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23. Okt 2020

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Gesundheit

Verteidigung aus dem Bauch heraus

Journalist: Kirsten Schwieger

Warum der Darm eine so wichtige Rolle für die Immunabwehr spielt und wie er dabei bestmöglich unterstützt werden kann.

Der Darm verdaut nicht nur Nahrung und versorgt den Körper mit Nährstoffen, sondern spielt auch eine bedeutende Rolle für dessen Immunabwehr. Mit einer Oberfläche von bis zu 300 Quadratmetern stellt er das größte Immunorgan, und damit das Zentrum des menschlichen Immunsystems, dar. Rund 70 Prozent der Immunzellen sind in Dünn- und Dickdarm lokalisiert, knapp 80 Prozent aller Abwehrreaktionen finden dort statt. Im Zusammenspiel mit anderen Teilen des Immunsystems, wie dem Blut und dem lymphatischen System, über-nimmt dieses darmassoziierte Immunsystem wichtige Funktionen der körpereigenen Abwehr.

Gemeinsam mit der Darmflora und der Darmschleimhaut bildet das darmeigene Immunsystem die Darmbarriere, ein komplexes Schleusensystem zum Schutz vor eindringenden Krankheitserregern. Um gesundheitsschädigende Viren, Bakterien, Pilze und Schadstoffen zu eliminieren, wird dort die Produktion verschiedener Abwehrzellen angeregt. Eine besonders wichtige Rolle übernehmen die Darmbakterien in diesem Prozess. Unglaubliche 100 Billionen Darmbakterien über 1.000 verschiedener Spezies bevölkern den menschlichen Darm. Gemeinsam mit anderen dort lebenden Mikroorganismen bilden diese das intestinale Mikrobiom. Viele dieser Mikroorganismen sind nützlich für die Gesundheit, andere (vor allem in der Überzahl) schaden ihr. Die nützlichen Darmbakterien neutralisieren Schadstoffe und Keime, die mit der Nahrung in den Körper gelangen. Durch die Verdrängung potenzieller Krankheitserreger verhindern sie, dass sich schädliche Keime an die Darmwand heften. Die Gesamtheit aller Darmbakterien im Dünn- und Dickdarm wird als Darmflora bezeichnet. Der Dickdarm spielt für die Immunabwehr eine noch bedeutendere Rolle als der Dünndarm. Denn neben der Darmflora beherbergt er in seiner Schleimhaut noch eine Vielzahl weißer Blutzellen (Lymphozyten), welche ebenfalls unerwünschte Eindringlinge eliminieren können. 

Neben der Abwehr von Krankheitserregern spielen Darmbakterien auch eine wesentliche Rolle für die Aufrechterhaltung des Immunsystems, indem sie es unentwegt trainieren. Schließlich muss die körpereigene Immunabwehr immer wieder aufs Neue zwischen Krankheitserregern und harmlosen Stoffen und Strukturen, wie körpereigenen Zellen, Nahrungsbestand-teilen oder auch nützlichen Mikroorganismen, unterscheiden. Die Darmflora stellt quasi eine Art Trainingspartner dar, an welchem die Immunabwehr „reifen“ kann. Damit diese komplexe Aufgabe gut funktioniert, ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel verschiedener Mechanismen notwendig.

Diese komplexe Interaktion können darmeigenes Immunsystem und Darmbakterien nur erfolgreich ausüben, wenn die Darmflora intakt ist. Bei einer gestörten Darmflora funktioniert das Abwehr-Training nicht. Dies kann dann dazu führen, dass das Immunsystem Krankheitserreger nicht erkennt und zu wenig bekämpft. Die Folge sind Infektionen. Oder es reagiert zu heftig, was bei Allergien und Autoimmunerkrankungen, wie Morbus Crohn, Diabetes Typ 1 oder Multipler Sklerose, der Fall ist. Das Immunsystem bildet dann fälschlicherweise Antikörper gegen eigentlich harmlose Substanzen wie Inhaltsstoffe von Lebensmitteln oder körpereigene Strukturen. Im Fall der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn greift das Immunsystem dann ausgerechnet die eigenen nützlichen Darmbakterien an. Auch chronische Entzündungen wie Gelenk- oder Magenschleimhautentzündungen sind häufig Folge einer Über- oder Fehlreaktion des Immunsystems. Allerdings sind bei chronischen Entzündungen nicht nur das Immunsystem, sondern auch noch andere Prozesse im Körper involviert. Neben Autoimmunerkrankungen und Allergien steht eine gestörte Darmflora noch mit vielen weiteren Krankheiten in Verbindung wie Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen, Depressionen, Alzheimer und diverse Krebsarten. 

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine intakte Darmflora mit einer ausgewogenen und artenreiche Bakterienbesiedelung die beste Gesundheitsvorsorge ist. Eine gesunde Balance im Mikrobiom stärkt die körpereigene Abwehr und wirkt sich positiv auf Vitalität und Wohlbefinden aus. Neben regelmäßiger Bewegung und innerer Ruhe ist eine gesunde Ernährung maßgeblich für die Erlangung einer intakten Darmflora. So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine vollwertige Kost mit viel Gemüse und Obst, wenig Zucker und Salz und ausgewählten tierischen Produkten. Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln und Reis sollte idealerweise zur Vollkornvariante gegriffen werden. 

Darüber hinaus fördern präbiotische Lebensmittel wie ballaststoffreiches Gemüse, Getreide, Floh- oder Leinsamen das gesunde Wachstum der nützlichen Darmbakterien, indem sie deren Nahrung darstellen. Diese schwer verdaulichen Ballaststoffe finden sich beispielsweise in Hülsenfrüchten, Lauchgewächsen, Spargel, Chicorée, Topinambur, Artischocken und Bananen. In Form von Probiotika oder probioti-schen Lebensmitteln wie Sauerkraut, Kefir oder Naturjoghurt können die nützlichen Darmbakterien dem Körper auch direkt als lebendige Mikroorganismen zugeführt werden. Probiotische Keime sind zum Bei-spiel Milchsäure- oder Bifidobakterien, die in aktiver Form in den Darm gelangen und den Körper von dort bei der Ausbildung und Aufrechterhaltung einer gesunden Immunabwehr unterstützen.

9. Mai 2025

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Lifestyle

Sommer auf der Haut

In der warmen Jahreszeit läuft die Talgproduktion durch das viele Schwitzen auf Hochtouren. Deshalb sollte die Hautpflege im Sommer vor allem auf Feuchtigkeit setzen. Statt fetthaltigen Cremes empfiehlt sich der Griff zu leichten, hydratisierenden Körperpflegelotionen auf Wasserbasis. Vor allem nach einem ausgiebigen Sonnenbad sollte die Haut mit feuchtigkeitsspendender, kühlender Pflege unterstützt werden. Produkte mit Antioxidantien wie Vitamin C und E schützen das größte Organ des Menschen vor oxidativem Stress, der beispielsweise durch UV-Strahlung ausgelöst wird. Apropos: Sonnenschutz ist natürlich das A und O während dieser Jahreszeit, um Hautkrebs, Hyperpigmentierung oder vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen. Ein gut formulierter Sonnenschutz mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 schützt die Haut vor den gefährlichen UVA- und UVB-Strahlen, während pflegende Wirkstoffe hydratisieren und die Hautbarriere stärken. Damit die Poren nicht verstopfen, sollte der Sonnenschutz nicht komedogen sein. Vorsicht ist im Sommer auch vor Produkten mit Fruchtsäure geboten, da diese in der Kombination mit Sonne die Entstehung von Pigmentflecken begünstigen. Bei chemischen Peelings also besser zu BHA- oder PHA-Produkten greifen – oder gleich zu mechanischen. Wichtig bei Peelings in den Sommermonaten: besser abends als morgens anwenden und die Einwirkzeit auf die Hälfte reduzieren. Auch die Reinigung der Haut sollte im Sommer sanft angegangen werden – insbesondere, bei mehrmals täglichem Duschen. Hier empfehlen sich milde Duschgels – oder noch besser Duschöle – mit kühlenden Inhaltsstoffen wie Minze, Kampher oder Menthol. Last but not least: Neben feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten sollte die Haut auch von Innen mit ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee versorgt werden. >Wichtig bei Peelings in den Sommermonaten: besser abends als morgens anwenden und die Einwirkzeit auf die Hälfte reduzieren. Auch die Reinigung der Haut sollte im Sommer sanft angegangen werden – insbesondere, bei mehrmals täglichem Duschen.

9. Mai 2025

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Gesundheit

3 Hautkrankheiten: Akne, Psoriasis, Neurodermitis

**Akne – pubertäre Pustel** Circa 80 Prozent aller Jugendlichen leiden in der Pubertät unter hormonell bedingten, entzündlichen Hautveränderungen. Acne vulgaris (Akne) ist die häufigste Hautkrankheit in dieser Altersgruppe. Doch auch Erwachsene können vermehrt Pickel, Mitesser oder Pusteln im Gesicht oder am Oberkörper entwickeln. So spielen auch genetische und psychische Faktoren bei der nicht ansteckenden Hautkrankheit eine Rolle. Meist produzieren die Talgdrüsen aufgrund übermäßig erzeugter männlicher Hormone zu viel Talg. Zusätzlich ist bei der Acne vulgaris die Verhornung der Haut im Bereich der Talgdrüsen gestört. Mediziner unterscheiden zwischen entzündlicher und nicht-entzündlicher Akne mit leichter, mittelschwerer oder schwerer Ausprägung. Neben den Pusteln kann die Hautkrankheit auch Narben und gravierendes psychisches Leid verursachen – insbesondere in einer so vulnerablen Zeit wie der Pubertät. Es existieren verschiedene Therapieformen für die unterschiedlichen Ausprägungen. Kleinster, gemeinsamer Nenner ist die Verwendung seifenfreier Reinigungsprodukte sowie „nicht komedogener“ Pflegeprodukte. Darüber hinaus können rezeptfreie Wirkstoffe wie Benzoylperoxid (BPO) und Salicylsäure zum Einsatz kommen, welche entzündungshemmend und hornlösend wirken. Eine ähnliche Wirkung besitzt auch verschreibungspflichtige Azelainsäure. Bei schwerer Akne kommen rezeptpflichtige Retinoide in Cremes, Gels oder Lösungen ins Spiel, unter Umständen auch in der Kombination mit äußerlich oder innerlich angewendeter Antibiotika. ![pexels-karolina-grabowska- -Online.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/pexels_karolina_grabowska_Online_2960ae0a8d.jpg) **Neurodermitis – juckender Hautausschlag** Ungefähr 10 bis 20 Prozent aller Kinder und geschätzte zwei bis fünf Prozent aller Erwachsenen leiden unter der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung. 30 bis 40 Prozent davon haben eine allergische Form der Neurodermitis. Betroffene laborieren mit stark juckendem Hautausschlag an verschiedenen Körperstellen. Der Grund: eine durch Entzündungsreaktionen gestörte Hautflora mit einer beeinträchtigten Schutzfunktion der Hornschicht. Neurodermitis tritt oft bereits in den ersten beiden Lebensjahren auf, wobei sie sich dann meist relativ schnell auswächst. Spätere Erkrankungen sind in der Regel hartnäckiger. Manchmal kehrt die Neurodermitis auch im Erwachsenenalter zurück, Ersterkrankungen in diesem Alter sind eher selten. Die Ursache dieser Erkrankung ist noch unbekannt – es werden mehrere, begünstigende Faktoren vermutet. Neben den bereits erwähnten Allergien spielen wohl auch erbliche Veranlagung, Umweltverschmutzung oder übertriebene Hygiene eine Rolle. Neurodermitis verläuft meist in Schüben, ausgelöst durch Stress, Infektionen, Textilien sowie schwüle oder kalte Temperaturen. Auch Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel können die Schübe triggern. Durch Vermeidung dieser Trigger und einer sorgfältigen Hautpflege mit rückfettenden, feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukten lässt sich das chronische Leiden meist gut in den Griff bekommen. Bei akuten Schüben hat sich Kortison – als Bestandteil von Cremes oder auch in Tablettenform – gut bewährt. Auch Lichttherapie oder Medikamente können die Entzündungen wirksam lindern. ![pexels-shvets-production-9774600 online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_shvets_production_9774600_online_c1acae3aae.jpg) **Psoriasis – schuppige Autoimmunreaktion** Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronische, entzündliche Autoimmunerkrankung. Es gibt verschiedene Formen, wobei Psoriasis vulgaris mit 80 Prozent die häufigste darstellt. Das überaktive Immunsystem setzt vermehrt bestimmte Botenstoffe frei, die verschiedene Entzündungsreaktionen auslösen. Die Haut rötet sich und bildet weiße Schuppen. Typische Stellen sind neben Ellbogen und Knie auch Kopf und Rücken. Bei einer stärker ausgeprägten Schuppenflechte oder einem Schub können die betroffenen Hautpartien auch stark jucken. Schuppenflechte ist vor allem genetisch bedingt, doch gelten Übergewicht, Alkohol und Rauchen als weitere Risikofaktoren. Die Hautkrankheit ist nicht heilbar und lässt sich auch nicht vorbeugen. Aber es gibt verschiedene wirksame Behandlungen, welche Schübe abmildern und das Abheilen beschleunigen können. Als Basistherapie gilt die Pflege der veränderten Hautareale mit rückfettenden Cremes, Salben oder Lotionen, um die Haut geschmeidig zu halten und den Juckreiz zu lindern. Wirkstoffe wie Urea oder Salicylsäure unterstützen die Hautbarriere. Auch Kortison und synthetische Medikamente, welche die Wirkung von natürlichem Vitamin D im Körper imitieren (Vitamin-D3-Analoga) kommen bei leichten Formen zum Einsatz. Mittelschwere oder schwere Schuppenflechte wird oft mit Lichttherapie oder Medikamenten wie Methotrexat, Apremilast oder Ciclosporin behandelt. Auch sogenannte Biologika hemmen die Abwehrreaktionen des Immunsystems und unterbrechen den Entzündungsprozess.