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23. Dez 2020

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Gesellschaft

Staubsauger zum Sitzen oder Falt-Möbel

Journalist: Helmut Peters

Lutz Dietzold ist seit 2002 Geschäftsführer des Rates für Formgebung. Er studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Germanistik in Frankfurt.

Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rates für Formgebung, Foto: Lutz Sternstein

Ein irritierendes Jahr 2020 liegt hinter uns. Wie hat das die Schöpfungen der Designer beeinflusst?

Das unfreiwillige Verweilen in den eigenen vier Wänden war gewissermaßen ein Glücksfall für die Designindustrie: Viele haben sich eingängiger damit befasst, wie sie sich ein Umfeld schaffen, in dem sie gern viel Zeit verbringen. Da hilft natürlich Ästhetik, aber auch Qualität. Da zahlt sich gut durchdachtes Design in jeder Hinsicht aus. Die Designer konnten sich in diesem Jahr also vor allem darüber freuen, dass ihre gelungenen Entwürfe derzeit neuentdeckt werden. Die Herausforderung Homeoffice hat auch ein paar intelligente Produktideen fürs Zuhause hervorgebracht wie z. B. Mikroarbeitsplatzlösungen von Sedus Stoll oder modulare Möbel, die sich schnell den unterschiedlichen Nutzungen des Lebensraums anpassen lassen.

Was steht bei den jungen, zum Teil ja auch ausgezeichneten Designern aktuell im Fokus?

Design sucht nach Lösungen, die ihrer Zeit voraus sind. Es fragt nach den Bedingungen des Morgen und welche Dinge oder Lösungen diese Zukunft besser machen. Der German Design Award ist jedes Jahr ein schönes Brennglas für das, was die Designwelt umtreibt. Ein großer Treiber für Innovationen ist seit Jahren das Thema Nachhaltigkeit. Die Designer sehen sich in der Verantwortung, unsere Welt von morgen aktiv mitzugestalten. Von der Auswahl der Materialien über die Fertigung bis zum Recycling am Lebensende eines Produktes.

Schon in jüngster Zeit deutete sich ja ein Trend zum Minimalismus an. Welche Veränderungen hat das ausgelöst?

Beim Minimalismus im Design geht es weniger um einen Trend als eine Haltung deutscher Gestalter, die dem deutschen Design international viel Anerkennung eingebracht hat. Die Konzentration auf das Wesentliche, reduzierte, oft geometrische Formen und die Verwendung der Grundfarben sind Stilelemente, die seit der Bauhaus-Bewegung vor 100 Jahren das weltweite Designgeschehen prägen.

Gibt es pfiffige Ideen in Sachen funktionaler Möbelstücke?

Besonders interessante Ideen finden wir oft bei den Nachwuchsdesignern. 2020 haben wir z. B. einen Staubsauger von zwei Absolventen der Fachhochschule Potsdam gefördert, der im unbenutzten Zustand als Couchtisch oder Hocker verwendet werden kann und die Optik eines Haushaltsgerätes hinter sich lässt. 

Solche Projekte stoßen manchmal ganze Paradigmenwechsel in einem Produktsegment an. Für kleine Wohnräume werden immer mehr falt- und klappbare Möbel entworfen, die sich an die individuelle Raumsituation anpassen.

Wie kann man schon mit geringem finanziellen Aufwand frischen Wind in die eigene „Hütte“ bringen?

Start-ups wie der Designmöbel-Vermieter Readymade in Köln versuchen sich an tollen neuen Ansätzen, um den Zugang zu gutem Design erschwinglich zu machen. Neben Mietmodellen sind die drei Nachhaltigkeit-Rs Reduce, Reu-se und Recycle wohl der einfachste Weg, um mit wenig Investment Glanz in die Hütte zu bringen.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.