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13. Nov 2020

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Gesellschaft

Sparen wie die Weltmeister

Journalist: Armin Fuhrer

Die Deutschen vertrauen noch  immer auf klassische Anlagemöglichkeiten – Zeit für ein radikales Umdenken, raten Experten.

Den Titel des Fußball-Weltmeisters hat Deutschland 2018 zwar wieder verloren, aber auf einem anderen Gebiet bleiben wir unschlagbar: Beim Sparen. Geht es darum, Geld auf die hohe Kante zu legen, sind und bleiben wir die Champions. 2019 stieg das private Vermögen hierzulande alleine im Vergleich zum Vorjahr um 441 Milliarden auf insgesamt 6,6 Billionen Euro. Damit sind die Deutschen weiterhin auf Rekordkurs. Zwar hat sich in dieser Zeit der Vermögensaufbau auch deshalb stark beschleunigt, weil sich die steigenden Aktienkurse auszahlten. Aber laut einer Studie der DZ-Bank hatte den größten Anteil am Vermögensaufbau erneut die ganz herkömmliche, bei den Deutschen sehr beliebte Methode des Sparens. Die Sparquote der privaten Haushalte liegt bei rund elf Prozent. Das bedeutet: Von 100 Euro, die ein Bundesbürger zur Verfügung hat, legt er elf Euro ganz klassisch als Reserve beiseite. Damit hielt der Trend, den das Statistische Bundesamt seit Jahren erkennt, auch im Zeitraum des Jahres 2019 an. Sparbuch, Tagesgeldkonto, Sparpläne und ähnliche Varianten stehen weiterhin ganz hoch im Kurs.

Eigentlich ein erstaunlicher Zustand, denn die Zinsen liegen bereits seit Jahren extrem niedrig, und immer mehr Banken kassieren sogar Negativzinsen. Was viele Menschen hierzulande offensichtlich bevorzugen, sehen Experten kritisch. Denn aufgrund der weggebrochenen Zinsen, oder sogar Negativzinsen, fällt eine wichtige Säule des Vermögensaufbaus weg. Wer früher Geld auf sein Sparbuch brachte, bekam schließlich dafür Zinsen und vermehrte somit sein Kapital. Doch das gehört schon seit Jahren der Vergangenheit an. Aber obwohl vielen Sparern diese negative Entwicklung durchaus bewusst ist, sehen sie keinen Grund, ihre Strategie zu ändern. In einer Umfrage des Fondsanbieters Union Investment sagten 2019 immerhin 74 Prozent der Befragten, dass sie auch weiterhin ihr Sparbuch behalten wollen. 

Experten weisen darauf hin, dass die Niedrigzinsphase noch eine ganze Weile anhalten werde und raten dringend dazu, das Sparverhalten zu verändern – und zwar in Richtung Investitionen in reale Sachwerte wie Immobilien oder Aktien. Doch gerade was Aktien betrifft sind die Deutschen nach wie vor zu-rückhaltend. Das hat einerseits mit dem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber der Börse zu tun, andererseits wirkte der Zusammenbruch des Neuen Marktes Anfang des Jahrtausends auf viele ab-schreckend. Und das trifft nicht nur auf diejenigen Anleger zu, die damals viel Geld verloren, sondern auch auf deren Kinder. Eine Untersuchung der Fondsgesellschaft Deka Investment hat zudem er-geben, dass Eltern ihre Unlust, in Aktien zu investieren, auf ihren Nachwuchs weitervererben. Wirtschaftsexperten fordern daher, dass das Thema in der Schule viel stärker in den Fokus gerückt wird.

Nicht verwunderlich ist es vor diesem Hintergrund, dass Deutschland mit einer Aktionärsquote von gut 16 Prozent weit hinter anderen Ländern liegt, allen voran den USA, wo der Staat das Investieren in Aktien als Altersvorsorge stärker fördert. Hier liegt die Quote bei 50 Prozent. Damit ist der Wirtschaftriese Deutschland zugleich ein Börsenzwerg – während das Land auf rund fünf Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung kommt, sind es nur gut 2,6 Prozent der globalen Marktkapitalisierung. Das ist auch ein Problem für die Volkswirtschaft, denn Unternehmen fällt es hier-zulande schwer, sich ausreichend Kapital an der Börse zu verschaffen.

Die längerfristigen Folgen können sehr negativ sein. Denn die Bevorzugung niedrigverzinster Anlageprodukte wie Sparbücher oder das Prämiensparen steigert die Gefahr der Altersarmut, weil sich die Vermögen eben kaum noch vergrößern. Zusätzlich negativ wirkt sich die Inflation aus. Ein weiteres Problem sehen Experten darin, dass Eltern, die Geld für ihre Kin-der anlegen, ebenfalls in die niedrigverzinsten Produkte anlegen. Nur 20 bis 30 Prozent der Bundesbürger, die Geld für ihre Kinder sparen, investieren in Aktien oder Fondspläne. Nach einer Modelrechnung der Investmentgesellschaft Deka kamen für ein 1980 geborenes Kind, für das die Eltern jeden Monat 50 Euro bis zur Volljährigkeit in klassischen Zinssparprodukten anlegten, knapp 17.500 Euro zusammen. Zehn Jahre später waren es nur noch 14.000 und nochmals zehn Jahre später nur noch 11.700 Euro. Für das im Jahr 2000 geborene Kind müssten die Eltern acht Jahre länger sparen, um auf die gleiche Summe zu kommen, wie für das 20 Jahre früher geborene.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.