21. Dez 2020
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Gesellschaft
Journalist: Helmut Peters
Die Bauwirtschaft ist bei der Digitalisierung von vernetzten Lösungspaketen abhängig, die allen Beteiligten gerecht werden und Nutzen bringen.
Das Baugewerbe ist in der Struktur der Einzelmaßnahmen komplex. In allen Bereichen wird an und mit digitalen Lösungen gearbeitet. Viele Mittelständler und Handwerksfirmen in unserer Branche sind mitten in der Umstellung von Prozessen und führen neue Arbeitsmittel ein. Nach außen werden diese Lösungen sichtbarer, wenn sie zu vernetzten Paketen zusammengebunden werden. Als nicht-stationäre Branche sind wir sehr stark auf die technische Infrastruktur angewiesen: Auf einer Baustelle im Funkloch nutzen digitale Lösungen wenig.
Die Digitalisierung ist ein Thema sowohl für Großkonzerne als auch für Handwerksbetriebe. Der große Mittelständler braucht ebenso wie der Baukonzern geschlossene Lösungen, die alle Geschäftsvorgänge abdecken. Der Mittel-stand greift dann auf digitale Lösungen zurück, wenn diese mit Sicherheit einen großen Nutzen bringen und auch ohne Informatiker eingeführt werden können.
Zunächst: BIM ist kein Allheilmittel. In erster Linie stellt BIM ein Modell dar, das die Echtzeitkontrolle des Baufortschritts ermöglicht. Wir brauchen bei dem Thema aber einheitlich definierte Standards und Schnittstellen. Hier gibt es noch keine flächendeckende Lösung. Nur wenn alle am Bau Beteiligten niedrigschwellig Zugang zu BIM-Modellen erhalten, bringt diese Technologie einen Durchbruch für die Branche insgesamt.
Wir haben über die letzten Jahre gesehen, dass etliche Gründer gute Ideen zur Verbesserung von Prozessen am Bau haben. Gerade der administrative und kaufmännische Bereich bietet hierfür Chancen. Auch neue Plattformen, beispielsweise zum Baumaschinen- und Fuhrpark-Management, werden von Bau-Start-ups entwickelt.
Der Bereich Künstliche Intelligenz hat in der Bauwirtschaft die natürliche Intelligenz des Menschen noch nicht ersetzt. Im Bereich des Dokumentenmanagements gibt es aber bereits heute gute Ansätze. Künstliche Intelligenz wird sich dann am Bau entwickeln, wenn dort selbstlernende Module verfügbar sind, die wir mit existierendem Wissen und technischen Regeln speisen können.
Bereits heute gibt es für die Baustellenlogistik viele digitale Anwendungen. Das können Konzepte aus der Sharing Economy sein, bei denen sich der Besitz von Baumaschinen und Geräten an der tat-sächlichen Nutzung orientiert. Oder auch der Einsatz von Virtual-Reality-Tools, beispielsweise zur Erdvermessung im Straßenbau. Für alle diese Innovationen gilt aber: Wir brauchen auf Baustellen flächendeckend die Infrastruktur für den Einsatz digitaler Technik.
Als bauausführende Wirtschaft liegt für uns ein großer Hebel in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft, inklusive kurzer Transportwege und einem hohen Grad an Wiederverwertung. Leider hat der Gesetzgeber hier wiederholt die Chance verpasst, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen. Die hohe Recyclingquote am Bau zeigt aber, dass Umweltschutz für uns kein Fremdwort ist. Die Akzeptanz von Recycling-Baustoffen durch die öffentliche Hand muss allerdings noch gesteigert werden. Nachhaltigkeit am Bau muss den Lebenszyklus der Gebäude insgesamt berücksichtigen. Wir brauchen langlebige, gegen Naturgewalten und starke Beanspruchung konzipierte Gebäude. Naturereignisse und Feuerstürme haben früher ganze Städte vernichtet. Dazu darf es heute nicht mehr kommen. Ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit muss daher in die Länge gedacht werden.