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17. Mär 2021

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Gesundheit

Abnehmen: Das A und O bei PCOS

Journalist: Kirsten Schwieger

Wie das Polyzystische Ovarialsyndrom und Übergewicht zusammenhängen und warum es durch Gewichtsreduktion gelindert werden kann, erklärt Dr. Rotmann, Facharzt für Gynäkologie und Frauenheilkunde, im Interview.

Dr. Rotmann, Facharzt für Gynäkologie und Frauenheilkunde; Foto: Presse

Rund eine Million Frauen in Deutschland leiden unter dem Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS oder auch PCO-Syndrom). Dabei handelt es sich um eine Störung im hormonellen Regelkreis, bei welcher männliche Hormone überproduziert wer-den. Die namensgebenden Zysten weisen allerdings nur 70 Prozent der betroffenen Frauen im gebärfähigen Alter auf. In der Regel beginnt die Erkrankung während der Pubertät, während sich die Symptome häufig erst zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr zeigen. Neben unregelmäßigen Menstruationszyklen und Unfruchtbarkeit sind das auch eine männliche Körperbehaarung und Statur. Auch Hautunreinheiten, Haarausfall und psychische Probleme gehören zum Krankheitsbild PCOS, der häufigsten Hormonstörung bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter.Deren Ursachen sind bislang nicht geklärt. Vermutet wird eine erbliche Veranlagung – oft haben Betroffene Frauen mit PCO-Syndrom oder Männer mit hormonell bedingter Glatzenbildung in der Familie. Auffällig ist der Zusammenhang des PCOS mit Übergewicht: Etwa 50 bis 70 Prozent der betroffenen Frauen sind übergewichtig oder adipös. Die meisten Frauen, auch die normalgewichtigen, leiden zudem an einer Insulin-Resistenz – welche wiederum Übergewicht begünstigt. „Man geht davon aus, dass der heutige Lifestyle mit fett- und zuckerreicher Ernährung sowie unzureichender Bewegung seinen Teil zur Entstehung eines PCOS beiträgt“, erläutert Dr. AndreRotmann, Gynäkologe aus Hessen mit den Spezialgebieten Hormontherapie und Kinderwunsch.

Zwar lässt das PCO-Syndrom nicht heilen aber durch eine Änderung des Lebensstils, Gewichtsreduktion, Medikamente oder gegebenenfalls auch Hormone lassen sich die Symptome merklich lindern. So stellt Gewichtsreduktion ein maßgebliches Element der PCOS-Behandlung dar. Bereits eine Gewichtsabnahme von fünf bis zehn Prozent kann eine Vielzahl von PCOS-Erkrankungen verbessern. „Eine sogenannte antientzündliche, pflanzen-basierte Ernährung (Reduzierung von Fleisch, Kohlenhydraten und Zucker) mit ungesättigten Fettsäuren ist ein elementarer Bestandteil einer ganzheitlichen Behandlung“, erläutert der Mediziner. Doch nicht nur was und wie viel auf den Teller kommt ist entscheidend, sondern auch wann. Empfehlenswert ist eine Ess-Pause von 16 Stunden, also ein frühes Abendessen oder spätes Frühstück. Dieses sogenannte Intervallfasten lässt nicht nur Pfunde purzeln, sondern sorgt auch dafür, dass sich die Körperzellen reinigen und regenerieren können. „Dieser Vorgang setzt erst ein, wenn die Bauspeicheldrüse kein Insulin mehr ausschüttet. Studien lassen zudem vermuten, dass Intervall-fasten vor Diabetes mellitus, also Typ 2, schützt“, weiß Dr. Rotmann. 

Allerdings ist die Gewichtsabnahme für Betroffene durch die gestörte Hormonkonstellation häufig erschwert. Bewegung kann hier unterstützend wirken und den gestörten Hormonhaushalt sowie den Zuckerstoffwechsel stabilisieren. „Wenn die Muskeln aktiv sind und das hormonproduzierende Bauchfett schmilzt, reagieren die Zellen besser auf Insulin. Mit der Folge, dass der Blutzuckerspiegel sinkt und damit auch die Produktion männlicher Hormone“, erklärt der Mediziner diesen Kreislauf. 

Bei starkem Übergewicht reicht ein gesünderer Lebensstil allein jedoch oft nicht aus, um Gewicht abzunehmen und die Gewichtsabnahme dauerhaft zu halten. Insbesondere für adipöse Menschen stellt langfristige Gewichtsreduktion eine dauerhafte Anstrengung gegen körpereigene Mechanismen dar. Flankierend zu einer gesünderen Lebensweise mit kalorienreduzierter Ernährung und einem höheren Energieumsatz durch mehr Bewegung kann die nachhaltige Gewichtsabnahme auch medikamentös unterstützt werden. Metformin, ein Medikament, das es schon seit vielen Jahren auf dem Markt gibt, kann die Symptome lindern. „Bei vielen meiner Patientinnen sehe ich große Behandlungserfolge mit modernen Medikamenten, die die Wirkung das Darmhormons GLP-1 nachahmen. GLP-1 reguliert den Appetit beziehungsweise das Sättigungsgefühl und führt zu deutlicher Gewichtsreduktion, niedrigeren Blutfetten und optimierten Blutzuckerwerten. Schon eine geringfügige Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Patientinnen mit PCOS kann die Insulinresistenz reduzieren und somit auch das gesamte Wohlbefinden verbessern, die überdurchschnittliche Behaarung reduzieren und die Hormone so regulieren, dass es zu einer besseren Fortpflanzungsfähigkeit führen könnte“, schildert der Mediziner. 

Und die beste Nachricht ganz zum Schluss: Nach den Wechseljahren gehen die Beschwerden bei vielen Betroffenen deutlich zurück.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.