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26. Mär 2025

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Business

Tausche Abhängigkeit gegen Autonomie – mit Natascha Wegelin

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Nataliya Vaitkevitch/pexels, Mirjam Hagen

Für Natascha Wegelin, Unternehmerin, Gründerin und CEO von Madame Moneypenny sowie SPIEGEL-Bestseller-Autorin und Investorin, ist das Kümmern um seine Finanzen ein Akt der Selbstfürsorge.

Natascha-Wegelin_1.jpg Natascha Wegelin, Unternehmerin, Gründerin und CEO von Madame Moneypenny

Gesunde Ernährung? Natürlich! Dreimal die Woche Sport treiben? Klar! Einmal pro Woche den Finanzplan überprüfen? Äh, nein... welchen Finanzplan? Viele Frauen haben immer noch Hemmungen, sich ernsthaft mit dem Thema Geld zu beschäftigen. Dabei wäre das dringend nötig, denn sich auf eine mögliche Erbschaft und/oder den Ehemann als Altersvorsorge zu verlassen, ist leichtsinnig. Nachdem Natascha Wegelin durch eine schlechte Finanzberatung viel Geld verloren hatte, nahm sie das Thema Geld selbst in die Hand und gründete 2015 Madame Moneypenny. Seitdem haben mehr als 10.000 Frauen an ihren Programmen zur finanziellen Selbstbestimmung teilgenommen.

„Ich muss mich um mein Geld kümmern, das heißt, ich muss mich um mich selbst kümmern“, sagt die erfolgreiche Unternehmerin. „Die eigenen Finanzen in die Hand zu nehmen, hat viel mit Selbstermächtigung und Selbstfürsorge zu tun, mit dem Tausch von Abhängigkeit gegen Autonomie – gerade für uns Frauen, die immer noch viel zu oft sagen: ‚Finanzen sind ein kompliziertes Thema, darum kümmert sich mein Mann oder ein Finanzberater‘.“

Wer sich frühzeitig mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt, kann den Zinseszinseffekt, der durch die direkte Wiederanlage der Zinsen entsteht, am besten nutzen. Dieser spielt beim langfristigen Vermögensaufbau eine entscheidende Rolle. „Aber ich will hier bewusst niemanden entmutigen, man kann auch mit 40 oder 50 noch viel tun. Die Alternative, die eigentlich keine ist, wäre, Nichts zu tun. Wichtig ist, dass man überhaupt anfängt, zum Beispiel mit einem Haushaltsbuch, mit einer Aufstellung, welche Einnahmen und Ausgaben anfallen, und sich die Frage stellt, wie viel man im Alter zum Leben braucht und wie viel man monatlich zurücklegen sollte, um den jetzigen Lebensstandard zu halten.“

Der erste Schritt beim Vermögensaufbau ist immer die Analyse des Status quo, zum Beispiel mit Hilfe des bereits erwähnten Haushaltsbuchs. Die Bestsellerautorin kann außerdem nur alle empowern, mit Freunden über Finanzen zu sprechen und das Thema aus der Tabuzone zu holen. Bevor man Geld fürs Alter an der Börse anlegt, sollte man einen Notgroschen von mindestens drei Nettogehältern bilden. Erst dann geht es im zweiten Schritt darum, die Ziele für die private Altersvorsorge zu definieren: Wie viel brauche ich, um im Alter gut leben zu können und wie viel kann ich dafür monatlich investieren? Im dritten Schritt gilt es herauszufinden, welches Modell der privaten Altersvorsorge am besten zu einem passt. „Ein breit gestreuter ETF-Sparplan ist hier eine gute Basis. Und dann möglichst bald: Loslegen!“

ETF-Sparpläne haben gegenüber aktiv gemanagten Fonds neben deutlich geringeren Kosten den Vorteil, dass sie in Eigenregie und mit relativ wenig Aufwand aufgesetzt werden können und die Verantwortung nicht an Fondsmanager abgegeben wird. Gesunde Ernährung? Dreimal wöchentlich Sport treiben? Einmal wöchentlich einen Blick auf den Finanzplan werfen? Läuft doch!

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.