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4. Mär 2022

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„Wir denken Kernkraft von Grund auf neu“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Karl Kohler/unsplash

Preiswert und emissionsfrei: Mit einem neuen System will Dual Fluid die Kernkraft revolutionieren, erklärt Götz Ruprecht, CEO von Dual Fluid.

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Götz Ruprecht, Chief Executive Officer Dual Fluid; Foto: Dual Fluid

In Deutschland hat Kernkraft derzeit nicht den besten Ruf. Können Sie das nachvollziehen?

Sicher. Die Unfälle von Tschernobyl und Fukushima haben Menschenleben gekostet und viel Schaden verursacht. Beides wäre – technisch gesehen – leicht zu vermeiden gewesen. Die Frage ist nun: Welche Konsequenzen ziehen wir daraus? Sind wir wirklich gut beraten, aus einer Technologie auszusteigen, die so emissionsarm ist wie Windkraft und so zuverlässig wie Kohle? Oder sollten wir nicht besser die Kernkraft sinnvoll weiterentwickeln? Denn das passiert gerade, egal ob Deutschland sich daran beteiligt oder nicht. Es ist unsere Wahl: Wir können diese Herausforderung annehmen oder die Lösung anderen überlassen.

Könnte sichere Kernkraft einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung und damit zum Klimaschutz bieten?

Wer Dekarbonisierung sagt, sollte auch Kernkraft sagen, aus einem einfachen Grund: Der weltweite Stromverbrauch wird sich bis 2050 etwa verdreifachen. Nehmen Sie die deutsche Stahlindustrie: Allein um diesen Industriesektor zu dekarbonisieren, sind jährlich 130 Terawattstunden Strom zusätzlich nötig – das ist rund ein Viertel des deutschen Stromverbrauchs. Anderswo steigt der Verbrauch noch stärker, weil viele Länder erstmals eine Strom-Grundversorgung aufbauen. Es ist illusorisch, diesen gewaltigen Mehrbedarf allein mit Erneuerbaren decken zu wollen, zumal diese nicht bedarfsgerecht liefern können.

Sie bieten eine neue Lösung an. Wie funktioniert sie?

Wir denken Kernkraft von Grund auf neu. Dabei setzen wir auf flüssigen Brennstoff, der im Reaktorkern von flüssigem Blei als Kühlmittel umspült wird. Beides – Flüssigbrennstoff und Bleikühlung – hat es in der Kerntechnik schon gegeben. Die Kombination ist aber völlig neu und birgt ungeahntes Potenzial.

Worin sehen Sie den entscheidenden Vorteil?

Unser Reaktor wäre um ein Vielfaches leistungsfähiger als heutige Systeme: Nach unseren Berechnungen wird er den Brennstoff bei Betriebstemperaturen um 1.000 °C weitaus besser nutzen als heutige Reaktoren. Daraus folgt, dass wir die Energiekosten senken können auf einen Preis, der deutlich unterhalb von Kohle liegt – eine große Chance sowohl für unsere heimischen Industrien als auch für Schwellenländer. Außerdem erlauben die hohen Temperaturen die Herstellung von emissionsfreiem Wasserstoff, und zwar ebenfalls zu niedrigeren Kosten als die heute gängigen Verfahren. Damit würde eine umfassende Dekarbonisierung über den Stromsektor hinaus greifbar.

Was ist mit dem Atommüll, in dem die Kernkraftgegner ein unlösbares Problem sehen?

Dazu sollte man wissen, dass der heutige Müll zu etwa 95 Prozent noch energetisch nutzbar ist, also ein Wertstoff. Wenn man es schafft, ihn vollständig zu recyceln – wie wir es vorhaben – dann könnte man Deutschland damit mehrere hundert Jahre lang voll mit Strom versorgen. Die Reststoffe würden dabei deutlich entschärft und müssten nur noch wenige hundert Jahre lang gelagert werden.

Wie sicher ist dieses System?

Unser Design ist selbstregulierend und passiv sicher. Das heißt: Von einer versehentlichen oder absichtlichen Fehlbedienung geht keine Gefahr aus. Weil sämtliche Sicherungssysteme auf einfachen Naturgesetzen beruhen, können sie nicht versagen oder ausgehebelt werden. Wir unterscheiden uns damit wesentlich von heutiger Kernkraft mit aufwändigen Sicherungssystemen, die die Komplexität und Kosten der Anlagen nach oben treiben.

Wie groß könnte der Anteil an Energie, die aus dieser Kernkraft stammt, sein? Könnten Kohle, Gas und Öl überflüssig werden?

Die fossilen Brennstoffe sind endlich, die nuklearen nach menschlichem Ermessen nicht. Ganz sicher wird auch Deutschland wieder Kernkraftwerke bauen – wann und wie viele, ist eine politische Entscheidung. Gleich wie sie ausfällt: Wir wollen noch in diesem Jahrzehnt einen Prototyp fertigstellen und wenige Jahre später in die Serienproduktion gehen.

Wo stehen Sie in der Entwicklung?

Im Moment planen wir den Bau eines Demonstrationsreaktors, der das Dual Fluid Prinzip in der Realität zeigt – ein großer Schritt in Richtung Prototyp. Dafür werden wir einen zweistelligen Millionenbetrag an Risikokapital brauchen. Da das Interesse an neuer Kernkraft weltweit groß ist, sind wir zuversichtlich, dass wir diese Hürde nehmen werden.

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30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.