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14. Dez 2020

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Gesellschaft

Was sind die größten Herausforderungen bei der Produktion nachhaltiger Verpackungen?

Journalist: Alicia Steinbrück

Drei Experten äußern sich über die Herausforderungen nachhaltiger Verpackungen.

Marius Baader, Geschäftsführer des Gesamtverbandes der Aluminiumindustrie e. V., Foto: Presse

Für ein optimales Nachhaltigkeitsergebnis müssen Verpackungen das verpackte Produkt effizient schützen, die Verpackungen müssen recycelbar sein und am Ende auch tatsächlich recycelt werden. 

Durch die überragenden Barriereeigenschaften sorgt Aluminium für einen optimalen Produktschutz. Dies ist unter Nachhaltigkeitsaspekten bedeutsam, denn die Ressourcen für die Fertigung des verpackten Gutes übersteigen die der Verpackung oftmals deutlich.

In puncto Rezyklierbarkeit überzeugt der Verpackungswertstoff Aluminium ebenfalls. Aluminium kann ohne Qualitätsverlust immer wieder im Kreislauf geführt werden; für neue Verpackungen oder für andere hochwertige Anwendungen. 75 Prozent des jemals produzierten Aluminiums sind heute immer noch im Umlauf, für das Recycling von Aluminium sind nur fünf Prozent des ursprünglichen Energiebedarfs notwendig.

Aluminiumverpackungen sind nicht nur optimal recycelbar, sie werden auch tatsächlich recycelt. Dazu trägt bei, dass Aluminium das mit Abstand werthaltigste Material im Verpackungsstoffstrom ist. Dank moderner Sortiertechniken lassen sich Aluminium- bzw. aluminium-haltige Verpackungen aus dem Stoffstrom effizient aussortieren. Ergebnis: Eine beeindruckende Recyclingrate in Deutschland von 90 Prozent. Der Bei-trag von Aluminium für mehr Nachhaltigkeit ist und bleibt beeindruckend.


Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer  Bundesverband Glasindustrie e.V., Foto: Presse
Nachhaltigkeit spielt in der Verpackungsindustrie eine große Rolle – Ressourcenschonung, Klima- und Umweltfreundlichkeit sind dabei wichtige Aspekte. Die größte Herausforderung sehen wir darin, sowohl auf der Produkt- als auch der Produktionsebene nachhaltig zu agieren. Glasverpackungen werden seit jeher fast ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt, die nahezu unbegrenzt in der Natur vorkommen und zum großen Teil in Deutschland abgebaut werden können. Der wichtigste Rohstoff für Glasverpackungen ist jedoch Recyclingglas, sein Anteil an neu produzierten Verpackungen beträgt im Durchschnitt 60 Prozent, bei der Farbe Grün sind es sogar bis zu 90 Prozent. Glas lässt sich immer wieder ohne Qualitätsverlust im geschlossenen Kreislauf recyceln. Im Mehrwegsystem lassen sich Glasverpackungen bis zu 50 Mal wieder befüllen, bevor sie recycelt werden. Als Partner der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke hat die Glasindustrie fünf Energieeffizienz-Netzwerke gegründet mit dem Ziel, Einsparpotenziale bei der Produktion zu erkennen und zu heben. Mit Projekten wie „HyGlass“ zur Erforschung von Wasserstoff bei der Glasherstellung sowie dem „Furnace of the Future“ stellt sie zudem die Weichen für eine klimaneutrale Glasproduktion.

Dr. Steffen P. Würth, Vorsitzender des Verbandes der Wellpappen-Industrie, Foto: Presse

In unserer Welt mit schwindenden Ressourcen und einer schädlichen Belastung durch Kunststoffe ist die Rohstoffbasis entscheidend. Verpackungsherstellung aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Bruch- und Durchforstungsholz, fördert das Wachstum der Wälder und ist gut fürs Klima: Verpackungen aus Pflanzenfasern wie Wellpappe speichern, ebenso wie Bäume, CO2 und sind biologisch abbaubar.Kreislaufwirtschaft ist nachhaltig. Daher sind Verpackungen aus Wellpappe nach Gebrauch kein Müll, da sie recycelt werden. In Deutschland werden sie fast vollständig erfasst und als wich-tiger Sekundär-Rohstoff in der Papierindustrie eingesetzt. Wellpappenverpackungen bestehen zu durchschnittlich 80 Prozent aus Recycling-material. Zur Recyclingfähigkeit gehört auch die Akzeptanz beim Verbraucher. Ein bewährtes Sammel- und Rückführungssystem, wie das des Altpapiers, sorgt dafür, dass die Menschen ihre Reststoffe trennen und der Kreislauf effizient ist. Nicht zuletzt muss die Verpackung ihre wichtigste Aufgabe erfüllen, das Packgut zu schützen. Denn auch Produktschutz ist Umweltschutz: Nachhaltige Verpackungen verhindern, dass beschädigte oder verdorbene Waren ungenutzt entsorgt werden müssen.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.