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4. Jun 2024

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Gesellschaft

Wann ist Leder nachhaltig?

Journalist: Julia Butz

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Foto: Gül Isik/pexels

Lederrecycling, pflanzliche Gerbung oder gleich die vegane Alternative. Jeder dieser verantwortungsbewussten Innovationen treibt den Wandel voran.

Seit Jahrhunderten ist der zeitlose Naturstoff Leder eines der wichtigsten Handwerksmaterialien. Atmungsaktiv und hautfreundlich, robust, elastisch und wärmend, kann er gradlinig, edel oder extravagant; knautschig oder im Rocker-Style daherkommen. Immer aber ist er unverwüstlich – und: langlebig. So langlebig, dass sich Leder hervorragend dazu eignet, als wertvolle Ressource für neue Produkte verwertet zu werden. Dabei werden zerkleinerte Lederabschnitte aus der Möbel- oder Schuhproduktion wiederaufbereitet und mit Naturkautschuk zu recyceltem Leder verbunden oder in geschredderter Form zu „Lederwolle“ verarbeitet und fürs neue modische Lieblingsstück eingesetzt. Upcycling im besten Sinne, gewonnen aus natürlichen Lederabfällen, die nicht wie üblich entsorgt, sondern im Stoffkreislauf weiterverwendet werden.

Das Gerben ist einer der wichtigsten Schritte in der Lederherstellung: Die Gerbstoffe konservieren und stabilisieren das Leder und verhindern, dass es beim Trocknen verklebt oder verhärtet. Im herkömmlichen Gerbverfahren werden allerdings Chemikalien wie Chromsalze eingesetzt, die die Umwelt in hohem Maß schädigen können und bei vielen Menschen Allergien hervorrufen. Beim schonenden Verfahren mit pflanzlichen Gerbstoffen (auch vegetabile Gerbung genannt) wird hingegen auf den Zusatz der schädlichen Salze verzichtet und nur nachwachsende Rohstoffe wie die Rinde von Eiche, Fichte, Kastanie oder Akazie oder auch Olivenblätter oder Rhabarberwurzeln eingesetzt. Die Naturstoffe enthalten Tannin – den pflanzlichen Wirkstoff, den wir vom kräftigen Rotwein kennen und der ebenso für den Gerbprozess bei Leder verantwortlich ist.

Wer sicher gehen möchte, dass sein Lederschuh, die Tasche oder das Portemonnaie umweltgerecht hergestellt wurde, kann sich an der Zertifizierung verschiedener Labels orientieren. Neben dem Gerbverfahren informieren sie über die Herkunft aller Rohmaterialien und eingesetzten Hilfsstoffe, dem Wasser- und Energieverbrauch im Herstellungsprozess und auch die dabei angefallenen Nebenprodukte. Bei nachhaltig produzierten Lederartikeln kann daraus neben dem Recycling der Lederreste auch Biogas, Kompost oder Gelatine hergestellt werden. Wer komplett auf tierische Produkte verzichten will, greift zur Lederalternative. Aufgepasst aber bei erdölbasiertem Kunstleder, die in Sachen Umwelt keine wirklich bessere Alternative zum Tierleder darstellen. Stoffe wie Kork, Baumwolle, Gummi oder Kautschuk sind als vegane Variante keine Unbekannten mehr. Hinzu kommen viele interessante neue Materialtrends: Kaffee- oder Obstfasern, Eukalyptus oder Teak-Rinde werden bereits als Rohstoffe eingesetzt. Meist als Nebenprodukt einer existierenden Landwirtschaft sind die Herstellungskosten deutlich günstiger und nachhaltiger als ihr tierisches Vorbild. Zudem punkten sie mit antibakteriellen und isolierenden Eigenschaften. Unabhängig davon, für welche nachhaltige Produktart man sich beim Kauf entscheidet: Am besten das gute Stück so lang wie möglich nutzen und es danach im Sinne der „Circular Fashion“ in den nächsten Secondhandladen oder ins Lederrecycling geben. Das gilt auch für Omas Sofa, aus dem das nächste It-Bag werden kann.

Interessanter Fakt:

Vom weltweit produzierten Leder wird ca. die Hälfte für die Produktion von Schuhen genutzt. Die restlichen Anteile verteilen sich auf die Automobilindustrie, Bekleidung, Möbel und Sonstiges, wobei der Anteil der Automobilindustrie mit ca. 17 % der größte ist. Quelle: statista 2023

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.