29. Dez 2025
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Gesundheit
Journalist: Kirsten Schwieger
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Foto: Marcus Höhn, Hanna Pad/pexels
Die Dermatologin und Ernährungsexpertin Dr. Yael Adler verrät, wie Frau die Haut wieder ins Lot bringt, wenn die Hormone verrückt spielen.

Dr. Yael Adler, Dermatologin, Gesundheitswissenschaftlerin & Autorin
Welche Auswirkungen können hormonelle Schwankungen auf die Haut haben?
Wenn das Gleichgewicht schwankt – durch den Zyklus, die Pille oder Pillenwechsel oder in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren – kann das dazu führen, dass sich Unreinheiten entwickeln. Es kann aber auch zu Trockenheit, Rötungen, Juckreiz oder auch verstärkter Fältchenbildung kommen. Auch Entzündungen können zunehmen, weil die Schutzbarriere empfindlicher wird.
Welche Hautpflege empfiehlt sich bei hormoneller Akne?
Bei einer hormonell-bedingten Akne muss man erstmal genauer hinschauen, ob nicht zu viele männliche Hormone am Start sind – sprich: Testosteron oder auch das DHEA aus der Nebenniere – oder die Haut einfach empfindlicher auf die normalen Hormone reagiert, die im Blut herum schwimmen. Außerdem sollte man auf Zucker, Weißmehl, Fast Food, Kuhmilch und Marihuana verzichten bzw. den Konsum größtmöglich reduzieren, weil diese u. a. den Insulin-like growth factor 1 im Körper freisetzen, der die Talgdrüsenaktivität hochfährt – was dann noch zu den Hormonen hinzukommt. Wichtig ist ansonsten, die Haut mit warmem Wasser und einem Handtuch zu reinigen und keine fetten Cremes aufzutragen. Wirkstoffe, die von außen wirken, gibt es beim Hautarzt: von Fruchtsäuren über Zink, antibiotischem Erythromycin, Clindamycin in Kombination mit z. B. antibakteriellen Benzoylperoxid bis hin zu den Vitamin A-Abkömmlingen, Tretinoin, Adapalen und Trifaroten. Diese Wirkstoffe haben allerdings keinen direkten Einfluss auf die Talgdrüsenaktivität. Das gelingt nur über die Gabe von innen – mit anti-männlichen Hormonen und Isotretinoin.
Und welche Hautpflege empfiehlt sich während der Wechseljahre?
Die Hautpflege während und nach den Wechseljahren richtet sich wirklich nach dem individuellen Hautbild. Häufig ist es so, dass mit dem sinkenden Östrogen die Haut dünner und trockener wird und natürlich auch ein Elastizitätsverlust eintreten kann, weil die Kollagenstrukturen aufgrund des natürlichen Alterungsprozesses schneller abgebaut werden. Hier kann es sinnvoll sein, mehr Lipide hinzuzufügen, die dann wiederum für mehr Feuchtigkeitseinschluss sorgen und somit eine Schutzbarriere darstellen – aber nur auf wirklich trockenen Stellen. Auf eine fettige T-Zone muss man keine extra Creme auftragen. Grundsätzlich sollte auf Duft-, Farb- und klassische Konservierungsstoffe verzichtet werden – weniger ist mehr. Und natürlich an Sonnenschutz denken.
Was zeichnet eine hormonfreundliche, hautgesunde Ernährung aus?
Verzicht auf Zucker, Weißmehl, Süßstoffe und gehärtete Fette so gut wie es geht. Proteinreich essen – also 1,3 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht – damit die Haut aufgebaut, geschützt und repariert wird. Mindestens 30 Gramm Ballaststoffe am Tag und viele sekundäre Pflanzenstoffe. Und natürlich alle Mikronährstoffe, die die Haut braucht, um gut zu funktionieren: Vitamin D mit K2, Omega-3-Fettsäuren, Zink, Selen, organisches Magnesium und Jod. Bei den B-Vitaminen besser im Blut nachmessen, weil nicht jeder braucht hier immer alles.
Was halten Sie von Hormonkosmetik gegen Hautalterung?
Arzneimittel wie Östradiol, Estriol und Progesteron in einer Derma-Membran-Struktur-Creme plus niedermolekulare Hyaluronsäure sowie ein bisschen Vitamin A, C, E und Coenzym Q10 schreibe ich meinen Patienten tatsächlich auf. Denn diese Hormone gelangen wirklich in die zweite Hautschicht und können dort für einen Kollagenaufbau sorgen.
Die Haut ist ein Hormonorgan und produziert etwa 30 verschiedene Hormone, die abgegeben werden oder auf die Haut selbst einwirken können. Neben passender Hautpflege, Hormontherapien und Ernährungsumstellung sorgen auch Stressmanagement, Bewegung und Alkoholverzicht für eine gesunde Haut.