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17. Dez 2019

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Gesellschaft

Sicherheit im Fall des Falles

Journalist: Armin Fuhrer

Cyberkriminalität hat sich, gerade für kleine Unternehmen, zu einer der gefährlichsten Erscheinungen entwickelt. Eine Cyber-Versicherung bietet Schutz.

Viele deutsche Unternehmen sehen in Angriffen auf ihre Daten inzwischen eines der größten und gefährlichsten Probleme. Zurecht: Gelingt es Hackern, in das unternehmenseigene System zu gelangen und Daten zu stehlen, zu vernichten oder zu sperren, um das Unternehmen erpressen zu können, kann das schnell schlimme und teure Folgen haben. Entgegen einer noch immer weit verbreiteten Meinung sind es nicht die großen Konzerne und Unternehmen, die besonders häufig von solchen Attacken betroffen sind, sondern mittlere und kleine – bis hin zum Freelancer, der zuhause am heimischen Schreibtisch arbeitet. Das liegt unter anderem daran, dass die Schutzmaßnahmen bei den kleinen oftmals nicht so ausgefeilt sind wie bei großen Unternehmen, die möglicherweise über eine eigene gut entwickelte IT-Sicherheitsabteilung verfügen oder einen IT-Sicherheits-Dienstleister bezahlen können.

Natürlich gibt es auch für Kleinstunternehmer und kleine Mittelständler Möglichkeiten, sich gegen solche Hacker-Angriffe zu wehren. Ganz oben stehen immer eine gut funktionierende Virenabwehr, die stets auf dem neuesten Stand ist, und eine Firewall. Denn die Kriminellen feilen ständig an ihren Methoden, um an Daten zu kommen oder den Betrieb eines Unternehmens zu stören. Auch die sich ständig erweiternde Vernetzung bietet immer mehr Einfallsmöglichkeiten in das System. Das bedeutet: Mögen die Schutzmaßnahmen auch noch so gut sein – eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Hackern gelingt es immer wieder, in die Systeme von Unternehmen einzudringen.

Um Unternehmen und Selbständige gegen den dann drohenden Schaden abzusichern, bieten immer mehr Versicherungsgesellschaften eine spezielle Cyber-Versicherung an, die gegen die Folgen solcher Angriffe schützt. Sie besteht in der Regel aus einer Haftpflichtversicherung, einer Betriebsausfallversicherung und einer Vermögensschadenshaftpflicht. Damit sollten die drei wichtigsten Gefahrenquellen abgedeckt sein. Denn neben dem Schaden für die eigene Firma kann auch ein immenser Schaden für einen Kunden anfallen. Wenn dieser einen Schadensersatz einfordert, kann das für ein nichtversichertes kleines Unternehmen schnell ein großes Problem bis hin zum Ende bedeuten. Und ebenso kann ein durch einen Hackerangriff bedingter Betriebsausfall für ein Startup das Aus bedeuten, bevor es überhaupt richtig losgelegt hat.

Vor dem Abschluss gilt für Cyberversicherungen das Gleiche wie für alle anderen Versicherungen auch: Man sollte immer mehrere Angebote vergleichen. Wer dabei nur an die Kosten denkt, muss später in einem möglichen Schadensfall sonst nämlich vielleicht feststellen, dass er just gegen diesen Fall gar nicht versichert ist. Zu den Leistungen, die eine Cyber-Versicherung enthalten sollte, gehören Eigenschäden, die durch Hacker-Angriffe entstanden sind, Haftpflichtansprüche Dritter bei eigenem fehlerhaften Vorgehen, die Bereitstellung einer Sicherheitssoftware, um den Eintritt eines Schadensfalls am besten zu vermeiden, die Kosten für die Wiederherstellung von verlorengegangenen oder gelöschten Daten nach einem Angriff und die von zerstörter Software. Ebenso sollten die Kosten für einen Computer-Forensik-Analysten, das Krisenmanagement und eine telefonische Rechtsberatung inbegriffen sein. Und nicht zuletzt kann es auch nötig werden, rufschädigende Inhalte aus den sozialen Medien entfernen zu lassen – auch das kann kosten- und zeitintensiv sein. Wer eine Betriebsunterbrechung im Falle eines Schadens befürchtet – und das ist noch immer die größte Befürchtung deutscher Unternehmen – sollte sich auch dagegen versichern. Das kommt vor allem für Unternehmen in Betracht, die ausschließlich oder zu einem sehr großen Teil über das Internet arbeiten. In der jüngeren Vergangenheit kam es zudem zu vielen Angriffen von Erpressern, die in das System eindringen, den Zugriff zu den Daten blockieren und sie erst nach der Zahlung eines „Lösegelds“ wieder freigeben. Daher kann es auch sinnvoll sein, sich gegen eine solche Erpressung zu versichern.

Angriffe kommen übrigens sehr häufig gar nicht von außen, sondern von innen – von den eigenen Mitarbeitern. Gegen diese Gefahr sind die Bedingungen der Versicherer sehr unterschiedlich und man sollte unbedingt einen genaueren Blick auf diesen Punkt im Vertrag werfen. Zwar bieten fast alle Versicherer die Kostenübernahme für den Fall einer Löschung der Daten oder einer anderen Art der Manipulation oder für den Fall, dass ein Mitarbeiter Daten aus Versehen gelöscht hat, an. Doch wenn er Lücken im Sicherheitssystem ausgenutzt hat, kann es sein, dass die Versicherungsgesellschaft sich weigert, die Kosten für die Behebung des Schadens zu übernehmen.

Gerade Freelancer und Kleinstunternehmen sollten Wert auf den Abschluss eines speziell für ihre Belange individuell entwickelten Vertrags legen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie für viele Leistungen bezahlen müssen, die sie gar nicht brauchen. Es gibt auch Unternehmen, für die eine Cyber-Versicherung überflüssig ist. Doch für eine steigende Zahl von Unternehmen und Selbständigen macht sie Sinn in einer Zeit, in der die Vernetzung immer weiter zunimmt und Kriminellen immer mehr Möglichkeiten gibt, in das System einzudringen und größtmöglichen Schaden anzurichten.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.