Diesen Artikel teilen:

21. Feb 2019

|

Gesellschaft

Alte Heizungen – Innovative Technik nachrüsten

Journalist: Jörg Wernien

Über 50 Prozent der Öl- und Gasheizungen in Deutschland sind älter als 20 Jahre. Sie verbrauchen viel Energie, ihre CO2 Werte sind katastrophal. Viel Bedarf, um zu modernisieren.

Das Umweltbundesamt hat im Jahr 2016 eine Energieverbrauchskennzeichnung, für Heizkessel die älter als 15 Jahre sind, eingeführt. Schornsteinfeger oder Heizungsinstallateure kennzeichnen so die Geräte. Mit Hilfe der Klassifizierung wird schnell klar wie effizient oder ineffizient das Gerät ist. Kessel oder Heizungen der Klassen C oder D sollten bald ausgetauscht werden. Heizungen, die älter als 30 Jahre alt sind, müssen nach der novellierten Energieeinsparverordnung (EnEV) ausgetauscht werden. Diese Einhaltung überprüfen die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger. Ausgenommen von der Verordnung sind Brennwert – und Niedertemperaturheizkessel und Heizanlagen, die vor dem Februar 2002 in selbst genutzten Ein- oder Zweifamilienhäusern verbaut sind. Die Kosten für das heizen und die Warmwasserbereitung betragen nach repräsentativen Erhebungen bis zu 40 Prozent der Wohnnebenkosten.

Wenn eine Modernisierung erfolgen soll oder muss, stellt sich für viele die Frage nach der Art der Heizung. Gas oder Ölbrennwertheizung, Wärmepumpe oder doch mit Holzpellets heizen? Auch der Energiebedarf sollte ganz neu berechnet werden. In vielen Altbauten sind die Heizungen zu groß dimensioniert. In die Berechnung fließen auch die Werte einer schon erfolgten Dämmung der Fassade, vorhandene Wärmeschutzfenster und weitere Komponenten mit ein. Solche Berechnungen erstellen zertifizierte Energieberater. Nur sie werden bei möglichen Förderprogrammen und Krediten durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau auch für die Heizungsgutachten akzeptiert. So ein Zertifikat hat natürlich auch der Dipl. Ing. Martin Ermler aus Hamburg. „Bei einem Heizungstausch geht es dabei allerdings weniger um eine umfassende Energieberatung, als um die Erfüllung der Förder-Richtlinien der KfW (was natürlich auch Teil meiner Beratungsleistung ist). Nach meiner Erfahrung wird eine Energieberatung, die sich mit der Analyse des Gebäudes und dem Feststellen von energetischen Einsparpotentialen beschäftigt, von den Hauseigentümern leider viel zu selten in Anspruch genommen. Und dies, obwohl die  BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) einen Zuschuss in Höhe von 60 % des Beratungshonorars mit dem Förderprogramm “Energieberatung für Wohngebäude" anbietet – Bei einem einfachen Einfamilienhaus kostet dies dann so ab 400 Euro“, erklärt der Energieberater Martin Ermler.

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten die alte Heizung zu modernisieren. So kann eine Ölheizung durch eine moderne Gasbrennwertheizung ersetzt werden. Allerdings muss dafür ein Gasanschluss ins Haus gelegt werden, was extra Kosten verursacht. Viele kombinieren ihre neue Heizung inzwischen mit erneuerbaren Energien. Entweder durch Module, die das Wasser zum Duschen oder Baden auf die richtige Temperatur bringen, oder durch Sonnenkollektoren auf dem Dach. Mit einem Solarspeicher im Keller kann dann der selbst produzierte Strom in den eigenen vier Wänden verwendet werden. Ganz neu ist die Technik einer kleinen Brennstoffzelle. Sie produziert Wasserstoff aus dem Gas, das bei der Verbrennung in Wärme und Strom umgewandelt wird. Inzwischen bieten alle großen Hersteller von Heizungen solche „Mini-Kraftwerke“ an. Noch sind die Preise hoch, da muss man sich es schon vorher genau überlegt haben ob sich der Umstieg auf diese Technologie wirklich lohnt. "Bei Einfamilienhäusern sind regenerative Energien, wie Solarthermie – also Warmwassererzeugung durch Sonneneinstrahlung – bei ungefähr jeder fünften Erneuerung der Heizungsanlage vorgesehen. Bei Mehrfamilienhäusern kommt die Nutzung von erneuerbaren Energien eher selten vor,“ sagt Martin Ermler.

Generell kann gesagt werden, dass bei Heizungen, die älter als 20 Jahre alt sind, sich eine Moderierung ober ein kompletter Austausch wegen der niedrigeren Verbrauchswerte, immer lohnt. Nicht immer muss die ganze Anlage ausgetauscht werden. Wenn sich ein kompatibles Steuerungselement einbauen lässt, kann auch schon damit der Energieverbrauch optimiert werden. „Berechnungen und Erfahrungswerte zeigen, dass z. B. bei einem Austausch eines über 20 Jahren, alten Gaskessels ohne Brennwerttechnik durch einen modernen Gas-Brennwertkessel mit einer gut eingestellten Hydraulik, Einsparungen von 20 bis 25 % erreicht werden können – dies gilt für Energie und CO2,“ so Martin Ermler.

Wer jetzt in eine neue Heizung investiert, bekommt damit auch den Einstieg in ein „SmartHome“. Die meisten Anlagen lassen sich inzwischen bequem per App steuern. So senken sie die Heizkurve im Urlaub ab und fahren sie per App einen Tag vor ihrer Heimreise wieder hoch. So sparen sie im Urlaub Energie und haben es gemütlich warm, wenn sie wieder zuhause sind. Auch elektrische Regler an den Heizungen mit einem Funksensor lassen sich in das System einbinden. So können sie individuell die Wärme in jedem Zimmer nach Bedarf regeln und steuern.

Seit einigen Jahren schon fördert die Bundesregierung mit unterschiedlichen Programmen die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch die Länder und Kommunen haben zum Teil eigene Förderprogramme. Die beiden Bundesländer Sachsen und das Saarland haben gerade eine Art „Abwrackprämie“ für alte Heizungen eingeführt, NRW und andere Bundesländer haben ähnliche Programme in der Planung. Und auch das Bundesamt für Außenwirtschaft (BAFA) unterstützt mit Zuschüssen und günstigen Krediten. Welche Fördermittel geeignet sind, wie sie beantragt werden und welche Bedingungen sie erfüllen sollten, klären sie am Besten mit ihrem Energieberater.

30. Apr 2025

|

Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.