14. Dez 2022
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Gesundheit
Journalist: Thomas Soltau
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Foto: Priscilla du Preez/unsplash
Die psychische Gesundheit leidet unter dauerhaften, arbeitsbedingten Belastungen – und hat damit einen direkten Einfluss auf Produktivität sowie Leistungsfähigkeit. Doch viele Unternehmen tun noch zu wenig für ihre Mitarbeiter.
Die Klagen über einen Burn-out häufen sich zunehmend unter Arbeitnehmern. Grund dafür kann eine angeschlagene Mental Health sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Mental Health oder psychische Gesundheit als „Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeit ausschöpft, die normalen Lebensbelastungen zu bewältigen, produktiv zu arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann“. Doch immer weniger Menschen scheinen den Anforderungen des Alltags gewachsen zu sein – oder sie fühlen sich vom Arbeitgeber mit ihren Problemen alleingelassen und kündigen. Das bestätigt auch die aktuelle Umfrage „Engagement Index 2021“ des Meinungsforschungsinstituts Gallup. Sie kommt zu der Erkenntnis, dass die Bereitschaft zum Jobwechsel unter deutschen Beschäftigten noch nie so hoch war wie jetzt.
Dabei wäre es für Unternehmen ganz einfach, etwas für die Mitarbeitenden und ihre mentale Gesundheit zu tun – doch Arbeitgeber nehmen dieses Anliegen bislang nicht ernst genug. Häufig wissen sie auch nichts über das Thema mentale Gesundheit. Stress, Lärm und fehlende Wertschätzung können jedoch langfristig zu ernsthaften psychischen Erkrankungen wie Depressionen führen. Weil Menschen im Job funktionieren wollen, behalten viele ihre Erkrankung aus Scham für sich. LinkedIn und YouGov haben in einer Studie ermittelt, dass 39 Prozent der Betroffenen nicht offen über ihre Erkrankungen am Arbeitsplatz reden. Die Umfrage von Gallup geht in die gleiche Richtung. So liegt die aktuelle Burn-out-Quote bei 35 Prozent und ist gegenüber 2019 sogar um neun Prozent gestiegen. 38 Prozent der Befragten hatten angegeben, sich in den vergangenen 30 Tagen gestresst und ausgebrannt gefühlt zu haben.
Das sind Fakten, die Unternehmen zum Handeln animieren sollten. Denn der Arbeitgeber hat im Bereich der psychischen Gesundheit eine wichtige Fürsorgepflicht. Dazu gehört beispielsweise sicherzustellen, dass sämtliche psychischen Belastungen wie hohe Beanspruchung und Stress möglichst geringgehalten werden, um psychische Störungen vorzubeugen. Unternehmen müssen sowohl die Mitarbeitergesundheit schützen als auch Arbeitsbedingungen gestalten, die eine Entfaltung der Mitarbeitenden begünstigen. In einer Gesellschaft mit einem immer schnelleren Pulsschlag ist das eine Herausforderung. Doch es lohnt sich doppelt, Angestellte langfristig vor schädlichen Einflüssen auf die Gesundheit zu schützen. Mitarbeitende sind glücklicher, leistungsstärker und damit ein Gewinn für das Unternehmen. Welchen wirtschaftlichen Faktor gesunde Menschen besitzen, hat eine internationale Studie des von der EU unterstützten Forschungsprojekts „Mental Health Promotion and Intervention in Occupational Settings“ ermittelt. Ihr Ergebnis: Psychische Erkrankungen könnten bis 2030 weltweit wirtschaftliche Auswirkungen in Höhe von 5,9 Milliarden Euro haben. Da lohnt es sich auf jeden Fall, rechtzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen, für glückliche und gesunde Mitarbeiter.