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18. Dez 2020

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Gesundheit

„Vertrauen ist das A und O.“

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Im Interview mit Dr. Anne Geier, Geschäftsführerin des Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung e. V. (SVDGV), über aktuelle Entwicklungen und Ziele für die kommenden Jahre.

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) kommen in die Regelversorgung. Was sind deren wesentliche Vorteile und warum sind diese von Bedeutung?

Die digitalen Gesundheitsanwendungen sind ein neuer Baustein für unser Gesundheitssystem, der nicht nur das bestehende Angebot ergänzt, sondern auch gezielt Versorgungslücken schließen kann. Für Patienten haben DiGA das Potenzial, ganz neue Versorgungsimpulse zu setzen. Sie sind orts- und zeitunabhängig einsetzbar, können das Gesundheitshandeln stärken und Therapieadhärenz erhöhen – sie sind „digitale Helfer“ in der Hand des Patienten. Ärzte und Psychotherapeuten können beispielsweise durch eine effizientere Koordination der Behandlungsabläufe oder eine strukturierte Erfassung von Therapieverläufen im Alltag unterstützt werden.

Auf welche Entwicklungen in diesem Jahr sind Sie stolz?

Die Anerkennung der ersten DiGA ist ein echter Meilenstein für unser Gesundheitswesen und gleichzeitig „nur“ der Startschuss. Als SVDGV sind wir stolz, dass es allen beteiligten Akteuren im Schulterschluss gelungen ist, in weniger als einem Jahr eine neue Versorgungsart mit komplexen zugrundeliegenden Prozessen zu etablieren. Und das Jahr ist noch nicht vorbei. Als Verband werden wir natürlich im gerade begonnenen Stellungnahmeverfahren zum neuen Digitalisierungsgesetz unsere Expertise und unsere Erfahrungen einfließen lassen. Dabei bin ich stolz darauf, dass wir hierbei mit inzwischen 100 Mitgliedern ein tolles Netzwerk von innovativen E-Health-Unternehmen vereinen.

Was muss passieren, damit sich die DiGA als neue Säule der Gesundheitsversorgung nachhaltig etablieren können? Was sind hier die größten Herausforderungen, zum Beispiel in puncto Daten- und Verbraucherschutz?

Vertrauen ist das A und O bei der Etablierung der DiGA. Als Spitzenverband verstehen wir es als unsere Kernaufgabe, so umfassend wie möglich zu allen Themen rund um die DiGA zu informieren. Ärzte und Psychotherapeuten werden digitale Lösungen nur dann verschreiben, wenn sie ihnen vertrauen. Gleiches gilt bei der Anwendung für die Patienten. Mit unserer Expertise als Hersteller, aber auch in Zusammenarbeit mit Ärztevertretern wie dem Hartmannbund und dem Bündnis Junge Ärzte, geben wir unsere Erfahrungen in einer Online-Seminarreihe weiter. In Bezug auf Daten- und Verbraucherschutz ist klar festzuhalten, dass DiGA nicht mit herkömmlichen Fitness-Apps zu vergleichen sind: Datenverarbeitung zu Werbezwecken ist beispielsweise strengstens untersagt. Sie sind zugelassene Medizinprodukte, die eine Vielzahl von Anforderungen an Qualität und Sicherheit erfüllen müssen. Dazu zählt auch das Prüfverfahren gemäß der eigens erstellten Digitale-Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV). Erst anschließend können sie in die Regelversorgung kommen.

Was sind Ihre Ziele für 2021?

Persönlich natürlich, dass alle in meinem Umfeld gesund bleiben und wir die Covid-19-Pandemie in den Griff bekommen. Beruflich freue ich mich auf die nächsten Schritte hin zu einem digitalisierten Gesundheitssystem. Wir haben in diesem Jahr bereits große Fortschritte gemacht. Daran wollen wir 2021 anknüpfen und ihre Etablierung voranbringen. Um eine hochwertige digitale Gesundheitsversorgung weiter zu verankern, werden wir dabei die Ausgestaltung verschiedener digitaler Lösungen vorantreiben, seien es neue digitale Pflegeanwendungen, telemedizinische Angebote oder digitale Angebote zur Präventionsförderung.

Blick nach vorn: Wie wird sich die Gesundheitsversorgung ändern, wo stehen wir in fünf bzw. zehn Jahren?

Durch die Weichen, die wir derzeit stellen, könnten wir in fünf oder zehn Jahren ein langgehegtes Versprechen einlösen, das seit jeher mit Digitalisierung einhergeht: Die Lebensqualität vieler Menschen nachhaltig zu steigern. Dazu müssen wir aber auch die Vernetzung von Daten noch stärker als Chance begreifen. Sie ist das Fundament dafür, dass wir – unter Beachtung unserer datenschutzrechtlichen Standards – Erkenntnisse gewinnen können, die für jeden einzelnen bessere Entscheidungen ermöglichen. Dann können wir schon in wenigen Jahren stolz sagen, dass wir es geschafft haben und Deutschland zum Vorreiter der digitalen Versorgung gemacht haben.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wertvolle Familiengesundheit – Ein Beitrag von Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes e. V.

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den letzten globalen Krisen und Ereignissen sind Familien, insbesondere ihre jüngsten Mitglieder, körperlich und psychisch stark unter Mitleidenschaft gezogen. Eltern und Kinder geraten immer wieder an die Grenzen ihrer gesundheitlichen Belastbarkeit. Manchmal reicht bereits der Alltag aus, um Stressfaktoren überhandnehmen zu lassen. Die Gesundheit von Familien ist jedoch nicht nur ihre persönliche Angelegenheit, sondern grundlegend für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Dass es den Kindern gut geht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der Eltern an sich natürlich, aber auch der Politik, die die Leitplanken für eine gute Vor- und Nachsorge stellen muss. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheitsvorsorge, damit Eltern und Kinder durch Belastungen gar nicht erst ernsthaft krank werden. Ein sehr gutes Beispiel solcher Vorsorgeeinrichtungen sind die Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, die eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, leider aber immer noch nicht alle kurbedürftigen Eltern erreichen. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kurprogramme bei Eltern schlichtweg nicht bekannt sind. Hier sollte es uns ein großes Anliegen sein, diese wichtige Komponente des Gesundheitsschutzes unter den Eltern deutlich geläufiger zu machen. Die Möglichkeiten, präventiv oder gesundheitsfördernd zu wirken, sind in der Tat vielfältig: Workshops zu gesunder Ernährung sowie Bewegung oder zur Stressbewältigung. Kochkurse, Sportprogramme, Schulungen zur Unfallverhütung im Haushalt und viele mehr ergänzen die Vorsorgevielfalt. Hilfreich ist, wenn sie die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Doch in der Verantwortung stehen Eltern selbst. Bei ihnen fängt Familiengesundheit überhaupt erst an. Dazu gehört die Weitergabe von gesunden Lebensgewohnheiten genauso wie die emotionale Unterstützung. Keine noch so gute Vor- und Nachsorgemaßnahme genügt, wenn sich Familien nicht darauf verlassen können, dass sie sie im Bedarfsfall auch erhalten. Es ist daher unabdingbar, dass die Finanzierung von Angeboten sichergestellt ist. Auch, wenn die Diskussionen um die Geldmittel in diesen Tagen intensiv geführt werden, muss die Familiengesundheit unserer Gesellschaft einiges Wert sein. Hier zu sparen, bedeutet an der Gesundheit zu sparen. Ein falscher Ansatz! Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie. Daher ist auch die Frage relevant: Was können Familien selbst für die Gesundheit tun? Darauf erhalten Sie in diesem Heft Tipps, Hintergrundinformationen und vielfältige Anregungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wert von gegenseitiger Unterstützung, von gemeinsam verbrachter Zeit und einem harmonischen Familienleben, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu fördern. >Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie.