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31. Dez 2024

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Gesellschaft

Tierschutz muss eine andere gesellschaftliche Relevanz bekommen – mit Malte Zierden

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: sejio/pexels

Malte Zierden ist ein Tierschützer und Content Creator. Seinen Videos folgen fast eine Million Menschen auf Instagram und mehr als eine Million auf Tik Tok. Er liebt Tiere über alles – und die Tiere ihn!

PHOTO-2024-12-12-21-25-03(1).jpg Malte Zierden, Autor

Wie viele verlassene Hunde sind ungefähr in der Ukraine? Vor dem Krieg waren es knapp 200.000 Tiere. In manchen Ballungsgebieten gab es extrem viele Straßenhunde, anderswo wurde mit Kastrationen und politischer Bildung gut eingedämmt. Seit Ausbruch des Krieges funktioniert das aber nicht mehr. Jetzt schätze ich 400.000 bis 500.000 Straßentiere. Aus einem Katzenpaar können beispielsweise unter hervorragenden Bedingungen in fünf Jahren 12.500 Tiere entstehen, bei Hunden etwa 7.700.

Was macht ihr dort genau? Wir versuchen nicht, nur vor Ort ein paar Hunde zu kuscheln und wieder zurückzufahren oder ein paar Tiere zu vermitteln, sondern in Kriegs- und Krisengebiete mittel- bis langfristige Konzepte aufzubauen, sprich Kastrationsprojekte und politische Bildung zu etablieren. Bei Katastrophen wie Kriegen und Überschwemmungen wird sich immer primär um Menschen gekümmert, dabei entsteht gleichzeitig unfassbar viel Tierleid und es können reihenweise Tierepidemien ausbrechen – Dinge die nicht vergessen werden dürfen und auch für den Menschen gefährlich werden können. Das ist der Grund, warum wir das tun. In Kherson sind wir zum Beispiel mit NGOs, Militär und Locals vor Ort in Kontakt, fahren rein, machen eine Evakuierung und fahren dann so schnell es geht zu unserem Tierheim im Western der Ukraine.

Nach welchen Kriterien werden die Hunde ausgesucht? Wir kümmern uns primär um kranke, verletzte, traumatisierte und weniger normschöne Tiere, aber auch um solche, die schnell vermittelt werden können. In der Westukraine haben wir ein Tierheim mit 250 Hund- und 50 Katzenplätzen gebaut. Deutsche bevorzugen kleine, süße, helle Hunde – ein Problem aller Tierheime in Europa, denn die großen (und schwarzen!) Tiere will kaum wer. Ukrainische Tierheime sind restlos überfüllt, da viele Tiere zurückbleiben, wenn Menschen fliehen. In Deutschland arbeiten wir nur mit Pflegestellen und vermitteln keine Hunde direkt.

Wie finanziert ihr Euch? Die Notpfote wird über Spenden finanziert.

Was möchtet Ihr langfristig erreichen? Ich habe in meinem Kinderbuch das Thema der verhassten Tauben behandelt und jetzt ein Buch veröffentlicht, wo ich den Tierschutzgedanken nach vorne bringe. Ich möchte gemeinsam mit unseren Notpfoten Team erstens den Tierschutz in die Mitte der Gesellschaft bringen und zweitens nachhaltig etwas verändern. Sehr viele Vereine vermitteln seit Jahrzehnten Tiere aus dem Ausland. Das ist gut, aber keine nachhaltige Lösung. Ich möchte ein nachhaltiges System verfolgen, bei dem man mit Regierungen, Politik und den Menschen vor Ort in den Krisengebieten zusammenarbeitet und Kastrationsaktionen durchführt und versucht, das Problem an der Wurzel zu fassen und eine Lösung zu finden.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.