20. Jun 2022
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Gesellschaft
Journalist: Inga Stein-Barthelmes, Geschäftsführerin planen-bauen 4.0
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Foto: Presse
Wir sind längst in einer digitalisierten Welt angekommen. Die Digitalisierung betrifft nicht mehr nur klassische IT-Unternehmen, sondern Unternehmen quer durch sämtliche Branchen und Sektoren.
Inga Stein-Barthelmes, Geschäftsführerin planen-bauen 4.0
Neue oder veränderte Geschäftsmodelle entstehen: Autos werden per App geteilt, Sprachen werden online gelernt und Musik wird gestreamt. Diese Entwicklung ist in der Baubranche eher langsam. Zwar werden auch im Bauwesen für die Planung, Errichtung und den Betrieb von Bauwerken digitale Werkzeuge eingesetzt, der Grad der Weiternutzung einmal erzeugter digitaler Informationen bleibt jedoch weit hinter den anderen Branchen zurück. Viel zu häufig gehen wertvolle Informationen verloren. Derartige Informationsbrüche treten über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg auf: Angefangen bei den verschiedenen Phasen der Planung, über die Ausführung und die lange Phase der Bewirtschaftung bis hin zum Um- bzw. Rückbau des Bauwerks.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung innovativer digitaler Techniken sind durchgängige Informationsflüsse, Daten und Prozesse. Dafür benötigen wir verlässliche und allgemein zugängliche Standards. Mindestens ebenso wichtig sind jedoch Kooperation, integriertes Arbeiten und Partnerschaft. Die Digitalisierung kann die Trends der Zukunft und somit das Bauen voranbringen und zu einer enormen Effizienzsteigerung führen. Ein Umdenken muss stattfinden und somit ein Kulturwandel in der Welt des Bauens. Baukultur neu denken. In Prozessen:
Zukünftig muss die Orientierung aller Bau- und Instandhaltungsprozesse eines Bauwerks an seinen Lebenszyklus ausgerichtet werden. Denn, diese Prozesse werden immer komplexer. Viele verschiedene Sektoren werden viel früher in die Planungs- und Konstruktionsprozesse einbezogen, wie beispielsweise erneuerbare Energien als tragende Säule der Energiewende. Betreibermodelle, eingesetzt über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks, gewinnen zunehmend an Bedeutung. So fließen künftig durch den Einsatz von Sensoren auch Informationsprozesse mit in die Planung ein. Hinzukommt, dass die zunehmende Parametrisierung der Planungsprozesse eine frühzeitige Berücksichtigung von Materialeigenschaften und Fertigungsverfahren in der Planung erlauben. Dafür sind vernetzte Informationsplattformen zu Material- und Herstellungsparametern nötig. Wenn alle Prozessketten durchgängig digitalisiert sind, dann können wir auch die Fertigung von Gebäuden und Infrastruktur beschleunigen. In der intelligenten Fabrik werden IT und Produktion mit Hilfe von cyberphysischen Systemen vernetzt. So können Maschinenbau und Bauindustrie Prozesssymbiosen eingehen, in denen Schnittstellen optimiert und die gemeinsame Prozesseffizienz verbessert werden. Es gibt bereits heute viele Lösungen und Innovationen, welche sofort umsetzbar sind, um Nachhaltigkeit langfristig und wirtschaftlich zu fördern.
Um BIM in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, hat die Wertschöpfungskette BAU die planen-bauen 4.0 GmbH gegründet. Die Gründung der Gesellschaft ist ein echter Meilenstein. Dass es gelungen ist, die Interessen eines so großen Wertschöpfungsbereiches der deutschen Wirtschaft auf ein gemeinsames Ziel „Zukunft zu gestalten“ zu verpflichten, ist historisch.