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21. Dez 2020

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Gesellschaft

Wer in die Prozessmodellierung investiert, bleibt zukunftsfähig

Journalist: Katja Deutsch

Wenige Branchen wurden vom Lockdown bisher so wenig getroffen wie die Baubranche. Viele Planungsbüros und Bauunternehmen blicken seit Jahren in über-volle Auftragsbücher und sind auf Monate oder sogar Jahre hinweg ausgebucht. Nur vereinzelt gab es während der geschlossenen Grenzen Probleme, Materialien oder Mitarbeiter zu bekommen. In der Planung selbst hat sich eben die tägliche Arbeit vom Büro ins Homeoffice verlagert. Die Mitarbeiter auf den Baustellen hatten keinerlei Probleme, die Abstandsregeln einzuhalten.

Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Fachbereich Bauwesen der Technischen Hochschule  Mittelhessen, Foto: Presse

„Doch jetzt wird sich die Situation anders entwickeln“, sagt Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz vom Fachbereich Bauwesen der Technischen Hochschule Mittelhessen. „Aufgrund der starken Verschuldung werden die Investitionen auf lange Sicht stagnieren. Die Coronakrise wird deutlich spürbare Auswirkungen auf die Baubranche haben. Die großen Steigerungsraten der letzten Jahre werden alle zunichte gemacht, wir werden einen signifikanten Rückgang haben, der real ins Minus laufen kann.“

Eine Krise bringt immer Verlierer und Gewinner hervor. Prof. Díaz prophezeit, dass reine „Sonnenscheinunternehmen“ nicht wetterfest sein werden, straucheln und untergehen. Wie auch in den Jahren nach dem Boom der Wiedervereinigung bis zur Finanzkrise, als es in Deutschland jährlich hohe Insolvenzzahlen in der Baubranche gab, werden auch jetzt etliche Unternehmen die Pandemie nur schwer überleben.

„Über Jahrzehnte haben wir unsere Produkte deutlich verbessert und extrem gut entwickelt und deshalb haben wir heute in Deutschland die besten Bauprodukte der Welt – sie lassen sich kaum noch steigern. Jetzt geht es im Bauwesen darum, die Planungs- und Ausführungsprozesse sowie die Nutzungsprozesse effizienter zu machen.“

Die Prozessmodellierung, die in anderen deutschen Branchen bereits seit 20 bis 30 Jahren erfolgreich eingesetzt wird, erreicht nun die Baubranche. Diese kontinuierliche Verbesserung der Prozesse wird jetzt in der Baubranche umgesetzt: „Unternehmen müssen diese Prozesse täglich anschauen, besser aufeinander abstimmen und effizienter gestalten.“

Dazu gehört auch die Arbeit mit einem digitalen Zwilling. Prof. Díaz führt dafür das von ihm entwickelte 5K-Modell an: „Kollaboration, Kooperation, Kommunikation, Koordinierung, Konzept!“ Und dieses Konzept beinhaltet die Arbeit mit dem digitalen Zwilling, die Digitalisierung ist der Schlüssel hierfür. Ein Überleben prognostiziert er denjenigen, die innovativ sind und in die Prozessmodellierung investieren.

Die Pandemie hat in der Baubranche eine Wand durchbrochen, denn die Unternehmen waren gezwungen, sich digital abzustimmen. Wer digital arbeitet und sich mit den Partnern über Videokonferenzen abstimmt, hat sich bereits auf den Weg gemacht, um mit dem digitalen Zwilling zu arbeiten und damit die Möglichkeit, das Bauwerksmodell gleich auf einen Bildschirm zu bringen.

Diese Entwicklung wäre ohne Pandemie wohl in frühestens drei bis fünf Jahren so weit gewesen, glaubt der Bauexperte. Könnte die sinkende Nachfrage denn den Fachkräftemangel im Baubereich aufheben? „Das könnte passieren. Doch wer sich als Absolvent flexibel aufstellt und zukunftssicher studiert, wer im Bereich Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung vorne dabei ist, der wird auch weiterhin sehr gute Jobmöglichkeiten haben.“

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash