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1. Sep 2023

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Business

Transformation der Zuliefererindustrie

Journalist: Julia Butz

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Foto: Lenny Kuhne/unsplash

Wie sieht die Zukunft der Automobilzuliefererindustrie in einer grünen und digitalen Zukunft aus?

Die Transformation durch alternative Antriebe, Digitalisierung sowie vernetztes und automatisiertes Fahren verändert die gesamte Automobilindustrie grundlegend. Klimawandel und geforderte Mobilitätswende bringen neue Anforderungen mit sich. Der Umbruch im Automobilsektor betrifft auch die Automobilzuliefererindustrie maßgeblich. Wie kommen deutsche Zulieferer durch die Transformation? Und welche Wege sollten die Automobilzulieferer einschlagen, um zukünftig und nachhaltig abgesichert zu sein?

Die Automobilzulieferer gehören zu den industriellen Kernbereichen der deutschen Wirtschaft. Die gemeinsamen technologischen Entwicklungen von Herstellern und Zulieferern stehen wie kaum eine andere deutsche Branche für Innovationsgeist. 2022 waren rund 274.000 Mitarbeiter in deutschen Unternehmen, die Kfz-Teile und -Zubehör produzieren, beschäftigt – vom Chiphersteller bis zum Stahlverarbeiter (Quelle: Statista). Genauso so vielfältig sind die Betriebsgrößen. Deutsche Automobilzulieferer sind kleine, mittlere und große Unternehmen – vom Familienbetrieb bis zum Weltkonzern. Meist ist das Produktportfolio auf einzelne Bauteile oder Baugruppen spezialisiert.

Gestiegene Energiepreise, weltweite Versorgungsengpässe und Corona-Auswirkungen stellten für die exportabhängige Industrie bereits Herausforderungen nie dagewesenen Ausmaßes dar. 2021 ging die Anzahl der produzierten Pkw zurück, für das gesamte Jahr wurde lt. Statistischem Bundesamt ein Rückgang von 7,7 Millionen weniger Autos erwartet, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Zulieferindustrie. Begleitet vom allgemeinen Nachfragerückgang und verändertem Kundenverhalten wuchs der Marktanteil asiatischer Hersteller und Zulieferer. Zudem stehen die höheren Material- und Energiekosten geringere Gewinnmargen gegenüber.

Bestehende Geschäftsfelder müssen stabilisiert und abgesichert werden. Mehr noch aber geht es um grundlegende Neuausrichtungen, insbesondere bei Zulieferern mit einem Fokus auf konventionelle Pkw und klassische Hardwarekomponenten.

Es ist anzunehmen, dass die Softwarebereiche für immer stärker digitalisierte Fahrzeugfunktionen und Mobilitätsangebote weiterwachsen werden. Auf sichere Prognosen über weit in die Zukunft liegende Zeiträume mögen sich aufgrund der rasanten technologischen Entwicklungen weder Trendforscher noch Brancheninsider festlegen. Weitestgehend sicher ist man sich, dass sich der Trend weiter in Richtung E-Mobilität beschleunigen wird. Deloitte prognostiziert in seiner Studie „Elektromobilität in Deutschland“ bis 2023 eine weltweite deutliche Marktanteilsverschiebung zu batteriebetriebenen Elektroautos bzw. alternativen Antrieben. Nach GP Bullhound (Quelle: Statista) werden neue Geschäftsbereiche wie digitale Services und Softwarelösungen in Zukunft einen größeren Anteil am Gesamtumsatz der weltweiten Automobilindustrie ausmachen, für 2030 werden für diesen Bereich weltweit rund ein Zehntel des Gesamtumsatzes prognostiziert.

Um zielgerichtet transformieren zu können, bedarf es der Forschung, Entwicklung und Qualifizierung und eines massiven Umbaus der bisherigen Produktpalette sowie entsprechender Investitionen.

Spezialisieren, frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten, neue Technologien entwickeln, in starke Softwarekompetenz investieren. Andernfalls könnten die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den Automobilzulieferern und -herstellern das gesamte Ökosystem Automotive ins Wanken geraten lassen. Um zielgerichtet transformieren zu können, bedarf es der Forschung, Entwicklung und Qualifizierung und eines massiven Umbaus der bisherigen Produktpalette sowie entsprechender Investitionen. Was hinsichtlich geschrumpfter Post-Covid-Kapitalreserven umso schwieriger ist. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK unterstützt mit einem Förderumfang von insgesamt zwei Milliarden EURO für die Jahre 2021-2026 Projekte, die unmittelbar in die Automobilindustrie einfließen. Darunter auch Programme für die Batteriezellfertigung, für den Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie zur Unterstützung im Bereich der Elektromobilität (aus: Zukunftsinvestitionen für Fahrzeughersteller und Zuliefererindustrie / März 2021).

Das Ziel einer gesamten Branche hin zu klimafreundlichen Antrieben, mit digitalisierten und nachhaltigen Produkten zeitgemäße Mobilitätsangebote zu entwickeln und zu fördern, kann zum einen nur im Zusammenspiel der Automobilindustrie mit der Zuliefererindustrie gelingen, zum anderen – und dies für das Überleben einiger Unternehmen sicherlich maßgeblicher: in der Kollaboration der Zulieferer untereinander. Denn die Gleichzeitigkeit der vielfachen Herausforderungen bedarf eines umfangreichen Wissenstransfers und der gemeinsamen Gestaltung und Umsetzung des Transformationsprozess. Wie es beispielsweise der Wachstumsmotor Batterie vormacht. Die für die im Elektroauto benötigten Lithium-Ionen-Akkus sind ausschlaggebend für die Reichweiten und Ladezeiten eines E-Autos und somit wettbewerbsentscheidend. Eine Weiterentwicklung kann höhere Leistungsstärke und Preisreduzierungen mit sich bringen. Modelle für eine zirkuläre Batterie-Wertschöpfungskette Abhängigkeiten und Lieferengpässe reduzieren, Ressourcen schonen und nicht zuletzt die kommende Ressourcennachfrage decken.

Die Kollaboration und eine gemeinsame Spezialisierung auf einzelne Teilbereiche kann ein Weg sein, um sich der geo-, energie- und handelspolitischen Herausforderungen zu stellen und um langfristig dem zunehmenden Druck im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Mit dem Ziel, die Autobauer als weiterhin wichtigen Impulsgeber der Innovation auf dem Weg zur Mobilitätsbranche als Enabler zu begleiten.

 

Weltweit erwirtschafteten die 100 größten Automobilzuliefererkonzerne 2022 erstmalig einen Gesamtumsatz von über einer Billion Euro (im Vorjahr rund 900 Milliarden Euro). Der größte Automobilzulieferer weltweit war auch 2022 die Robert Bosch GmbH (Quelle: Statista).