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5. Nov 2024

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Gesundheit

Aktiv und gesund im Alter – mit Esther Waeber-Kalbermatten

Journalist: Karin Kudla

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Foto: Presse, Philippe Leone/unsplash

Ein erfülltes Leben zu führen ist das Ziel aller Menschen. Beim Älterwerden entstehen im Alltag neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen.

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Esther Waeber-Kalbermatten engagiert sich zusammen mit Reto Cavegn als Co-Präsidentin beim Schweizer Seniorenrat (SSR). Die Apothekerin wurde 2009 als erste Frau in die Walliser Regierung gewählt und ist mit ihrer Expertise – auch in der Gesundheits- und Alterspolitik – ausgewiesene Expertin für die Belange einer älter werdenden Gesellschaft.

Was gehört für Sie zu einem erfüllten Leben?

Ich bin dankbar für meine berufliche und politische Karriere und für Alles, was ich realisieren konnte. Ein erfülltes Leben bedeutete mir früher und auch jetzt meine innere Balance zu finden, sinnvolle Aufgaben und Herausforderungen zu haben und mir Zeit für meine Familie und Freunde zu nehmen. Mich weiterhin öffentlich zu engagieren ist mir wichtig, sei es im Schweizerischen Seniorenrat oder als Stiftungsratspräsidentin des Atelier Manus, einer Institution für Menschen mit Behinderung.

Hat sich das mit zunehmendem Alter verändert?

Damit Projekte gelingen, benötigt es engagierte Menschen. Ohne sie geht es nicht. Je älter ich werde, umso wichtiger sind mir Menschen geworden, die an der Zusammenarbeit und am Austausch interessiert sind. Leute mit einer „Ja, aber...“-Haltung meide ich; dafür sind mir meine Zeit und Energie zu schade.

Was kann man selbst tun, um gesund zu bleiben?

Die WHO definiert Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens. Es ist also nicht bloss das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. Für ältere Menschen heisst dies: So oft wie möglich sich in der Natur bewegen und sportlich aktiv sein, sich intellektuell auseinandersetzen, seine Kompetenzen einbringen und häufig soziale Kontakte und Netze pflegen.

Ältere Menschen gestalten ihr Leben ebenso vielfältig und unterschiedlich wie jüngere Generationen. Es ist daher diskriminierend, ihnen pauschal gewisse Eigenschaften zuzuschreiben oder abschätzende Bemerkungen mit dem Alter zu verknüpfen.

Was können ältere Menschen für die Gesellschaft tun?

Durch den Wegfall der beruflichen Verpflichtungen entsteht Freiraum für Neues. Ältere Menschen leisten im privaten Bereich (wie Enkelhüten, Pflege von Angehörigen) und im öffentlichen Bereich (Teilzeit- und Freiwilligenarbeit, Vereins-, Kultur- und Beratungstätigkeit, Politik) enorm viel für die Gesellschaft. Sie bringen ihre Lebenserfahrungen und Fähigkeiten wertvoll ein und beteiligen sich somit gleichzeitig.

Was sollte die Gesellschaft für ältere Menschen tun?

Die Leistungen, welche ältere Menschen für die Gesellschaft oft unentgeltlich erbringen, sollten stärker anerkannt werden. Zudem sind sie nicht einfach Kostenverursacherinnen und -verursacher, sondern sie sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft wie auch der Wirtschaft.

Was ist der grösste Missstand mit Blick auf ältere Menschen in der Schweiz?

Ältere Menschen gestalten ihr Leben ebenso vielfältig und unterschiedlich wie jüngere Generationen. Es ist daher diskriminierend, ihnen pauschal gewisse Eigenschaften zuzuschreiben oder abschätzende Bemerkungen mit dem Alter zu verknüpfen. Einschränkungen und Benachteiligungen des Alters erachte ich als unzulässig. Ich wünsche mir ein explizites Diskriminierungsverbot des Alters auf schweizerischer Ebene.

An wen können ältere Menschen sich wenden, wenn sie Beratung brauchen?

Die meisten älteren Menschen leben selbständig und selbstbestimmt. Brauchen sie Beratung, ist ein umfassendes Angebot vorhanden, wie z. B. dasjenige der Pro Senectute Zweigstellen und zahlreichen weiteren Altersorganisationen.

Ihr persönlicher Tipp für ein erfülltes Älterwerden?

Sich selbst treu sein und bleiben, sowohl in jüngeren wie auch älteren Jahren. Und sich immer wieder orientieren, was im jeweiligen Lebensabschnitt Freude und Sinn macht – und dies dann auch umsetzen.

Über den SSR:

Der Schweizerische Seniorenrat (SSR) vertritt die Interessen älterer Menschen und berät den Bundesrat. So sollen die Mitsprache der älteren Generationen gefördert, das soziale Sicherungsnetz generationenverträglich weiterentwickelt sowie die Lebensqualität und Autonomie älterer Menschen gewahrt werden.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.