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7. Jun 2022

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Gesellschaft

Wohneigentum – Bald nur noch ein Luxusgut

Journalist: Alexander Heck

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Foto: HEV Schweiz, Tierra Mallorca/unsplash

Der Erwerb von privatem Wohneigentum wird für den Durchschnittsbürger wieder schwieriger. Immer weniger Leute können sich ihre eigenen vier Wände leisten, wo doch genau jetzt das Wohnen einen noch grösseren Stellenwert im Leben von Herr und Frau Schweizer erlangt hat.

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Alexander Heck vom Hauseigentümerverband Schweiz

Preise auf Höhenflug

Dem unaufhörlichen Preiswachstum des Wohneigentums scheint nichts entgegenzusetzen zu sein. Dies bestätigen mehrere Meldungen von Immobilienanalysten in der Schweiz. Im vergangenen Jahr stiegen die Preise für Stockwerkeigentum durchschnittlich um 6 Prozent und für Einfamilienhäuser sogar um 8 Prozent. Dieser Trend wurde unter anderem durch die Pandemie angeheizt, da das Zuhause nun zunehmend mit dem Arbeitsplatz verbunden wird und es deshalb zu einer noch stärkeren Kauflaune auf dem privaten Wohnungsmarkt kommt. Doch auch auf institutioneller Seite wird vermehrt in den krisenbeständigen Immobilienmarkt investiert, der dank des anhaltenden Tiefzinses stabile Erträge verspricht. Es wird jedoch erwartet, dass die Nachfrage – und somit der Preisanstieg – sich in diesem Jahr etwas abschwächen wird, denn die Zinsprognosen kündigen eine Steigerung des Leitzinses an.

Mieten gehen in die entgegengesetzte Richtung

Aus der Haushaltsbudgeterhebung 2021 des Bundesamtes für Statistik (BFS) ist zu erkennen, dass die Schweizer Haushalte im Durchschnitt nur knapp einen Siebtel ihres monatlichen Einkommens für Wohnen und Energie ausgeben. Dies entspricht 1’381 Franken bei einem Bruttoeinkommen sämtlicher Haushalte von 9’582 Franken. Und jenes soll sich – aus Mietersicht – noch weiter verbessern: Rund ein Prozent dürften die Mieten in diesem Jahr sinken.

Bautätigkeit fokussiert sich auf den Mietermarkt

Auch das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) erkennt tiefgreifende Ungleichgewichte zwischen dem Miet- und dem Wohneigentumsmarkt. Die Ausrichtung von Neubauten auf den Mietwohnungsmarkt lässt den Wohneigentumsmarkt auf ein Knappheitsniveau von 2014 steigen. Die Institutionalisierung des schweizerischen Immobilienparks ist seit dem neuen Jahrtausend auf dem Vormarsch. Der neue Trend «Buy-to-let» (Deutsch: Kauf zur Vermietung), in dem private oder institutionelle Investoren Wohneigentum zur Vermietung erwerben, stieg in den letzten 15 Jahren enorm an. Somit wurde 2019 ein Sechstel aller neuen Eigentumsobjekte vermietet.

Sinkende Wohneigentumsquote

In einem Land – das im Vergleich mit den europäischen Nachbarn mit der niedrigsten Wohneigentumsquote kämpft – darf man sich die Frage stellen, wie lange sich denn der Staat mit der in der Bundesverfassung verankerten Wohneigentumsförderung noch Zeit lassen will. Die Wohneigentumsquote ist nämlich seit sieben Jahren am Sinken. Zudem werden immer weniger Einfamilienhäuser gebaut. Wurden im Jahr 2000 in der Schweiz noch über 13’000 neue Einfamilienhäuser erstellt, waren es 2018 nur noch knapp 6'400. Auch die neuen Zahlen sind nicht vielversprechend: Die Veränderungsraten für das Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr zeigen einen Rückgang der neu gebauten Einfamilienhäuser von minus 12 Prozent. Somit steht der Zugang zu Wohneigentum bald nur noch wenigen Privilegierten offen.

27. Jun 2025

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Gesellschaft

Wahlfach Informatik: Zu wenig für Europas digitale Souveränität – mit Christine Regitz

![ChristineRegitz_c_MikeAuerbach_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christine_Regitz_c_Mike_Auerbach_online_d5622666e2.jpg) ```Christine Regitz ist Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI)``` Inmitten einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Stärke zunehmend durch digitale Kompetenz definiert wird, ist informatische Bildung ein entscheidender Hebel für Souveränität und Wirtschaftswachstum. Deutschland braucht nicht nur mehr IT-Fachkräfte – es braucht insgesamt eine digital gebildete Gesellschaft. Denn ohne breite informatische Grundbildung wird die digitale Transformation zur Abhängigkeit statt zur Chance. Informatikkompetenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Grundlage für wirtschaftliche Resilienz. Sie entscheidet darüber, ob wir technologische Entwicklungen mitgestalten oder ihnen hinterherlaufen. Das gilt auch für den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wer KI nur konsumiert, bleibt abhängig – von den Infrastrukturen, Werten und wirtschaftlichen Interessen anderer. Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Fachkräftesicherung beginnt nicht erst an der Hochschule, sondern bereits in der Grundschule. Informatik muss flächendeckend als Pflichtfach und praxisnah unterrichtet werden – nicht nur, um Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern um die nächste Generation zum aktiven Gestalten zu befähigen. Nur so entsteht ein Arbeitsmarkt, der auf Augenhöhe mit der Technologie agiert. >Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Deshalb hat die Gesellschaft für Informatik e. V. die Allianz für informatische Bildung ins Leben gerufen. Unser Ziel: den Informatikunterricht flächendeckend stärken, auch schon im Primarbereich. Denn wer heute nicht in digitale Bildung investiert, riskiert morgen, dass Innovation, Wertschöpfung und technologische Kontrolle dauerhaft in Übersee stattfinden. Europa braucht eigene Modelle, eigene Infrastrukturen und vor allem: eigene Menschen, die sie bauen können.