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14. Dez 2023

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Gesellschaft

Wer schaut in die Röhre?

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Tim Hüfner/unsplash

Viele 85-Jährige haben möglicherweise schon bei ihrer Geburt das damals brandneue, gleißende Licht einer Neonröhre gesehen. Denn ab 1938, als die Firma General Electric damit anfing, Leuchtstofflampen kommerziell zu verkaufen, begann der weltweite Siegeszug der spiegelglatten, weißen Leuchtröhren.

Der Tüftler Philipp Siedler hatte zwar im Jahr 1913 eine Leuchtstoffröhre mit Edelgasfüllung erschaffen, deren ultraviolette Strahlung konnte allerdings erst sichtbar gemacht werden, als die Röhre 13 Jahre später von Edmund Germer mit einer leuchtenden Beschichtung und einem höheren Druck versehen wurde. 

Ab diesem Zeitpunkt begann mit GE ihr weltweiter Erfolg. Seitdem findet man in sämtlichen Großstädten der Welt sowie den abgelegensten Schuppen der kleinsten Dörfer Neonröhren vor. Das helle, kalte Licht hat sich nicht nur in Lagerhallen, Tankstellen, Garagen und Unternehmen durchgesetzt, sondern findet sich gleichermaßen in Geschäften, Treppenhausfluren, Kellern, Praxen und auch Krankenhäusern. 

Die Erfolgsgeschichte der Leuchtstoffröhren endet nun: Seit August 2023 dürfen sie in der EU nicht mehr verkauft werden. Dies liegt daran, dass sie nicht mehr zeitgemäß sind, da sie durch einen relativ hohen Energieverbrauch und das enthaltene Quecksilber schädlich für die Gesundheit und Umwelt sind.

LED-Leuchtmittel sind als Alternative das Mittel beziehungsweise Licht der Wahl. Sie blinken nicht beim Einschalten und enthalten kein Quecksilber, was sie potentiell gefährlich machen könnte. LED-Leuchten haben weitere Vorteile gegenüber Neonröhren: Eine längere Lebensdauer, eine bessere Farbwiedergabe, eine höhere Lichtausbeute und keine UV- oder Infrarotstrahlung. Die Light Emitting Dioden haben zudem den Vorteil, dass sie eine zielgerichtete Abstrahlung besitzen, im Gegensatz zu den alten Röhren, die 360 Grad rundum beleuchten – auch dort, wo gar kein Licht gebraucht wird.

Unabhängig ob 60, 90, 120 oder 150 Zentimeter Länge, wer seine bisherigen Neonröhren durch LED Retrofits ersetzen möchte, kann dies tun. Jedoch empfehlen Lichtexperten, die gesamte Beleuchtung zu überdenken und im Idealfall eine professionelle Lichtberatung zu Rate zu ziehen. Denn durch eine stückweise Retrofit-Sanierung werden weder Effizienz, noch Funktionalität, Lichtqualität und Lebensdauer von LEDs ausgeschöpft, zudem greift hier keine staatliche Förderung.

Unternehmen können ihren Energieverbrauch im Bereich Beleuchtung durch eine ganzheitliche Modernisierung ihrer Lichtanlagen um bis zu 80 Prozent senken.

Wer heute geboren wird, wird immer häufiger von gleichmäßigem LED-Licht aus Leuchtdioden beleuchtet, anstatt Niederdruck-Gasentladungslampen wie Leuchtstoffröhren zu sehen. Bleibt zu hoffen, dass die LED-Technik ihrerseits mindestens 85 Jahre lang weltweit Anwendung findet.

 

27. Jun 2025

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Gesellschaft

Wahlfach Informatik: Zu wenig für Europas digitale Souveränität – mit Christine Regitz

![ChristineRegitz_c_MikeAuerbach_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christine_Regitz_c_Mike_Auerbach_online_d5622666e2.jpg) ```Christine Regitz ist Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI)``` Inmitten einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Stärke zunehmend durch digitale Kompetenz definiert wird, ist informatische Bildung ein entscheidender Hebel für Souveränität und Wirtschaftswachstum. Deutschland braucht nicht nur mehr IT-Fachkräfte – es braucht insgesamt eine digital gebildete Gesellschaft. Denn ohne breite informatische Grundbildung wird die digitale Transformation zur Abhängigkeit statt zur Chance. Informatikkompetenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Grundlage für wirtschaftliche Resilienz. Sie entscheidet darüber, ob wir technologische Entwicklungen mitgestalten oder ihnen hinterherlaufen. Das gilt auch für den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wer KI nur konsumiert, bleibt abhängig – von den Infrastrukturen, Werten und wirtschaftlichen Interessen anderer. Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Fachkräftesicherung beginnt nicht erst an der Hochschule, sondern bereits in der Grundschule. Informatik muss flächendeckend als Pflichtfach und praxisnah unterrichtet werden – nicht nur, um Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern um die nächste Generation zum aktiven Gestalten zu befähigen. Nur so entsteht ein Arbeitsmarkt, der auf Augenhöhe mit der Technologie agiert. >Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Deshalb hat die Gesellschaft für Informatik e. V. die Allianz für informatische Bildung ins Leben gerufen. Unser Ziel: den Informatikunterricht flächendeckend stärken, auch schon im Primarbereich. Denn wer heute nicht in digitale Bildung investiert, riskiert morgen, dass Innovation, Wertschöpfung und technologische Kontrolle dauerhaft in Übersee stattfinden. Europa braucht eigene Modelle, eigene Infrastrukturen und vor allem: eigene Menschen, die sie bauen können.