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31. Mär 2021

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Gesellschaft

Wichtigstes Kriterium ist eine Vertrauenskultur

Journalist: Katja Deutsch

Great Place to Work® zeichnet jedes Jahr die 100 besten Arbeitgeber Deutschlands aus. Leiter Andreas Schubert erklärt, woran man ein gutes Unternehmen erkennt.

Die besten Arbeitgeber sind diejenigen, die ihre Mitarbeiter fürstlich entlohnen, dachte man lange. Doch Andreas Schubert, Leiter des Forschungs- und Beratungsinstituts Great Place to Work® erachtet bei der Bewertung guter Arbeitgeber ganz andere Punkte als wesentlich. Seit 2002 arbeitet das Great Place to Work Institut daran, die besten Arbeitgeber ausfindig zu machen und auszuzeichnen. 

„Die Bezahlung wird bei der Beurteilung von Arbeitgebern weit überschätzt“, sagt er. „Man braucht natürlich eine faire Bezahlung, das ist wichtig. Doch wenn die Kultur nicht stimmt, ist die Bezahlung häufig die harte Währung, die damit zu Schmerzensgeld wird.“ Und das sei in sehr vielen Unternehmen der Fall. Der Psychologe muss es wissen, er erhält im Zuge des Bewertungsverfahrens für Great Place to Work® jährlich über zehn Millionen Befragungsdaten weltweit, die Mitarbeitende von Unternehmen aller Branchen und Größen (ab zehn Mitarbeitende) ausfüllen und einreichen können. Über 840 Firmen haben sich allein in Deutschland im letzten Jahr um die Auszeichnung als „Bester Arbeitgeber Deutschlands“ beworben und dabei 60 Einzelfragen zu ihrem Unternehmen beantwortet, die besten 100 wurden ausgezeichnet. 

 „Natürlich müssen die Mitarbeiter ein gutes Auskommen haben, aber wir sehen viele hervorragende mittelständische Unternehmen, die nicht über-durchschnittlich zahlen können. Dafür trumpfen sie bei den Punkten Team-geist, einer motivierenden Führung, Erfüllung und Spaß – und der besonders guten Arbeitsplatzkultur, die hier herrscht“, sagt Andreas Schubert.

Was bedeutet eine besonders gute Arbeitsplatzkultur? Great Place to Work® definiert hierzu fünf Werte, die Menschen in den Organisationen erleben, die zu besonderer Motivation beitragen: Glaubwürdigkeit, Fairness, Respekt, Stolz und Teamgeist. Erfolgreiche Unternehmen messen diese Qualitäten durch regelmäßige anonyme Befragungen und schaffen wirksame Maßnahmen, um diese Kultur zu fördern. Sie binden Führungskräfte und Mitarbeitende ein, diese auch dann in die Tat umzusetzen und zu leben.  

„Bei den meisten ist mittlerweile angekommen, dass eine gute Unternehmenskultur keine Kür mehr ist, sondern eine Pflicht, mit einer starken Kultur von innen heraus. Wahre Schönheit kommt von innen! Es geht hierbei darum, worüber auch Joe Biden in seiner Antrittsrede gesprochen hat: Um Kultur und Werte, um Integrität, Vertrauenswürdigkeit, Fairness, Respekt, um das Miteinander. Das sind im Wesentlichen die Prinzipien, die Menschen brauchen, um ein positives (Arbeits-)leben zu haben.“ 

Vertrauen sei dabei die ausschlaggebende Komponente, um ein Unternehmen und seine Mitarbeiter gut führen zu können. Denn Führung wird zunehmend als Unterstützungsfunktion als Vorgesetztenfunktion definiert. Was kann ich tun, damit das Team motiviert ist? Wie kann ich Freiräume entwickeln? Social Leadership bedeutet, eine vertrauensvolle Führung herzustellen. Gerade bei Corona bedingtem Homeoffice unterstellen viele Führungskräfte ihren Mitarbeitenden, dass sie Zuhause kaum arbeiten würden. Wer das ständig hört, arbeitet wahrscheinlich auch wirklich weniger. Besser bindet man seine Mitarbeiter aktiv ein und gibt ihnen Entscheidungsfreiräume. 

Great Place to Work zeichnet nicht nur die besten Arbeitgeber aus, sondern bietet auch regelmäßige Führungsseminare an. Hier wird hier auch das Thema Purposeness, die Sinnhaftigkeit, diskutiert, angeblich besonders für Berufseinsteiger ein wesentliches Kriterium. Andreas Schubert hält das für Unfug, genauso wie die Aussage, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance bei Berufsanfängern ausschlaggebend ist. Denn auch die älteren Mitarbeiter möchten einen Sinn in ihrem täglichen Tun sehen, auch die älteren Kollegen möchten sich in einer fairen Austauschbeziehung befinden. 

„Das Thema Work-Life-Balance wird falsch gepackt“, sagt der Psychologe. 

„Es geht bei dem Begriff viel mehr um Selbstbestimmung, Flexibilisierung, um die angemessene Verbindung von Arbeit und privatem Leben.“ Flexibilisierung und Life-Balance sind für ältere Mitarbeiter laut Auswertung der Fragebögen sogar noch wichtiger als für die jungen. 

Unternehmen, die von Great Place to Work ausgezeichnet werden, suchen nicht nur die krönende Auszeichnung, sondern erfragen auch Feedback, um ihre Kultur zu verbessern. Denn dies hat starke Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg. Sie sind weitaus krisenresistenter, denn sie haben einen 74 Prozent geringeren Krankenstand und eine um 50 Prozent geringere Fluktuation. Sie zeigen ein deutlich stabileres Wachstum und eine fast doppelt so hohe Umsatzrendite als der Gesamtmarkt. Nicht zuletzt erzeugen die ausgezeichneten Unternehmen eine drei- bis zehn-mal so hohe Bewerberquote.

„Unser Siegel wird ernst genommen“, so Schubert. „Unternehmen profitieren sehr davon, denn Bewerber suchen nach einer verlässlichen Bewertung.“ Im Vergleich zu Onlineratings, wo sich schlechte Bewertungen kostengünstig entfernen lassen, ist eine Auszeichnung von Great Place to Work eine seriöse und verlässliche Größe – mit weltweiten Standards in über 100 Ländern.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.