Ein Portrait von Cawa Younosi

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21. Mär 2024

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Gesellschaft

Wege in die Arbeitskultur 4.0 – Interview mit Cawa Younosi

Journalist: Julia Butz

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Foto: Presse

Im Gespräch mit dem gefragten HR-Influencer Cawa Younosi, einer der innovativsten Köpfe der HR-Szene und das Gesicht der New Work-Arbeitskultur.

Welche Veränderungsprozesse braucht es für den von Ihnen viel zitierten Dreiklang: Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenzufriedenheit und Unternehmenserfolg? Zwischen den evidenzbasierten Erkenntnissen, wie man als Unternehmen erfolgreich produktiver sein kann und der Realität besteht ein riesiges Gap. Es gibt ein dermaßen großes Potenzial an Produktivitätssteigerung, welches sehr leichtfertig vergeudet wird: Mitarbeiterzufriedenheit und damit Menschen, die Spaß und Freude bei der Arbeit haben. Wir müssen uns viel mehr von alten Mustern lösen und Potenziale nutzen, die uns Wissenschaft und Technologie bieten. Die Wirklichkeit vielerorts? Veraltete Arbeitsmodelle in denen z. B. Arbeitszeit immer noch einziger Produktivitätsmaßstab ist. Der Schlüssel ist zu erkennen, dass Produktivität am höchsten ist, wenn die Mitarbeiter den meisten Spaß bei der Arbeit haben. Sich mit ihrem Job identifizieren. Davon sind große Teile der Arbeitswelt weit entfernt. Das zeigen die Gallup-Umfragen jährlich.

Was sind Ihre Forderungen für eine zeitgemäße Arbeitswelt? Es fängt mit dem Menschenbild an, das man als Unternehmen vom eigenen Mitarbeitenden hat. Wenn man davon ausgeht, dass die Mitarbeitenden zunächst grundsätzlich motiviert sind und mit allem, was sie ausmacht, Teil des Arbeitslebens sind: dann versteht man, dass man es nicht mit eindimensionalen Wesen zu tun hat. Sondern mit Wesen, die sich eingebunden fühlen wollen; die Bedürfnisse jenseits der nächsten Zielerfüllung haben, und dass sie sehr wohl die Höhen und Tiefen nachvollziehen können, wenn man ihnen vertraut und auf Augenhöhe begegnet. Wenn man das verinnerlicht hat, hat man eigentlich alles in der Hand und kann dies in Maßnahmen umsetzen:

Zum Beispiel die Herstellung der Gleichwertigkeit von Teil- und Vollzeit bei der beruflichen Verwirklichung. Wer aus familiären oder gesundheitlichen Gründen nicht Vollzeit arbeiten kann, muss deswegen z. B. nicht an einer Führungslaufbahn gehindert werden. Präsenz nicht mit Performance verwechseln und ein gesundes hybrides Arbeitsmodell anbieten; eine vernünftige, faire Vergütung sicherstellen, ohne Pay-Gaps. Vertrauen in die eigene Mannschaft haben. Und ganz wichtig: Auch in kritischen Momenten Wort zu halten und nicht beim ersten Widerstand alles über den Haufen werfen. Das sind die ‚Moments that matter‘, die darüber entscheiden, welche Arbeitgeber die besten sind und die wenigste Fluktuation haben.

Das hört sich zunächst gar nicht so schwierig an. Die Realität sieht oft anders aus. Woran liegt das? Die Börse goutiert finanzielle KPIs als Erfolgskennzahl i. d. R. mehr als die Mitarbeiterzufriedenheit und unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen steht die Wirtschaft natürlich vor großen Herausforderungen. Auf der einen Seite wird die Zukunft als unsicher eingestuft. Wer aber jetzt plump Personalkosten rausnimmt und die Stammbelegschaft verprellt, denkt zu kurzfristig. In zwei, drei Jahren, wenn das Blatt sich gewendet hat, hat man das Nachsehen. Die guten Unternehmen versuchen jetzt die Balance zu schaffen, die Belegschaft trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten möglichst lange an Bord zu halten. Und durch Umschulung und Upskilling in die Transformation mitzunehmen.

Stichwort: Lebenslanges Lernen. Lebenslanges Lernen ist seit Jahren ein „No-brainer“. Das ist nichts Neues. Nur erhöht sich durch die Digitalisierung der Druck, weil sich die Systeme so rapide ändern. Oftmals ist den Beteiligten aber gar nicht klar: Warum soll ich dieses Training machen? Für eine erfolgreiche Lernkultur im Unternehmen ist es extrem wichtig, deutlich zu machen: Das betrifft Deinen eigenen Arbeitsplatz und gibt Dir die Chance, Dich weiterzuentwickeln. Was es dazu braucht? Immer eine Kultur, die sagt: selbst wenn der Mut fürs Neue sich später als ein Fehler erweist, ist das nicht das Ende, Du bist nicht gescheitert. Sondern hast Dich auf etwas Neues eingelassen und gezeigt, dass Du wachsen willst.

Was sollte das große Ziel sein? Ein evidenzbasiertes Arbeitsumfeld, das auf Wertschätzung und der Erkenntnis basiert: happy employees, happy customers! Dahingehend wird und muss sich das Mindset künftig ändern. Wenn sich nämlich die Erkenntnis durchsetzt, dass ich damit erstens produktiver und zweitens erfolgreicher bin. Das hat nichts mit Budgets oder Unternehmensgröße zu tun. Man muss es nur wollen.

Interessanter Fakt:

Der ehemalige Personalchef von SAP Deutschland schreibt derzeit an seinem mit Spannung erwarteten Buch, welches im Sommer auf den Markt kommen soll. Thema: Der Entwurf einer Arbeitswelt, die keine Utopie ist, sondern bereits Realität.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.