7. Jun 2022
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Gesellschaft
Journalist: Thomas Soltau
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Foto: Nasa
Die ganzheitliche Planung der Messsysteme in kompletten Gebäuden haben viele Vorteile. Moderne Lösungen bieten vor allem Nachhaltigkeit auf lange Sicht – für Bewohner und Gewerbe.
Die Schweiz hat die Absicht, sich in weniger als dreissig Jahren mit erneuerbarer Energie versorgen zu können. Um dieses ambitionierte Ziel umzusetzen, nennt die Energiestrategie 2050 drei zentrale Massnahmen. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Ausstieg aus der Kernkraft ist die Steigerung der Energieeffizienz ein elementarer Eckpfeiler auf dem Weg zur Klimaneutralität. Aber auch die Entwicklung des Stromleitungsnetzes steht auf der Agenda.
Mit der entsprechenden Strategie soll der Gesamtenergieverbrauch pro Kopf bis 2035 um 43 % sinken. Im gleichen Zeitraum soll der Stromverbrauch pro Kopf um 13 % gesenkt werden. Verschärfte Emissionsvorschriften für die Mobilität wurden bereits seit 2021 verabschiedet. Durch ein weiteres Gebäudeprogramm werden CO2-Abgaben fällig und gleichzeitig steuerliche Anreize für die Sanierung geschaffen. Die Maßnahmen komplettieren neue Fördermodelle für Photovoltaik sowie der Einbau von intelligenter Messsysteme, sogenannter Smart Meter.
Die politische forcierte Energiewende hat viel in Bewegung gebracht – vor allem im Bereich der Energie- und Immobilienwirtschaft. Ziel ist, die Energiewende auch im Gebäudebereich voranzutreiben. Intelligente Messsysteme sind ein notwendiger Hebel zur Umsetzung dieser Ziele. Für eine smarte und sichere Kommunikation sorgt dabei das Smart Meter Gateway (SMGW). Das Kommunikationsmodul lässt den digitalen Stromzähler sicher Daten zu angeschlossenen digitalen Systemen übertragen. Es kann aber noch mehr. Neben der Übermittlung des Stromverbrauchs aus dem Gebäude ist es auch in der Lage, die Verbrauchsinformationen aus dem Submetering, also von Heizkostenverteilern, Wärme- und Wasserzählern, zu übertragen – oder Photovoltaikanlagen einzubinden. Das gilt auch für die Erfassung des Erdgasverbrauchs. Der Einbau dieser Smart Meter hat mittlerweile flächendeckend begonnen. Die neun Zähler sollen einerseits Verbrauchern helfen, ihren Stromverbrauch zu reduzieren und dadurch den CO₂-Ausstoß zu senken. Andererseits soll mithilfe von Smart Metern die Integration von erneuerbar erzeugtem Strom optimiert werden, um dessen Potenziale besser auszunutzen.
Die Vorteile von Smart Metering betreffen sowohl Bewohner wie auch Verwalter. Eine zeitnahe und detaillierte Erfassung des Verbrauchs hilft dabei, seinen Stromverbrauch schneller und flexibler anzupassen. Die Steuerung erfolgt via PC, Tablet oder Smartphone – so sehen Nutzer jederzeit den tagesaktuellen Verbrauch. Eine jährliche Ablesung vor Ort entfällt und dadurch entstehen keine Pauschalbeträge, Vorauszahlungen oder Nachzahlungen mehr. Dazu kommen niedrigere Stromkosten. Der Stromverbrauch einzelner Geräte kann jederzeit überprüft werden – so lassen sich Stromfresser einfach identifizieren und bei Bedarf austauschen.
Selbst kleine Stromeinsparungen gehören zu den Vorteilen von Smart Metering: Von fünf bis zehn Prozent durch Eigeninitiative sprechen Experten. Und dank der präzisen Erfassung des Stromverbrauchs sind die Versorgungsunternehmen nun in der Lage, den Stromgesamtbedarf besser zu kalkulieren. Das wiederum kann die Kosten der Versorger senken, die diese Kostenvorteile teilweise an die Kunden weitergeben könnten. Etwa durch Spartarife während der Zeit, wo nur eine geringe Energienachfrage herrscht. In dieser Zeit könnte das Elektroauto während des Nachttarifs günstig Strom tanken. Mit der Ersparnis können sie dann die Mehrkosten für den Smart Meter auffangen.
Das i-Tüpfelchen ist jedoch der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch, kurz ZEV. Damit fördert man die Produktion von Ökostrom und reduziert gleichzeitig die Stromkosten. Hausbesitzer produzieren beim ZEV mittels Solaranlage auf dem eigenen Dach Strom. So kann ein kleiner Teil der Energie selbst genutzt werden. Produziert die Photovoltaikanlage mehr Strom, als die Besitzer brauchen, wird der Überschuss ins öffentliche Netz eingespeist.
Damit sich der ZEV umsetzten lässt, muss vorab eine Gemeinschaft gegründet werden, die einen zu bestimmenden Ansprechpartner hat. Die Strommessung des Energieversorgers innerhalb der Eigenverbrauchsgemeinschaft entfällt. In Bestandsimmobilien wiederum ist es Pflicht, dass Mieter oder Eigentümer dem Zusammenschluss zustimmen. Eine positive Situation für alle Beteiligten: Der Strom ist innerhalb der ZEV kostengünstiger und profitabel für den Anlagenbesitzer – jeder spart letztlich beim Zusammenschluss zum Eigenverbrauch. Zusätzlich erfährt die Immobilie durch die Gebäude eigene Energieversorgung eine Wertsteigerung und eine gesteigerte Mieterbindung.
In der Schweizer Energieverordnung (EnV) wurde festgelegt, was innerhalb der ZEV die Kilowattstunde Eigenstrom kosten darf. Der Preis ergibt sich aus den jährlichen Kosten für die Investition der Anlage, abzüglich staatlichen Zuschuss, die Betriebskosten und der Erlös aus der Einspeisung von überschüssigem Strom. Diese Kosten werden in Relation zum Gesamtertrag der Anlage auf die Kilowattstunde umgerechnet. Da der Eigenstrom nicht teurer sein darf als ein externes Stromprodukt und die Netzentgelte ebenfalls günstiger sind, ist der Strom im Zusammenschluss zum Eigenverbrauch billiger als der vom Energieversorger – und ökologisch produziert. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität.