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2. Sep 2022

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Gesellschaft

„Wir brauchen mehr Flexibilität“

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Presse/SAP

 New Work ist das Schlagwort unserer Zeit. Doch wirken neue Arbeitsstrukturen dem Fachkräftemangel entgegen? Wohin die Reise geht, erklärt Dr. Christian Schmeichel, Chief Future of Work Officer bei SAP.

Herr Dr. Schmeichel: Homeoffice, rasante Digitalisierung und Fachkräftemangel verändern bestehende Systeme: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?

Die Welt um uns herum verändert sich in der Tat mit atemberaubender Geschwindigkeit und wird die Art und Weise, wie wir künftig leben und arbeiten werden radikal beeinflussen. Die Zukunft der Arbeit wird flexibler, schneller und an vielen Stellen anspruchsvoller sein als heute. Die zentrale Frage ist: Wie können wir die Veränderungen bestmöglich gestalten? Der Wechsel ins Homeoffice zu Beginn der Pandemie war für viele Arbeitnehmer eine Art Live-Experiment und gleichzeitig ein Weckruf für Unternehmen, sich intensiv mit flexibleren Arbeitsmodellen und grundsätzlich mit dem Thema Zukunft der Arbeit auseinanderzusetzen. Das dabei entstandene Momentum ist bemerkenswert. Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, sollten wir in jedem Fall nach der Pandemie beibehalten, um den Wandel zur neuen Normalität erfolgreich zu gestalten.

Flexibles Arbeiten ist nur der Anfang, bemerkten sie in einem Interview. Was benötigt es noch, um sich künftig als Unternehmen erfolgreich zu behaupten?

Wenn Unternehmen im Wettbewerb um die besten Talente in Zukunft erfolgreich sein möchten, müssen sie Geschäftsanforderungen und die Erwartungen von Mitarbeitenden miteinander vereinbaren. Bei SAP gibt es regelmäßige Befragungen zum Thema: Was ist den Mitarbeiter wichtig? Die Bedürfnisse der Belegschaft stehen dabei im Mittelpunkt. Interessante Karrierepfade, ein flexibles hybrides Arbeitsmodell mit „Workation”-Möglichkeit, attraktive Benefits und Health & Well-Being Angebote sind da wichtige Mosaiksteinchen. Ein sinnstiftender Unternehmenszweck und moderne Unternehmenskultur, die Offenheit und Teamgeist fördert, stehen ebenfalls hoch im Kurs. Nur ein gutes Gehalt zu zahlen wird in Zukunft nicht mehr reichen.

Welche Technologien prägen und unterstützen die neue Arbeitswelt?

Eine gute digitale Infrastruktur ist zentrale Voraussetzung für flexibles Arbeiten. Dazu gehören eine gute Internetverbindung und Kamera, aber auch Collaboration-Tools, die es ermöglichen, virtuell, ortsunabhängig und zu unterschiedlichen Zeiten effektiv zusammenzuarbeiten. Bei SAP haben wir eine sogenannte FlexConnect-App entwickelt, mit der sich unsere Mitarbeitenden an den Standorten untereinander besser organisieren können. In der neuen Arbeitswelt werden sich zudem viele Personalprozesse mit Hilfe moderner Personalmanagement-Software anders gestalten lassen, zum Beispiel indem ich als Bewerber mittels Virtual Reality bereits während des Recruitingprozesses das künftige Arbeitsumfeld möglichst „real” erleben kann. 

Ist die Umsetzung von New Work der Ausweg aus der Krise mit dem Fachkräftemangel?

Innovative Arbeitsmodelle und -konzepte sollen helfen, Individuen, Unternehmen und schlussendlich die gesamte Gesellschaft fit für die Zukunft zu machen. Mit entsprechendem Fokus können die mit dem Fachkräftemangel verbundenen Herausforderungen zumindest abgemildert werden. Flexible Arbeitsmodelle bieten viele Chancen – zum Beispiel kann ich durch ortsunabhängiges Arbeiten Menschen am Erwerbsleben teilhaben lassen, die vorher nicht die Möglichkeit hatten. Technologische Innovation auf Basis von künstlicher Intelligenz oder Robotics zur Automatisierung und Arbeitserleichterung bietet vielversprechende Ansatzpunkte, die es aktiv zu gestalten gilt. Eine ganzheitliche „Future of Work”-Agenda kann dabei maßgeblich helfen.

Welche Rolle spielen lebenslanges Lernen und die elementare Wichtigkeit von Teamdiversität für die Zukunft?

Die Halbwertszeit des Wissens wird immer kürzer. Das heißt, lebenslanges Lernen in einer Welt, die sich rasant verändert, ist ein „Muss”. Dafür sollten Unternehmen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Bei SAP fördern wir Aus- und Weiterbildung mit entsprechendem Fokus – natürlich für die eigene Belegschaft, aber auch für Kunden, Partner oder die breite Allgemeinheit, indem wir zum Beispiel kostenlos Angebote auf unserer Lernplattform openSAP zur Verfügung stellen. Die große Bedeutung von Teamdiversität wird sicher künftig noch weiter zunehmen. Zum einen sind diverse Teams schlichtweg innovativer und erzielen bessere Ergebnisse. Zum anderen hilft eine vielfältige, integrative Unternehmenskultur in Zeiten von Fachkräftemangel, neue Segmente auf dem Arbeitsmarkt zu erschließen. Das Thema Diversity & Inklusion steht bei SAP als fester Bestandteil einer zukunftsweisenden People Strategie weit oben auf der Agenda.

Fakten: Christian Schmeichel ist Chief Future of Work Officer beim Softwarekonzern SAP. Mit seinem Team kümmert sich der Top-Manager darum, wie die 110.000 Mitarbeitenden in Zukunft arbeiten. Nach beruflichen Stationen in Frankfurt, New York und Tokio lebt der passionierte Sportler mit seiner Familie in Heidelberg.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.