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17. Dez 2019

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Gesellschaft

„Wir legen Wert auf Verbindlichkeit und Transparenz“

Journalist: Frank Tetzel

Ratings von Versicherungsprodukten werden immer wichtiger.

Frau Bornberg, im Internet gibt es eine Reihe von Portalen, die Preisvergleiche zu Versicherungen bieten. Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit von diesen Portalen?

Versicherungsverträge enthalten eine Menge komplizierter Regelungen. Die meisten wurden von Juristen formuliert. Spätestens im Leistungsfall möchte jeder gut versichert sein. Daher übersetzen unsere Analysten das Kleingedruckte für Verbraucher und Vermittler. Hier zählt jedes Detail. Im Unterschied zu Vergleichsportalen sind wir keine Versicherungsvermittler, sondern neutrale Experten mit dem Anspruch: Wir wollen Qualität sichtbar und vergleichbar machen. Damit schaffen wir ein Gegengewicht zu oberflächlichen (Preis-)Vergleichen. Ein Vertrag kann noch so günstig sein – wenn die Leistung nicht stimmt, ist er objektiv zu teuer.

Unsere Angebots- und Vergleichssoftware fb>xpert richtet sich an Versicherungsprofis. Sie liefert neben den Prämien eine fundierte Qualitätsbewertung. Dafür nutzen wir unseren Datenschatz von über 90.000 aktuellen wie historischen Tarifen. „Bin ich richtig versichert?“ Auch auf diese häufige Frage liefern unsere digitalen Tools die passenden Antworten.

Herr Franke, auf welcher Basis erstellen Sie die Analysen? Und wie viele Kriterien legen Sie dabei zu Grunde?

Wir prüfen sämtliche Aspekte selbst und legen Wert auf Verbindlichkeit. Quellen für unsere Produktratings sind die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls weitere verbindliche Informationen, Geschäftsberichte sowie per Stichprobe verifizierte Daten. Demgegenüber bleiben Erklärungen und Auslegungen der Versicherer, Selbstauskünfte sowie werbliche Veröffentlichungen, die keinen Rechtsanspruch begründen, außen vor.

Versicherungsprodukte sind unterschiedlich komplex. Wir bewerten grundsätzlich alle Unterschiede der Produkte und ziehen dafür bis zu 400 Kriterien je Produkt bei der Bewertung heran. Dieser Aufwand ist deutlich höher als bei den meisten Vergleichen, aber er lohnt sich, denn wir finden jede Schwachstelle. Schließlich trägt mehr Transparenz zu Verbraucherschutz und einem fairen Wettbewerb bei. Zudem konnten wir beobachten, dass unsere Ratings im Laufe der Zeit verlässliche Qualitätsstandards im Markt etablieren. Standards stärken das Interesse bei Verbrauchern und fördern ihr Vertrauen in das Produkt.

Wenn Sie ein Rating, also eine Bewertung für ein Produkt, durchgeführt haben, dann muss diese mit den Bewertungen anderer Produkte vergleichbar sein. Wie sieht Ihre Systematik aus?

Wir untersuchen permanent alle am Markt präsenten Produkte. Die in den Produkten vorhandenen Regelungen unterziehen wir einem Benchmarking im Rahmen einer Skala von Null bis 100, d. h. die aus Versichertensicht aktuell günstigste Regelung. Die Gesamtqualität eines Versicherungsproduktes bildet sich aus der Summe der Bewertungspunkte, die entsprechend ihrer Bedeutung für Versicherte mit Gewichtungen versehen sind. Abschließend setzen wir das Ergebnis in eine F-Bewertung um. Diese reicht von FFF+ (hervorragend) bis F- (ungenügend). Zusätzlich wird das Ergebnis um eine Schulnote ergänzt, die auch Detailunterschiede erkennbar macht. Bevor wir eine Gesamtbeurteilung über ein Produkt abgeben, haben wir es also genauestens durchleuchtet. Jedes Produkt wird diesem Prozess unterzogen, so dass eine Vergleichbarkeit entsteht.

Frau Bornberg, auf dem deutschen Versicherungsmarkt gibt es eine fast nicht mehr überschaubare Zahl von Berufsunfähigkeitstarifen (BU). Doch wie findet man als Kunde heraus, welche Versicherung die richtige ist? Und gibt es möglicherweise Alternativen?

An Qualität mangelt es hier nicht. Die BU hat in den letzten 25 Jahren ein nahezu unschlagbares Qualitätsniveau erreicht. Dazu haben wir schon seit unserem ersten Rating ab 1995 beigetragen. Eine Top-BU aus den 2000er-Jahren würde heute im Bedingungsvergleich auf den hinteren Rängen landen. Neben der Qualität ist heute entscheidend, ob man sich diesen wichtigen Schutz überhaupt leisten kann. Gerade risikoreiche Berufe wie Tischler und Dachdecker können sich die BU in ausreichender Höhe schlichtweg nicht mehr leisten. Hier sind Alternativen gefragt, angefangen bei der Erwerbsunfähigkeitsversicherung über die Grundfähigkeitsversicherung bis zur Absicherung schwerer Krankheiten.

Wenn es um Leistungen geht, stehen Versicherungen häufig in der Kritik. Bei Sonnenschein leihen die Gesellschaften einem einen Schirm, und bei Regen wollen sie diesen zurück, heißt es. Was raten Sie Versicherungskunden?

Wird eine Leistung beantragt, schlägt die Stunde der Wahrheit. Wir raten jedem, schon bei Abschluss eines Vertrags auf die Qualität und nicht nur auf den Preis zu achten. Das Gespräch mit einem qualifizierten Berater ist immer hilfreich. Gerade beim Thema BU ist auch der Blick in unsere Leistungspraxisstudie nützlich. Einige Unternehmen zeigen sich auch im Leistungsfall kundenorientiert. Damit der Überblick nicht am Geldbeutel scheitert, stellen wir alle Ratingergebnisse auf unserer Internetseite www.franke-bornberg.de/ratings kostenlos bereit.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.