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22. Dez 2022

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Gesellschaft

Was nachhaltige Möbel auszeichnet

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Antoni Shkraba/pexels

Bei Möbeln wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Das schont nicht nur die Ressourcen der Welt, sondern reduziert auch den CO2-Ausstoß, verringert die Wasserverschmutzung und verhindert Unmengen an (Verpackungs-)Müll. Doch nur wegen einer ökologisch abbaubaren Lackierung wird noch kein Möbelstück nachhaltig, der gesamte Prozess muss beachtet werden

Unser Bett ist aus Holz, also ist es natürlich nachhaltig! Diese Vorstellung stimmt mitnichten. Nur, weil ein Möbelstück aus Holz besteht, muss es weder „natürlich“ noch nachhaltig sein. Der Faktor Nachhaltigkeit setzt sich aus den drei Punkten Umweltschutz, Wirtschaft und sozialen Faktoren zusammen, nur wegen der Verwendung von Holz und eines vermeintlich ökologischen Anstrichs wird also kein einziges Möbelstück nachhaltig. Der gesamte Anbau-, Transport-, Herstellungs- und Vertriebsprozess spielt beim Thema Nachhaltigkeit eine Rolle, gerade beim Holzanbau. Das Ziel der Nachhaltigkeit besteht darin, Ressourcen zu schonen, und nur so viel zu verbrauchen, wie wir auch ernten oder entnehmen. Täglich tonnenweise Müll zu erzeugen, weil ununterbrochen Dinge erworben werden, die man dann doch nicht haben möchte und wegwirft, ist das exakte Gegenteil nachhaltigen Lebens.

Den Begriff der „Nachhaltigkeit“ hat übrigens die Forstwirtschaft in Deutschland geprägt, denn hier wird üblicherweise nur so viel Holz geschlagen, wie nachwächst. Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft umfasst sämtliche Leistungen und Funktionen des Waldes.

Damit auch die kommenden Generationen noch gut auf der Welt leben können, sollten wir alle in vielen Bereichen versuchen, mehr Nachhaltigkeit in unseren Alltag zu bringen. Nachhaltig leben bedeutet auch, auf die Herkunft und die Arbeits- und Produktionsbedingungen unserer Möbel zu achten. Gute Möbel haben ihren Preis – dafür halten sie viele Dekaden lang, manche sogar mehrere Jahrhunderte. Wir können heute viel dafür tun, im Innen- und Außenbereich auf die Verwendung nachhaltiger Materialien und Möbel zu achten.

Terrassenmöbel und Terrassenböden bestehen oftmals aus dem sehr harten und witterungsbeständigen Tropenhölzern wie Meranti, Bongossi, Teak oder Bangkirai. Auch Akazie, Balau, Ipé, Mahagoni und Amaranth-Holz stammen aus den Tropen.  

Tropische Harthölzer wachsen schnell und sind unseren heimischen Holzarten in Bezug auf Festigkeit, Haltbarkeit und Einsatzart überlegen. Doch selbst wer zertifiziertes Tropenholz verwendet, sollte bedenken, dass für die Errichtung der großen Plantagen weite Urwaldkulturen zerstört werden, und zudem auch noch kilometerlange Schneisen in die Wälder geschlagen werden müssen, um die Plantagen erreichen zu können. Der Regenwald spielt als „Lunge der Welt“ eine wesentliche Rolle, seine Rodung beeinflusst unser Klima und beschleunigt die globale Erderwärmung.

Nach der Fällung werden die Stämme bzw. die Holzbretter und -leisten um die halbe Welt transportiert, was große Mengen an Heizöl verbraucht. Zudem zerstört die Rodung, auch wenn sie auf zertifizierten Plantagen geschieht, den Lebensraum und die Lebensgrundlage einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen.

Für Terrassenmöbel können heimische Holzarten wie Lärche oder Douglasie (die mittlerweile ebenfalls in Deutschland angebaut wird) eine gute Alternative sein. Beide Holzarten sollten vor dem Einsatz draußen gegen Bläue und Fäulnis behandelt werden. Die hierzulande wachsende Robinie ist am härtesten, und weist eine hohe Widerstandskraft gegen Pilzbefall auf. Holz aus heimischen Wäldern kann zudem durch zwei Verfahren haltbarer gemacht werden: „Thermoholz“ wird stark erhitzt und karamellisiert, „Dauerholz“ unter Druck und Hitze mit Paraffin durchtränkt. 

Wer sich trotzdem Möbel und Boden aus Tropenholz wünscht, sollte zumindest auf nachhaltig bewirtschaftete Wälder achten: Die Siegel FSC (Forest Stewardship Council) oder PEFC (Pan European Forest Certification) garantieren nachhaltige Forstwirtschaft und regelmäßige Kontrollen. Das Siegel PEFC dagegen ist wenig aussagefähig, da es pauschal ganze Regionen bewertet, nur stichprobenartig kontrolliert und der Selbstverpflichtung von Forstbetrieben vertraut.

Für Möbel im Innenbereich bieten Holzmöbel viel Gutes: Sie verbreiten eine angenehm natürliche und warme Atmosphäre, wirken hochwertig und gemütlich. Holz lässt sich hervorragend bearbeiten, formen, behandeln, und kann jederzeit nachgeschliffen, geölt oder lasiert werden. Massivholzmöbel sind schöner als Spanplattenmöbel, sie sind zudem stabiler und weitaus länger haltbar, man kann sie gut renovieren und einfach pflegen. Auch wenn es mittlerweile viele zertifizierte Lacke mit dem Zertifikat „Blauer Engel“ gibt, sind Öle und Wachs umweltfreundlicher als Lack.

Für den Innenbereich eignen sich besonders Holzarten wie Eiche, Ahorn, Esche und Buche, denn durch ihre Verarbeitung zu Stühlen und Tischen, Regalen und Betten werden unsere naturnahen Mischwälder gefördert. Besonders schön und gleichzeitig ökologisch sind Möbel aus Rotkern-Buchen.

Auch bei Textilien und Metall sollte man auf nachhaltige Aspekte achten: Faire und sichere Arbeitsbedingungen, kurze Transportwege, recycelbare Verpackung, Stabilität und ökologische Ausrüstung, also keinen Einsatz gewässer- und tierschädigender Lacke und Farben. Nachhaltige Möbel wirken heutzutage nicht mehr „voll öko“, sie haben einen hohen Designanspruch und eine beeindruckende Lebensdauer.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.