20. Mai 2020
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Gesellschaft
Journalist: Armin Fuhrer
Anteile an geschlossenen Fonds haben sich im neuen Jahrtausend zu einer interessanten Anlagemöglichkeit entwickelt. Gehandelt werden sie am Zweitmarkt.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war es für Anleger fast unmöglich, Anteile an geschlossenen Fonds während der Laufzeit zu veräußern. Es blieb eigentlich nur eine Möglichkeit für einen vorzeitigen Ausstieg: ein Treuhänder, der über gute Kontakte verfügte und sich auf die Suche nach potenziellen Interessenten machen konnte. Bestenfalls kam noch die gute alte Zeitungsanzeige in Betracht. Aber eins war in beiden Fällen klar: Ohne einen beträchtlichen Verlust für den bisherigen Besitzer war eine Veräußerung kaum möglich.
Das änderte sich erst im neuen Jahrtausend. Dank der Digitalisierung bieten sich heute ganz neue Möglichkeiten, um Anteile an einem geschlossenen Fonds zu verkaufen. Seit Beginn der 2000er Jahre entwickelte sich im Internet ein mehr und mehr florierender Zweitmarkt. Heute können Verkäufer und Käufer über Online-Plattformen leicht zusammenfinden.
Möchte also ein Anleger seinen Anteil verkaufen, zum Beispiel, weil sich seine Lebensumstände geändert haben, weil er seine Anlagestrategie ändern möchte oder weil ihm ein überraschender Finanzbedarf entstanden ist, ist es heute in den meisten Fällen kein Problem mehr, über diese Plattformen geeignete Käufer zu finden. Auch interessierte potenzielle Käufer können sich auf die Suche nach spannenden Angeboten machen
Geschlossene Fonds gehören als börsenunabhängige unternehmerische Beteiligungen zu den alternativen Investmentfonds. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, ihr Geld in bestimmten Assets anzulegen und von deren Gewinnen zu profitieren. Die Anzahl der Anteile oder die Kapitalsumme sind festgelegt und ändern sich während der Laufzeit nicht, es werden also keine neuen Anteile ausgegeben. Die Laufzeit ist in der Regel langfristig ausgerichtet und beträgt in den meisten Fällen mindestens zehn Jahre.
Die zu verkaufenden Fondsanteile werden auf den Online-Plattformen gelistet und sind für die Interessenten einsehbar. Für potenzielle Käufer, die nach interessanten Kaufmöglichkeiten suchen, ist es wichtig zu wissen, dass nicht jede Plattform alle Marktsegmente bedient. Zu diesen Assetklassen zählen unter anderem klassische Sachwerte wie Immobilien, Flugzeuge, Schiffe oder Containerfonds. Ebenso stehen Infrastruktur- und Waldfonds im Angebot und nicht zuletzt gehören auch Beteiligungen aus dem Sektor der Erneuerbaren Energien wie Solar- und Windparks dazu.
Um den Kaufpreis zu ermitteln, gibt es drei Verfahren: das Festpreisverfahren, das Einheitskursverfahren und das Meistausführungverfahren. Beim Festpreisverfahren wird den Kaufinteressenten für einen festgelegten Zeitraum ein Angebot unterbreitet; wer zuerst zuschlägt, erwirbt die Beteiligung. Beim Einheitskursverfahren werden die Gebote nicht öffentlich in einem geschlossenen Orderbuch gesammelt, den Zuschlag erhält der Bieter, dessen Angebot zum höchstmöglichen Umsatz führt. Das Meistauführungsverfahren ist ein öffentliches Bieterverfahren, bei dem derjenige Interessent gewinnt, der den höchsten Preis bietet.
Neben einer fairen Preisfindung sollten Käufer und Verkäufer auf bestimmte wichtige Eigenschaften des Maklers Wert legen. Dazu gehören ständig aktualisierte Angaben zu den Kursen, detaillierte Handelsdaten sowie aktuelle Kennzahlen. Alle Informationen sollten gut recherchiert und rund um die Uhr verfügbar sein. Wichtig ist ebenfalls, dass die Kosten, die dem Käufer und dem Verkäufer durch die Courtage des Maklers, also der Online-Plattform, entstehen und transparent gehalten sind. Sehr wichtig ist natürlich eine strenge börsenseitige Handelsüberwachung. Als Service für den Kunden sollte es zudem eine täglich aktualisierte Liste mit Verkaufsangeboten geben. Eine maximale Transaktionssicherheit durch separate Abwicklung für Käufer und Verkäufer über Treuhandkonten sollte ebenfalls zum Handel dazugehören. Vorteilhaft für die Kunden ist es natürlich auch, wenn die gesamte Abwicklung des Kaufs/Verkaufs in einer Hand und es eine enge Kooperation des Maklers mit Banken und Sparkassen, Vermögensverwaltern, Family Offices und freien Finanzvermittlern gibt.
Dass das Interesse von Käufern an Anteilen von geschlossenen Fonds wächst, kann angesichts der Vorteile, die diese Anlagemöglichkeit bietet, nicht überraschen. Ihre Renditeaussichten sind gut und liegen über dem Durchschnitt. Zudem können regelmäßige Ausschüttungen stattfinden, die Korrelation zur allgemeinen Börsenentwicklung ist dagegen gering. Andererseits aber warnen Experten auch davor, dass geschlossene Fonds einen spekulativen Charakter haben, sodass ein Anleger vor Verlusten nicht sicher sein kann. Sogar ein Totalverlust der angelegten Summe kann drohen. Auch können Anleger in das Haftungsrisiko mit einbezogen sein. Daher, so raten Experten, sollte ein Anleger niemals sein ganzes Vermögen in nur einen einzigen geschlossenen Fonds investieren. Wenn er heutzutage den Wunsch hat, Anteile aus einem solchen Fonds zu verkaufen, ist das in den digitalen Zeiten viel einfacher als früher, als der Verkauf analog ablaufen musste.