20. Sep 2022
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Gesellschaft
Journalist: Thomas Soltau
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Foto: HOWOGE
Wie sieht das Wohnen der Zukunft aus? Und warum sind so wenig weibliche Fachkräften in Top-Positionen? Cordula Fay, Vorständin der „Frauen in der Immobilienwirtschaft e. V.“, Abteilungsleiterin „Neubau im Quartier“ der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, gibt darüber im Interview Auskunft.
Cordula Fay, Vorständin der „Frauen in der Immobilienwirtschaft e. V.“, Abteilungsleiterin „Neubau im Quartier“ der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
Wohnen ist zum wichtigsten Rückzugsort in unserer Gesellschaft geworden, so beschreibt Oona Horx-Strathern vom Zukunftsinstitut die Veränderungen seit Corona. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Die Wohnung stellt schon immer einen wichtigen individuellen Rückzugsort dar. Platz, Ausstattung, Gestaltungsmöglichkeit, Energieverbrauch und Nachbarn sind dabei ausschlaggebende Faktoren. Darüber hinaus rückt das Quartier verstärkt als Wohnaußenraum in den Fokus. Hier finden sich Orte für Begegnung, Teilhabe sowie Versorgungs- und Arbeitsmöglichkeiten.
Welche Trends – und damit auch Ansprüche an Gebäude – ergeben sich zukünftig aus den Bedürfnissen von Mietern?
Der Trend geht zu Quartieren, die Wohnen, Leben und Arbeiten vereinen. Hier haben Corona und damit verbundene Möglichkeiten des Homeoffice einen deutlichen Paradigmenwechsel herbeigeführt und damit einhergehend die Ansprüche an das Wohnumfeldangebot, die Abkehr von täglichen Autofahrten sowie die Wahrnehmung der Nachbarschaft, in der ich bestenfalls meine täglichen Erledigungen innerhalb von 15 Minuten fußläufig umsetze.
Bislang gab es bei den Preisen für Wohnimmobilien nur eine Richtung: steil nach oben. Ändert sich das zukünftig?
Dem Anstieg der Preise lagen viele Faktoren zugrunde – unter anderem die Wohnungsknappheit in vielen Regionen. Die Erhöhung des Wohnungsbestandes, möglichst in kommunaler Hand, um dämpfenden Einfluss auf Mietenentwicklung zu erwirken, ist weiterhin ein wichtiges Ziel. Es bleibt aber die Tatsache, dass gutes Bauen Geld kostet. Wir wollen sicher, ökologisch nachhaltig und sozial gerecht bauen – das gibt es nicht für umsonst.
Nur jede fünfte Leitungsposition in der Immobilienwirtschaft ist in weiblicher Hand, im Topmanagement sogar nur jede zehnte. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie des Verbandes „Frauen in der Immobilienwirtschaft e. V.“ Was sind die Gründe dafür?
Der dominierende Managertypus in den Chefetagen ist männlich, weiß und 50 bis 60 Jahre alt. Dieser tendiert – ob bewusst oder unbewusst – dazu, Stellen mit Männern zu besetzen, die ihm sehr ähnlich sind. Dieses psychologische Phänomen wurde in einer Studie der AllBright-Stiftung „Thomas-Kreislauf“ genannt.
Die Folge: Der Frauenanteil in Führungspositionen ist bislang weitgehend stagniert. Eine weitreichende Erneuerung aus sich selbst heraus ist deshalb leider recht unwahrscheinlich.
Welche Maßnahmen können zu einer Erhöhung der Quote von weiblichen Fachkräften führen?
Gewisse Mindestvorgaben durch die Politik sind wichtig und richtig, um den notwendigen Änderungsdruck zu erzeugen. Darüber hinaus brauchen wir aber ein ganzes Bündel an Maßnahmen, etwa validierbare Diversity-Strategien in Unternehmen mit Zielvorgaben. Dafür gibt es ja durchaus auch sehr gute Beispiele in Immobilienunternehmen. Dazu trägt aber auch ein deutlich besseres Betreuungsangebot sowie die Bildung und Stärkung von Netzwerken bei. Deshalb engagiere ich mich im Verein „Frauen in der Immobilienwirtschaft e. V.“