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22. Dez 2023

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Business

Welches Spiel war für mich das Highlight 2023?

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Sigmund/unsplash

Drei Game-Experten stellen ihre Lieblings-Games des Jahres vor und verraten, was die so faszinierend macht.

Highlight-Spiel: Baldur’s Gate 3

Mit Baldur’s Gate 3 kann ich mich hier nur für den offensichtlichsten Kandidaten entscheiden! Seit über 10 Jahren hat mich kein Rollenspiel mehr so gefesselt. Mittlerweile habe ich über 230 Stunden mit Baldur’s Gate 3 verbracht und bin immer noch beim ersten Durchgang. Ich will jeden Stein erforschen, alles über die Geschichte und die Charaktere wissen.

Im Rollenspiel kann man alle Probleme auf unzählige Arten lösen. Mit genügend Charisma kann ich meine Gegner auch mal zu Tode quatschen, anstatt sie mit einer Waffe zu töten. Tabus werden gebrochen! Man kann sich mit einem Druiden einlassen und mit ihm in seiner Bärengestalt schlafen, denn das gehört zur Welt von Dungeons & Dragons – darauf basiert Baldur’s Gate 3.

In einem Interview verriet mir Chefentwickler Swen Vincke, dass es dem Studio wichtig war, dass auch Teile der Story animiert und vertont werden, die nur 0,00001% der Spielenden jemals zu Gesicht bekommen. Und das kostet viel in der Produktion!

Jede Entscheidung, die man im Spiel trifft, soll eine Bedeutung haben, und das spürt man auch. Dadurch hat das Spiel einen sehr hohen Wiederspielwert, da man nicht alles in einem Durchgang sehen kann. Wenn man einmal eine wichtige Entscheidung getroffen hat, kann man keine andere Abzweigung mehr nehmen. Ein besonderer Bonus ist für mich die lebendige und positive Community, die Artworks, eigene Geschichten und die besten Memes zum Spiel teilt! - Leya Jankowski, Chefredakteurin MeinMMO.de

 

Highlight-Spiel: Cyberpunk 2077 

Mein Spiele-Highlight 2023 ist eigentlich gar kein Spiel aus diesem Jahr. Es ist die Comeback-Story, die hinter der im September veröffentlichten Erweiterung für besagtes Spiel steckt. Die Rede ist natürlich von Cyberpunk 2077, das zur Veröffentlichung Ende 2020 unter den astronomischen Erwartungen zerbrochen ist. Der technische Zustand des Spiels war so schlecht, dass es sogar zwischenzeitlich aus dem Playstation-Store flog, historisch für ein Spiel dieser Größe. 

Und auch inhaltlich war längst nicht alles drin, was die Entwickler von CD Projekt Red vollmundig versprochen hatten. Es folgten viel Hass und Häme, doch die Entwickler setzten sich ein Ziel: Cyberpunk 2077 zu dem machen, was es ursprünglich sein sollte. Dafür nahmen sie mehrere Jahre weiterer harter Arbeit auf sich.

Mit Phantom Liberty ist dieser Prozess nun größtenteils abgeschlossen – und wie sehr hat sich das Warten gelohnt! Das kostenlose Update 2.0 überarbeitet nahezu jeden Aspekt des Spiels und die kostenpflichtige neue Geschichte von Phantom Liberty liefert nun wirklich alles, was wir uns von einer Story im Cyberpunk-Universum versprochen haben. Einprägsame Charaktere, dystopische Technologien und immersive Spionage-Action, die aus jeder Pore vor Coolness nur so trieft. Phantom Liberty hat mich noch einmal daran erinnert, warum ich Cyberpunk 2077 trotz aller ursprünglichen Probleme liebe – und warum es ein absolutes Ausnahmespiel ist, an dessen Geschichte und Spielerfahrung ich mich noch sehr lange erinnern werde. - Julius Busch, Creative Lead Livestreaming GameStar

 

Highlight-Spiel: Super Mario Bros. Wonder

Mein Highlight 2023 ist Super Mario Bros. Wonder. Das liegt vor allem am Überraschungsfaktor, den das Spiel hat. Ich bin mit Mario-Jump & Runs aufgewachsen, habe nahezu alle gespielt und dachte eigentlich, ich hätte mittlerweile schon alles gesehen, aber Wonder hat mich da eines Besseren belehrt. Zum einen setzt Nintendo beim neuen 2D-Mario auf einen überarbeiteten Grafikstil, der im Vergleich zu bisherigen Serienteilen noch einmal deutlich detaillierter und liebevoller ist – die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke der Charaktere sind da nur ein Beispiel.

Die große Besonderheit sind aber die Wunderblumen, die bei Berührung die Level und teilweise sogar die Charaktere verändern und für einige der abgefahrensten Dinge sorgen, die ich je in einem Mario-Spiel gesehen habe. Da robben die grünen Röhren wie Raupen durch die Gegend, die gesamte Szenerie verwandelt sich in ein Scherenschnitt-Theater oder Piranha-Pflanzen singen plötzlich ein Lied.

Dadurch, dass sich diese Effekte nie komplett wiederholen, wird jeder Level zu einer großen Überraschung, welche dann auch einen der großen Spielreize ausmacht. Für längerfristige Motivation ist ebenfalls gesorgt, denn in jedem Spielabschnitt sind diverse Sammelobjekte versteckt und man kann auch im Multiplayer mit bis zu drei Freunden spielen. Super Mario stand schon für immer nahezu perfekt durchdesignte Jump & Runs, aber Wonder setzt hier nochmal einen ganz neuen Benchmark. - Tobias Veltin, Senior Editor GamePro.de

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Span-nungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Be-schaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulie-ren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Her-steller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Statt-dessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbe-stände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen ge-meinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in en-ger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wie-derum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Aus-wahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lie-ferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpas-sungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lie-ferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, so-zial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne ge-zahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entspre-chend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichte-ten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemein-sam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Part-nerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zu-sammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Info-tainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim au-tonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vor-standsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Management-karriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldti-mer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Aus-flüge mit ihrem Hund in die Natur.