3. Jul 2023
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Gesundheit
Journalist: Theo Hoffmann
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Foto: cedric fauntleroy/pexels, Aempathy
Johannes Wimmer, Mediziner und Fernsehmoderator
Um gesund zu bleiben, sollte man immer mal wieder innehalten und sich fragen, was man seinem Körper Gutes tun kann und was ihm vielleicht fehlen könnte.
„Nehmen Sie sich Auszeiten, in denen Sie nur das tun, was Sie glücklich macht und entspannt.“
Viele Menschen spüren manchmal gar nicht mehr recht, dass ihnen etwas fehlt. Sie leben ihren Alltag und negieren ihre Schwächen. Warum kann so ein Fehlen an Achtsamkeit für sich selbst schlimme Folgen haben?
Viele Menschen denken, eine gesunde Selbstfürsorge im Alltag wäre Egoismus. Das ist falsch. Sie verlieren den Blick für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse – und das macht auf Dauer nicht nur sehr, sehr unglücklich, sondern – wenn es schlecht läuft – auch krank. Darum sage ich auch immer wieder: Nehmen Sie sich Auszeiten, in denen Sie nur das tun, was Sie glücklich macht und entspannt.
Oft hat man als Patientin oder Patient ja das Gefühl, dass bei diversen Arztbesuchen eher Symptome behandelt werden und ein ganzheitlicher Blick auf den Einzelnen gar nicht mehr im Mittelpunkt steht. Verlangen wir da zu viel oder fehlt wirklich oft ein Arzt, der koordinierend eingreift?
Die meisten Ärztinnen und Ärzte haben im Schnitt nur sieben bis acht Minuten Zeit, um einen Patienten oder eine Patientin zu untersuchen und herauszufinden, was Sache ist. Manchmal ist die Zeit sogar noch knapper, weil die Wartezimmer einfach voll sind. Das ist nicht schön, aber nun mal die Realität. Umso wichtiger ist es, den Besuch in der Praxis mitzugestalten. Bereiten Sie sich auf den Termin vor, notieren Sie Fragen und sämtliche Symptome, die Ihnen aufgefallen sind, am besten nach dem Schema: Was, seit wann und wie stark? Es hilft dem Arzt auch, wenn Sie alle Unterlagen dabei haben, also zum Beispiel relevante Befunde von anderen Ärztinnen und Ärzten. So helfen Sie dabei, dass eine ganzheitliche Diagnose gestellt werden kann.
Wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind, um etwa Krebs im Frühstadium zu erkennen, wissen wir eigentlich alle. Woran liegt es, dass dies trotzdem so oft vernachlässigt wird, und wie kann ein Mediziner dazu besser motivieren?
Wir wissen alle, wie wichtig es ist, zur Vorsorge zu gehen, damit Erkrankungen so früh wie möglich erkannt und behandelt werden können. Aber es gibt eben auch Menschen, die sich genau davor fürchten. All diese Ängste müssen Medizinerinnen und Mediziner ernst nehmen. Wir müssen aufklären, damit klar ist, was Patientinnen und Patienten bei den Untersuchungen erwartet. Ich versuche die Menschen in meinen Videos genau dort abzuholen, bei den Fragen, die wir uns alle stellen. Und das zeigt den Zuschauenden in der Regel: „Alles halb so wild, du schaffst das.”
Warum ist aus Ihrer Sicht die Bereitschaft zu sozialem Engagement vor allem mit Blick auf Organ- und Blutspenden so stark gesunken?
Ich denke nicht, dass es daran liegt, dass die Menschen sagen: „Nein, meine Niere bleibt auf jeden Fall bei mir.” Ich denke, der Fehler liegt im System. In vielen europäischen Nachbarländern ist es zum Beispiel so geregelt, dass alle Menschen potenzielle Organspender und -spenderinnen sind. Wer das nicht möchte, muss aktiv werden und die Spende offiziell ablehnen. Bei uns ist es andersrum. Wir können daher nur eins machen: Aufklären, immer wieder neu motivieren und die Systeme dahinter neu bzw. besser gestalten.
Sie bieten bislang vier Coachings zu verschiedenen Schwerpunkten in Form von Video-Kursen an. Planen Sie, das Programm um weitere Themenkreise zu erweitern?
Ich bekomme auf Instagram und Facebook immer wieder Nachrichten von Menschen, die gerade ganz akut in einer Lebenskrise stecken und Beistand suchen. Aus diesem Grund ist mein erster Video-Kurs „Stark durch die Krise” entstanden. Auch weil ich durch meine persönliche Lebensgeschichte so etwas wie ein Experte in Sachen Krisenbewältigung und Neuorientierung geworden bin. Dieses Wissen wollte ich weitergeben. Mittlerweile sind drei weitere tolle Kurse entstanden, zu den Themen Selbstbewusstsein, Selbstfürsorge und gesunde Ernährung. Und da geht es übrigens niemals darum, sich selbst zu optimieren oder in irgendeiner Form „besser” oder „schöner” zu werden. Es geht vielmehr darum, sich selbst wieder mit liebevollen und wertschätzenden Augen zu sehen und zu erkennen: „Mensch, ich bin toll, und zwar schon die ganze Zeit.” Genau das ist mir wirklich wichtig! In diesem Jahr werden voraussichtlich noch zwei weitere Kurse erscheinen, von denen mir einer aus persönlichen Gründen ganz besonders am Herzen liegt. Wer die Veröffentlichung nicht verpassen möchte, sollte auf meinem Instagram-Kanal @doktorjohanneswimmer vorbeischauen.