserkennung ist eine der größten Lücken in der Cybersicherheit. Je komplexer ein Betrieb ausgestattet ist und je mehr Personen in die Nutzung involviert sind, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit mangelnder Schutzmechanismen. Unzureichend geschulte Mitarbeiter installieren mit einem unbedachten Klick auf einen schadhaften Link eine unbekannte Quelle Angriffssoftware unwissentlich – oder vorsätzlich.

Sicherheitsrisiko Homeoffice: Hybride Arbeitsbedingungen, bei denen außerhalb des Firmennetzwerks gearbeitet wird, machen es Cyberkriminellen noch leichter: 41 % der in der Bitkom-Studie befragten Unternehmen gaben an, dass Mitarbeiter über Phishing-Mails aufgefordert wurden, sensible Daten preiszugeben, bei über der Hälfte mit einem daraus folgenden Schaden. Bei knapp 59 % der Unternehmen habe es Sicherheitsvorfälle im Zusammenhang mit Homeoffice-Anwendungen gegeben.

Fortschreitende Technik und die Durchdringung mit digitalen Technologien schaffen neuartige Bedrohungsszenarien für die Wirtschaft, die von funktionierenden und integren IT- und OT-Infrastrukturen abhängig ist. Denn nicht nur die Officewelt, auch Fertigung und Maschinen sind zunehmend an Netzwerke angeschlossen. Für die Absicherung der Produktions- und somit Kerninfrastruktur eines Unternehmens ist Cyberresilienz daher umso wichtiger – und kann aufgrund wachsender Angriffsflächen ganz nebenbei zum Wettbewerbsvorteil werden.

Neben einer Grundsicherheit bedarf es der Analyse der individuellen Bedrohungslage durch Security-Experten, die Risiken und versteckte Schwachstellen identifizieren und Abwehrkonzepte entwickeln, die passgenau und im Tagesgeschäft praktikabel sind. Prävention und die Minimierung menschlicher Sicherheitsrisiken durch medienkompetente Mitarbeiter und Schulungen für den Umgang mit Netzwerkausfällen sind der Schlüssel, um das Schadensausmaß im Falle eines Falles zu begrenzen und die Handlungsbereitschaft rasch wiederherzustellen zu können.

Fast die Hälfte aller deutschen Unternehmen ist 2020/21 wenigstens einmal Opfer einer Cyberattacke geworden (Statista Research Dep. 4/2021). Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bezeichnet die IT-Sicherheitslage in Deutschland in seinem Jahresbericht 2021 als „angespannt bis kritisch“.

23. Okt 2025

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Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.