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22. Nov 2019

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Gesellschaft

Vorbild für viele Anleger: der norwegische Staatsfonds

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Staatsfonds erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Besonders erfolgreich ist der norwegische Staatsfonds. Er ist zum weltweit größten Staatsfonds avanciert. Das derzeit verwaltete Vermögen: rund eine Billion Dollar.

Die Norweger sind ein glückliches Völkchen. Im Land der Fjorde und Trolle lässt es sich gut leben. Das zeigen verschiedene Happiness-Rankings, bei denen die Norweger fast immer ganz weit oben landen. Ein Treiber des nordischen Glücks könnte der rund eine Billion US-Dollar schwere norwegische Staatsfonds sein, der 1998 aufgelegt wurde. Der auch „Ölfonds“ genannte Fonds hat jeden der rund fünf Millionen Norweger zum „Kronen“-Millionär gemacht.  

Der Reichtum Norwegens speist sich ursprünglich größtenteils aus dem Geschäft mit Öl und Gas. Die Einnahmen daraus für künftige Generationen lukrativ anzulegen, so der ursprüngliche Plan der Skandinavier. Um von den endlichen Ressourcen des Landes unabhängig zu werden, hat man Norwegens Öl und Gas gegen internationale Unternehmensbeteiligungen eingetauscht – mit großem Erfolg. Inzwischen ist der „Statens pensjonsfond utland“ zum größten Staatsfonds der Welt angewachsen. Im Schnitt gehören ihm 1,4 Prozent der Anteile von jedem Unternehmen auf der ganzen Welt. Das Konzept hat sich bewährt. Das zeigt sich daran, dass der Fonds, für den kurzfristige Spekulation tabu sind, seit seiner Auflage durchschnittlich sechs Prozent im Jahr einfahren konnte, also eine höhere Rendite als der Dax. „Eigentümer“ des Fonds ist das norwegische Finanzministerium. Das Management des Fonds wurde an die Norges Bank delegiert, die das Finanzministerium bei allen Fragen zur Investment-Strategie berät.  

In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat Norwegens Staatsfonds ein Rekordergebnis mit einer Rendite von 9,1 Prozent erzielt. Im zweiten Quartal kam der Fonds vor dem Hintergrund der Marktturbulenzen auf eine Rendite von immerhin drei Prozent. Das lag zwar 0,19 Prozentpunkte unter der gewünschten Zielgröße, die Fondsleitung zeigte sich dennoch zufrieden. Bemerkenswert war dabei: Den Aktienanteil am Portfolio haben die Fondsmanager im zweiten Quartal auf knapp 69,3 Prozent erhöht. Aktien machen damit den Löwenanteil am Fonds aus. Den größten Beitrag zur Rendite des zweiten Quartals lieferten die Aktien von Microsoft, des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé und Facebook. Die größten Beteiligungen am Ende des Quartals waren Microsoft, Apple und Amazon, allesamt US-Technologiefirmen. Dagegen haben die Norweger den Anteil an Staatsanleihen im zweiten Quartal auf 28 Prozent zurückgefahren. Die größten Anleihebestände waren US-Treasuries, gefolgt von japanischen und deutschen Staatsanleihen. Der Immobilienanteil hingegen betrug schmale 2,7 Prozent.

Deutsche Unternehmen sind in dem erfolgreichen, für die Zukunft ausgelegten Staatsfonds nur spärlich vertreten. Rund 30 hiesige Unternehmen stehen 9.158 Unternehmen aus 73 Ländern gegenüber. Mit einer derartig breiten Streuung können selbst Welt-ETFs nicht mithalten.

Ethische Richtlinien

Auch beim Thema Nachhaltigkeit gehört der Fonds zu den Vorreitern. So hat das Parlament in Oslo kürzlich beschlossen, dass der Fonds umgerechnet elf Milliarden Euro aus Unternehmen abziehen muss, die ihr Geld mit Öl und Kohle verdienen. Dafür wird der Fonds bis zu 18 Milliarden Euro in Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarkraft investieren. Außerdem beteiligt man sich nicht an Firmen, die der Umwelt schaden, die Kinderarbeit praktizieren oder aber Waffen produzieren. Ein No-Go sind außerdem Korruption oder Steuervergehen.

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Nicht nur aufgrund der Nachhaltigkeitskriterien, sondern auch aufgrund seines langanhaltenden Erfolgs dient der risikoarme norwegische Staatsfonds für viele Privatanleger als Vorbild. Interessant ist er vor allem für jene, die längerfristig ein solides Vermögen aufbauen wollen, um für die Zukunft besser gerüstet zu sein – selbst wenn sie monatlich nur wenige Euros investieren können oder möchten.

Für 2020 wird erwartet, dass der Fonds umgeschichtet wird. Um noch mehr Rendite zu erzielen, soll verstärkt in US-amerikanische Aktien investiert werden. Sie machen bereits die größten Bestände des Fonds aus. Der deutlichste Rückgang wird voraussichtlich bei britischen Aktien erfolgen, deren Anteil zurzeit bei etwa fünf Prozent liegt. Der Grund für die Neuausrichtung: Investments in Nordamerika seien den letzten zehn Jahren ertragreicher und weniger risikobehaftet als im Rest der Welt gewesen, so das Management des Fonds. Wenn es zu Änderungen komme, würden diese selbstverständlich marktschonend umgesetzt, hieß es dort weiter.

Mit Blick auf die Erfolgsgeschichte des norwegischen Staatsfonds wird in Deutschland ebenfalls über die Auflage eines staatlichen Fonds als alternatives Finanzierungsinstrument spekuliert. Von der öffentlichen Kreditaufnahme über Steuern bis zu privaten Beteiligungen: Die Vorschläge, aus welchen Mitteln ein solcher Fonds gespeist werden könnte, sind vielfältig. Grünen-Parteichef Robert Habeck jedenfalls kann sich einen „Bürgerfonds“ nach norwegischem Vorbild, mit dem die private Altersvorsorge zusätzlich zum gesetzlichen Rentensystem verbessert werden könnte, gut vorstellen. Der Fonds solle allerdings allen Bürgern offenstehen und langfristig in sinnvolle Projekte zum Umbau der Wirtschaft investieren.

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9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.