Eine Weitwinklige Aufnahme von Frankfurt

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2. Okt 2024

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Business

Top MICE-Destination

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Matthias Münning/unsplash

Erstklassige Branchenkompetenzen, Hotellerie und Infrastruktur sowie moderne Locations und professionelle Dienstleister machen Deutschland zum beliebtesten Geschäftsreiseziel Europas.

In kein anderes europäisches Land zog es 2022 so viele Geschäftsreisende wie nach Deutschland. Laut Meeting- und Event-Barometer der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) und dem German Convention Bureau (GCB) kamen 2022 elf Millionen Business Traveller aus der ganzen Welt und machten das Land zum Geschäftsreiseziel Nummer 1 innerhalb Europas. Zugleich zeichnete sich 2022 ein tiefgreifender Wandel im Geschäftsreisesegment ab. So stieg der Anteil der promotablen Geschäftsreisen deutlich an: Etwa 60 Prozent der europäischen Business Traveller kamen nach Deutschland, um dort an Konferenzen & Kongressen (42 Prozent), Messen & Ausstellungen (12 Prozent) sowie Incentives (6 Prozent) teilzunehmen.

Kein Wunder, denn gleich eine Vielzahl verschiedener Faktoren trägt dazu bei, dass Deutschland ein präferierter MICE-Standort ist. So erleichtern die geografische Lage Deutschlands inmitten Europas sowie eine ausgezeichnete Infrastruktur mit gut ausgebauten Verkehrsnetzen, modernen Flughäfen sowie effizienten Bahnsystemen die Anreise von Business Travellern aus der ganzen Welt. Neben der vorteilhaften Infrastruktur punktet der Standort Deutschland mit vielfältigen Branchenkompetenzen, beispielsweise in den Bereichen Automobil, Medizin, Pharma, Technologie und Finanzdienstleistungen.

Doch das größte Pfund sind die Vielzahl moderner Messe-, Tagungs- und Kongresskapazitäten und professioneller, gut vernetzter Dienstleister, welche Stadthallen, Kongresszentren und Event Locations mit Leben füllen. Laut Meeting- und Event-Barometer machen Tagungshotels hierbei den Löwenanteil aus, gefolgt von Eventlocations und Veranstaltungszentren. Eine hohe Servicequalität in Kombination mit fortschrittlicher Technologieinfrastruktur schlägt sich in technisch anspruchsvollen Hybrid- und Präsenz-Veranstaltungen nieder. Auch der Umstand, dass Deutschland als überaus sicheres und umweltfreundliches Reiseland gilt, zahlt auf seine europäische Vorreiterstellung ein. Genauso wie die hervorragende Hotellerie und Gastronomie, das abwechslungsreiche kulturtouristische Angebot sowie vielfältigen Erholungsmöglichkeiten in der Natur.

Eine facettenreiche Kreativ- und Kulturszene mit mehr als 6.000 Museen, weltberühmten Theatern und Orchestern sowie einzigartigen Natur- und Kulturlandschaften in beispielsweise 46 UNESCO-Welterbestätten machen Deutschland auch zu einer gefragten Destination für längere Workations. In Kombination mit der hervorragenden Technologie- und Übernachtungsinfrastruktur locken diese Faktoren digitale Nomaden aus aller Welt nach Deutschland. Insbesondere in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt oder München findet sich eine wachsende Anzahl moderner Co-Working Spaces mit leistungsstarker Internetverbindung in inspirierender Atmosphäre. Über 2.000 solcher Spaces zum effizienten Arbeiten und Networken zählte der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft bereits Mitte vergangenen Jahres.

Interessante Fakten:

Quellmärkte Incoming-Geschäftsreisen Das Gros der Geschäftstouristen in Deutschland kommt aus den direkten Nachbarländern Österreich und der Schweiz. Auf dem dritten Platz im Ranking der Quellmärkte befindet sich die USA mit über 2,5 Millionen Geschäftsreisen nach Deutschland.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Span-nungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Be-schaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulie-ren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Her-steller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Statt-dessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbe-stände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen ge-meinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in en-ger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wie-derum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Aus-wahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lie-ferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lie-ferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, so-zial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne ge-zahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entspre-chend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichte-ten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemein-sam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Part-nerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zu-sammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Info-tainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim au-tonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vor-standsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Management-karriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldti-mer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Aus-flüge mit ihrem Hund in die Natur.