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2. Sep 2024

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Gesellschaft

Was bringt NIS2? – mit Martin Kuppinger

Journalist: Julia Butz

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Foto: Tirza van Dijk/unsplash, Presse

Ob Deutschland den geplanten Zeitpunkt des NIS2-Gesetzgebungsverfahrens im Oktober als Deadline halten kann, ist noch immer offen. Mit der Folge, dass die genaue Ausprägung der erweiterten Cybersecurity-Richtlinie zur Stärkung der Netzwerk- und Informationssicherheit in der EU erst sehr spät klar wird – und damit die Handlungszeiträume für Unternehmen reduziert. Trotzdem ist auch bei einer Direktive der Spielraum auf nationaler Ebene relativ gering. Man könne kaum nach unten abweichen, ist sich Martin Kuppinger, Gründer der KuppingerCole Analysts AG und Principal Analyst in der KuppingerCole-Forschung sicher.

martin-kuppinger_online.jpg Martin Kuppinger, Gründer der KuppingerCole Analysts AG und Principal Analyst in der KuppingerCole-Forschung

Aktuell sind ca. 1.150 KRITIS (Kritische Infrastrukturen) von der geltenden EU-Regelung betroffen, mit der NIS2 Erweiterung werden es rund 29.500 Unternehmen sein. Die Organisationen und Sektoren, die unter den NIS2-Anwendungsbereich fallen, sind also grundsätzlich vorgegeben. Etwas heikler wird es nach Martin Kuppinger bei den Details, insbesondere den Artikeln 21 und 23: „Crisis Management, Business Continuity, Disaster Management, all das steckt in NIS2 – was grundsätzlich gut ist, da dadurch ein breiteres Bewusstsein für Cybersicherheit geschaffen wird. Was aber genau jetzt zu tun ist, ist ebenso unscharf gehalten, wie beispielsweise die weite Definition der Berichtspflichten.“

Crisis Management, Business Continuity, Disaster Management, all das steckt in NIS2 – was grundsätzlich gut ist, da dadurch ein breiteres Bewusstsein für Cybersicherheit geschaffen wird

NIS2 nennt konkrete Reporting-Fristen, nicht aber, für welches Niveau und welche Art eines Cybervorfalls sie gelten. In der aktuellen Fassung würde es demnach bei breiter Auslegung der Definition zu einer sehr hohen Zahl von Meldungen führen. „Wir haben es mit einer Situation zu tun, die einer weiteren Schärfung und Fokussierung bedarf. Diese Unsicherheiten sind letztlich die größte Herausforderung, mit denen sich Unternehmen konfrontiert sehen“, erläutert Martin Kuppinger.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.