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14. Dez 2023

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Gesellschaft

„Wasserstoff ist ein Baustein der Zukunft“

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Abby Anaday/unsplash

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), über die Herausforderungen der Energiewende.

KerstinAndreae_c_ThomasImo_Photothek-BDEW_2.jpg Kerstin Andrea, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)

Welche Maßnahmen verfolgt der BDEW, um den CO2-Ausstoß zu minimieren?

Die Energiewirtschaft hat bereits deutliche Fortschritte bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes erzielt. Gegenüber 1990 sind die Emissionen im Energiesektor um fast die Hälfte – 46 Prozent – gesunken. Bis 2030 sollen es minus 77 Prozent werden. Damit ist die Zielsetzung im Energiesektor deutlich höher als das sektorübergreifende Ziel bis 2030 von 65 Prozent. Die Erreichung der Klimaziele 2030 ist für den Energiesektor ein enormer Kraftakt. Um die Energiewende weiter voranzutreiben, müssen die Erneuerbaren Energien in noch nie dagewesenem Tempo ausgebaut werden. Hierfür müssen allerdings politische Hindernisse insbesondere im Bereich Windenergie an Land abgebaut werden. Die Energiebranche ist außerdem ein unverzichtbarer Player, wenn es um die dringend notwendige Reduzierung von CO2-Emissionen im Mobilitätssektor und im Wärmemarkt geht.

Inwiefern hat die Energiewende bisher die Wettbewerbsfähigkeit der Energiebranche beeinflusst?

Generell stärkt die Energiewende im Zusammenspiel mit der Digitalisierung die Innovationsfähigkeit in Deutschland. Die verstärkte Nutzung Erneuerbarer Energien eröffnet außerdem vielfältige Möglichkeiten für Beschäftigung und Innovation in Bereichen wie Solar- und Photovoltaik-Wirtschaft, Windkraft, Energiespeicherung und Energieeffizienz. So langsam gewinnt der europäische Gedanke der Resilienz auch bei Erneuerbaren Energien an Bedeutung, zum Beispiel im Kontext des Net Zero Industrial Act. Wenn europäische Unternehmen auch weiterhin am so genannten „Massenmarkt“ teilnehmen können, besteht weiterhin auch das Potenzial für produktbezogene Innovationen in Europa.

Was sind die wichtigsten sozioökonomischen und ökologischen Auswirkungen der Energiewende?

Weniger Emissionen bedeuten auch weniger Umweltverschmutzung. Wir machen dadurch unser Land lebenswerter. Gleichzeitig bedeutet Energiewende auch Strukturwandel, insbesondere in Regionen, die bisher stark von der Braunkohle abhängig waren. Das erfordert erhebliche Investitionen, um diese Standorte zukunftsfähig zu machen und neue, innovative und gut bezahlte Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen.

Gibt es zukünftig spezielle Technologien, auf die wir achten sollten?

Neben Elektrifizierung und Energieeffizienz spielen in Zukunft klimaneutrales Gas und insbesondere Wasserstoff eine entscheidende Rolle, um die Energieversorgung klimaneutral und versorgungssicher zu gewährleisten. Speicher- und Transportfähigkeit sowie die Einsatzbreite machen Wasserstoff über die Sektorkopplung zu einem zentralen Baustein im Energiesystem der Zukunft. Daher sollten wir ein besonderes Augenmerk auf den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft legen. Neben dem Aufbau des H2-Transport und -Verteilnetzes geht es hier etwa auch um eine sinnvolles Vorgehen beim Markthochlauf, dem Aufbau von Erzeugungskapazität im Land und langfristigen Importlieferverträgen.

Warum ist die Zeit der billigen Energie vorbei?

Ein wesentlicher Faktor: Russland hat vertragswidrig die Gaslieferungen nach Deutschland eingestellt, was das Energieangebot verknappt hat. Die Alternative Flüssigerdgas (LNG) ist um einiges teurer. Es gilt jetzt, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Wie teuer grüner Wasserstoff werden wird, kann noch nicht exakt prognostiziert werden. Aber die mühselige Champagner-Diskussion, die Wasserstoff als unbezahlbares Gut betrachtet hat, ist von Tisch. Der BDEW rechnet mit fallenden Preisen in der Zukunft.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.