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30. Sep 2022

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Business

„Wir brauchen Sicherheit und digitale Selbstbestimmung“

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Dan Nelson/unsplash

Für unsere Cybersicherheit und Souveränität ist vertrauenswürdige Hardware notwendig, aber nicht selbstverständlich. Prof. Dr. Claudia Eckert, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC, weiß, wie wir uns in der digitalen Transformation schützen können.

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Prof. Dr. Claudia Eckert, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC; Foto: Presse/Aisec

Frau Prof. Dr. Eckert, was zeichnet vertrauenswürdige Hardware aus? Welche Eigenschaften muss sie besitzen?

Sie arbeitet korrekt, enthält keine Hintertüren und es ist nachvollziehbar, wie und wo einzelne Komponenten entwickelt wurden. Das heißt, sie macht das und nur das, was ich erwarte. Man benötigt Werkzeuge, um Hard- und Software tiefgehend und möglichst automatisiert auf Schwachpunkte zu untersuchen – im gesamten Lebenszyklus, vom Design über die Fertigung bis hin zum operativen Einsatz.

Wie technologisch souverän ist Deutschland derzeit auf dem Gebiet der Cybersicherheit?

Technische Souveränität bedeutet, dass man unbeeinflusst von Dritten handeln kann. Man weiß, was die Hardware wirklich tut, um zu beurteilen, welche Konsequenzen eine Nutzung hätte. Es braucht Transparenz, aber auch eine Wahlmöglichkeit. Deutschland ist derzeit in sicherheitskritischen Bereichen noch stark abhängig von speziellen Technologieanbietern und es fehlt vielfach an Transparenz, um die Konsequenzen der Nutzung spezifischer Schlüsseltechnologien wirklich zu beurteilen. Kurzum: Deutschland ist aktuell nicht ausreichend technologisch souverän. Open-Source-Ansätze können Abhilfe schaffen. Nicht nur in der Software-Entwicklung – das ist ja bekannt –, sondern auch für Hardware.

Auf bestimmte Rohstoffe sind wir aber angewiesen. 

Stimmt, manche Rohstoffe kommen bei uns zu wenig oder gar nicht vor. Hier gilt es um die Ecke zu denken und nach neuen Materialien zu forschen, um die Abhängigkeit zu reduzieren. 

Ihr Forschungsprojekt „Velektronik“ wird unter anderem hier ansetzen. Was untersuchen sie dort?

Velektronik steht für vertrauenswürdige Elektronik. Hier kommt die geballte Expertise aus Forschung und Industrie zusammen, um neue Ansätze für vertrauenswürdige Elektronik zu entwickeln und umzusetzen – vom Design bis zum Betrieb.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik schätzt die IT-Sicherheitslage in Deutschland als angespannt bis kritisch ein. Im Schnitt wurden im Zeitraum von Juni 2020 bis Mai 2021 täglich 394.000 neue Schadsoftware-Varianten bekannt. Lassen sich Cyberangriffe überhaupt vermeiden? 

Nein, man wird Angriffe nie gänzlich vermeiden können. Es ist ein Rennen zwischen Hase und Igel. Als Forschende wollen wir natürlich der Hase sein, der die Nase vorn hat. Ab und zu müssen wir aber doch feststellen, dass der Igel einen Schleichweg findet und vorbeizieht. Das geschieht, um im Bild zu bleiben, weil sich der Parcours während des Rennens technisch so ändert, dass der Igel als Angreifer neue Möglichkeiten hat, z. B. durch neue Softwareversionen, zusätzliche Funktionen oder neue Schnittstellen, die das System mit anderen vernetzen. Dann müssen die angreifbaren Bereiche analysiert und Lücken systematisch geschlossen werden. Um schädliche Auswirkungen von Angriffen so gering wie eben möglich zu halten, müssen wir Cybersicherheit konsequent als Prozess verstehen und leben, also kontinuierlich die Sicherheit von Systemen analysieren, Erfahrungen offen teilen und Probleme zügig beheben. 

Sie forschen an neuen Techniken zur Erhöhung der Robustheit von IT-Systemen. Welche Herausforderungen erwarten Sie für die IT-Sicherheit in der näheren Zukunft?

Wir bekommen jetzt schon einen Vorgeschmack auf eine mögliche Veränderung der Cybersicherheit durch die geopolitische Lage. Staatliche Angriffe sind viel präsenter als bislang, als es eher um kommerzielle Interessen ging, wie mittels Ransomware Geld zu erpressen. Nun sind Hacker-Trupps im staatlichen Auftrag unterwegs, um an Daten zu gelangen oder technische Infrastrukturen zu unterwandern, damit sie bei Bedarf, sozusagen auf Knopfdruck, lahmgelegt werden könnten. Dagegen müssen wir Vorkehrungen treffen. Dazu gehört frühzeitig zu erkennen, dass Angreifer versuchen, schädlichen Code im System zu platzieren. Wir müssen dafür die Designs der Systeme verbessern, aber auch u. a. mit KI-Verfahren früh und automatisiert merken, wenn ungewöhnliche Aktivitäten auf dem System stattfinden. Im Sinne von Zero-Trust darf nichts mehr als vertrauenswürdig per se angenommen werden, nur weil es sich z. B. im internen Netz abspielt. Jede Aktion muss kontrolliert werden.

Um bei einer erfolgreichen Attacke schnell wieder arbeitsfähig zu werden, gilt es Strategien zu entwickeln und mit Technologien zu unterfüttern, ohne womöglich neue Angriffsflächen zu bieten. Bei Ransomware-Angriffen hilft meist schon eine gute Backup-Strategie. Bleiben die Daten des Backups aber ungeschützt, machen wir uns dadurch erst recht angreifbar.

Es kommen ständig neue Herausforderungen auf uns zu. Denken Sie z. B. an den Mobilfunk: Spätestens bei 6G werden Millionen Geräte vom kleinsten Sensor über smarte IoT-Geräte bis hin zu Cloud-Plattformen miteinander vernetzt sein. Unsichere Produkte kommunizieren mit sicherheitskritischen Komponenten. Wir benötigen Sicherheitsarchitekturen und -lösungen, die den Angreifern den entscheidenden Schritt voraus sind. Das gelingt durch vertrauenswürdige Designs, das sichere Einbinden unsicherer Teile und das kontinuierliche Überwachen des Sicherheitszustands. An all diesen Herausforderungen forschen wir, entwickeln Lösungen und erproben diese zusammen mit unseren Partnern. 

Prof. Dr. Claudia Eckert leitet das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC sowie den Lehrstuhl für Sicherheit in der Informatik an der Technischen Universität München. Zudem berät die Informatikerin als Mitglied bedeutender wissenschaftlicher und industrieller Gremien Unternehmen und die öffentliche Hand in allen Fragen der IT-Sicherheit.

10. Dez 2025

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Business

Bereit, zu gründen? – mit Céline Flores Willers, Gründerin & CEO der People Branding Company GmbH

![_Mirjam_Hagen_Fotografin_Personal Brand _FÜR HOMEPAGE CELINE_ÜA_9.1-10 Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Mirjam_Hagen_Fotografin_Personal_Brand_F_Ue_R_HOMEPAGE_CELINE_Ue_A_9_1_10_Online_67743b52db.jpg) ```Céline Flores Willers, Gründerin & CEO der People Branding Company GmbH``` Für Céline Flores Willers, Gründerin und CEO der People Branding Company GmbH, ist Mut einer der entscheidenden Faktoren für den Schritt in die Selbstständigkeit. „Gerade am Anfang kommt oft Gegenwind, auch aus dem eigenen Umfeld“, erzählt sie. „Wenn Freunde oder Familie sagen: ‚Das klappt nie‘, musst du trotzdem an deine Idee glauben. Nur, wer unabhängig von der Meinung anderer handelt, kann langfristig durchhalten.“ Neben Mut zählt für die Unternehmerin vor allem die intrinsische Motivation: „Es gibt keinen Chef, kein Lob, kein Schulterklopfen von außen. Der Antrieb muss aus dir selbst kommen.“ Ebenso wichtig: eine lösungsorientierte Haltung. „Unternehmer sind im Kern Problemlöser. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Wie in einem Game kommen ständig neue Challenges und du steigst ein Level höher. Genau da braucht es die nötige Resilienz, um sich davon nicht stoppen oder demotivieren zu lassen. Just another problem? Let’s go!“ >Nur, wer unabhängig von der Meinung anderer handelt, kann langfristig durchhalten. Wer wachsen will, müsse zudem lernen, loszulassen: „Wenn du nur im Operativen hängst, verlierst du den Blick für die Zukunft. Bau dir ein Team auf und gib Verantwortung ab, nur so bleibst du visionär.“ Und ganz wichtig: Nicht zu sehr in die eigene Idee verliebt sein. Erfolg habe, wer sich kompromisslos am Kunden orientiert. „Fokus auf das, was wirklich hilft, sonst baust du am Markt vorbei.“ Ihr Tipp an junge Gründerinnen und Gründer: So früh wie möglich starten, in einer Lebensphase, die noch frei von großen Verpflichtungen, Krediten oder Bindungen ist. Celines Fazit: Gründen ist kein Spaziergang, sondern ein Marathon mit Höhen und Tiefen. Doch wer dazu bereit ist, gewinnt Freiheit, Selbstwirksamkeit und die Chance, langfristig seinen eigenen Wert zu gestalten, persönlich wie finanziell. >Wenn du nur im Operativen hängst, verlierst du den Blick für die Zukunft.

10. Dez 2025

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Licht macht KI endlich effizient – mit Anna Waag, CEO des Deep-Tech-Startups Synara

![Anna Waag Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Anna_Waag_Online_d7304419ad.jpg) ``` Anna Waag, CEO des Deep-Tech-Startups Synara ``` Deutschlands Hochleistungsrechenzentren verbrauchen heute ca. 20 TWh Strom, bis 2030 wird sich der Verbrauch verdoppeln. Anna Waag, CEO des Deep-Tech-Startups Synara, sagt: „Licht ist die Zukunft der KI. Die heutige Technologie und der damit verbundene Stromverbrauch sind nicht nachhaltig und ein limitierender Faktor. Wir entwickeln optische Prozessoren, die nicht mit Strom, sondern mit Licht rechnen und so 100 Mal effizienter sind als heutige KI-Prozessoren. Wie wir in Zukunft unseren Energieverbrauch decken, ist längst eine gesellschaftliche Zukunftsfrage. Unsere Technologie soll den Energiebedarf der Rechenzentren drastisch senken und so einen wichtigen Beitrag leisten. Ziel für 2026 ist es, mit ersten Pilotkunden eine Roadmap zu entwickeln, damit von Anfang an Kundenbedürfnisse und Entwicklung Hand in Hand gehen und wir so Anforderungen optimal umsetzen. Wir freuen uns, dass die Jury des QIMP High-Tech-Inkubators uns als innovatives junges Unternehmen ausgewählt hat und unseren Weg begleitet.“ Ziel ist es, neuronale KI-Netzwerke mit Licht zu betreiben – schnell, effizient und datensicher. Synara Technologies GmbH wurde von Wissenschaftlern des Instituts für Halbleitertechnik der TU Braunschweig sowie der Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften gegründet. Niedersachsen und vor allem Braunschweig mit dem Nitride Technology Center (NTC), der Braunschweig Zukunft GmbH und dem QIMP High-Tech-Inkubator, bietet ein perfektes Ökosystem zur Entwicklung von Deep-Tech-Startups.

10. Dez 2025

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Viel Verantwortung mit Potenzial: Wie Startups sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten etablieren

Startups stehen vor vielen Unsicherheiten. Besonders in den ersten Jahren müssen junge Unternehmen ihre Finanzen im Blick behalten und Risiken frühzeitig erkennen, um nicht unvorhergesehenen Engpässen ausgesetzt zu sein. Eine stabile Liquidität ist daher für jeden Gründer überlebenswichtig; Stichwort Zahlungssicherheit: Ohne ausreichende Mittel können selbst vielversprechende Geschäftsmodelle scheitern. Mithilfe von regelmäßigen Bonitätsprüfungen können Gründer zusätzlich ihre Geschäftspartner, Lieferanten und Kunden besser einschätzen. Dies kann vor allem bei der Entscheidung über Zahlungsziele, Kreditvergaben oder der Auswahl von Partnern ausschlaggebend sein. Ebenfalls sinnvoll ist die kontinuierliche Überwachung bestehender Geschäftsbeziehungen: Frühwarnsysteme erkennen z. B. Insolvenzhinweise oder Kreditkürzungen und ermöglichen rechtzeitiges Handeln. Bleiben Zahlungen dennoch aus, kann ein professionelles Forderungsmanagement entlasten. Ein automatisiertes Mahnwesen sorgt dann dafür, dass offene Rechnungen konsequent verfolgt werden, ohne Kundenbeziehungen unnötig zu belasten. Entsprechend lohnenswert ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern wie Creditreform: weniger Aufwand, mehr Sicherheit und spürbar entlastete Abläufe. So bleibt Startups mehr Zeit für das, was wirklich zählt – neue Kunden finden, Chancen ergreifen und am Markt wachsen.