Diesen Artikel teilen:

13. Nov 2020

|

Gesellschaft

Verantwortliche Investments

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Im zurückliegenden Jahr 2019 ha-ben nachhaltige Geldanlagen ihren Wachstumskurs in Deutschland fortgesetzt.

Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlage; Foto: Presse

Die Zahlen sprechen für sich: Privatinvestitionen in nachhaltige Fonds und Mandate sind im Jahr 2019 um 96 Prozent gewachsen. Der Anteil nachhaltiger Fonds und Man-date am deutschen Gesamtfondsmarkt beträgt mittlerweile 5,4 Prozent. Das entspricht einem Plus von 0,9 Prozent-punkten gegenüber dem Vorjahr. Und 95 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate nutzen eine Kombination aus Ausschlusskriterien und normbasiertem Screening. Das sind die Haupterkenntnisse des neuen Marktberichts, den das Forum Nachhaltige Geldanlagen 

(FNG) herausgegeben hat. „Besonders gefreut hat uns die deutliche Zunahme von Privatinvestoren, das ist ein Novum auf dem deutschen Markt. Die knappe Verdoppelung lässt das Anlagevolumen privater Investoren von 9,4 auf 18,3 Milliarden Euro ansteigen“, bilanziert der FNG-Vorstandsvorsitzende Volker Weber. Unterm Strich sei 2019 erstmals von breiteren Anlegerschichten in nachhaltige Fonds investiert worden. Dennoch stammen knapp 89 Prozent der in nachhaltigen Fonds und Mandaten angelegten Gelder immer noch von institutionellen Investoren. Insgesamt wurden 2019 rund 269,3 Milliarden Euro in Anlageprodukte investiert, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien explizit in den Anlagebedingungen festschreiben. Das sind rund 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Berücksichtigt man außerdem die Kapitalanlagen, für die Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, ergibt sich per Ende 2019 eine Gesamtsumme von rund 1,64 Billionen Euro für die verantwortlichen Investments in Deutschland.

Für 2020 und die kommenden Jahre erwartet Volker Weber einen weiteren Schub nachhaltiger Geldanlagen. „Das Interesse ist auch in Corona-Zeiten und der damit verbundenen zunehmenden Wertediskussion weiter gewachsen“, so seine Beobachtung. Im Übrigen hätten sich nachhaltige Geldanlagen während der Turbulenzen an der Börse vergleichsweise gut geschlagen. 

Ende November stehen wieder die neuen Siegelvergaben an. Das FNG-Siegel ist der Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum und dient Investoren als wichtige Orientierung. „Wir haben einen deutlichen Zuwachs an Beantragungenverzeichnet. Das zeigt uns, dass unser Siegel europaweit als das deutsche Nachhaltigkeitslabel wahrgenommen wird“, so Volker Weber. Er geht davon aus, dass in diesem Jahr deutlich mehr Siegel vergeben werden als im letzten Jahr. Als Orientierungshilfe bei der Auswahl nachhaltiger Publikumsfonds dient auch das FNG-Nachhaltigkeitsprofil. Es stellt Kunden und Finanzberatern überblicksartig die verwendeten Nachhaltigkeitskriterien und weitere Eckdaten zum Fonds zur Verfügung. Dann bleibt quasi nur noch die Frage, ob man mit seinem Investment zum Beispiel einen Beitrag zum Schutz der Menschenrechte oder der Umwelt leisten möchte. Das muss jeder für sich entscheiden.

30. Apr 2025

|

Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.