Ein Tablet und Smartphone mit einer geöffneten App

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13. Mär 2024

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Gesundheit

App gegen Depressionen – Interview mit Dr. Anne Sophie Geier

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Foto: Pixabay/pexels

Dr. Anne Sophie Geier vom Spitzenverband Digitale Gesundheits-versorgung spricht über die Digitalen Gesundheitsanwendungen der Krankenkassen.

Foto Anne Geier.jpgEin Portrait von Dr. Anne Sophie Geier

Im Dezember 2023 wurde das Digitalgesetz verabschiedet. Entspricht es dem ausgearbeiteten Gesetzesentwurf? Auf den letzten Metern wurde das Gesetz noch geändert. Zukünftig sollen Patienten nicht mehr bis zu 13 Tage auf ihren Zugangscode warten müssen, sondern diesen innerhalb von 48 Stunden erhalten. Ansonsten haben wir noch mehr Zeit bekommen, um die anwendungsbegleitende Erfolgsmessung, ein neues Instrument, einzuführen. Auch das finden wir sehr richtig, denn die Frage nach dem Erfolg einer digitalen Therapie ist sehr komplex und braucht Zeit.

Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V. (SVDGV), dessen Geschäftsführerin Sie sind, hat 2.500 pflegende Angehörige zu ihrer Situation befragt. Demnach ist die Beurteilung durch den Medizinischen Dienst in der Pflegegrad-Einstufung für vier von zehn Betroffenen nicht nachvollziehbar. Welche Vorteile können digitale Lösungen hinsichtlich der Einstufung bringen?

Nicht nur das, für die Hälfte der Betroffenen ist der Besuch des Medizinischen Dienstes zur Begutachtung des Pflegegrades mit Stress verbunden. Digitale Anwendungen können hier Transparenz schaffen, zum Beispiel durch den Einsatz von digitalen Pflegegrad-Tools. Dies würde die Objektivität erhöhen. Auch die Begutachtung und Beratung könnte durch digitale Lösungen wie Pflegedienste und Videoberatung verbessert werden, denn viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen fühlen sich nicht ausreichend informiert. Auch der digitale Austausch von Dokumenten und die digitale Pflegeberatung können Prozesse beschleunigen. Wir haben ohnehin einen spürbaren Fachkräftemangel in der Pflege, so dass wir dringend über digitale Lösungen nachdenken müssen, um die Pflegekräfte durch bürokratische Aufwände vom Dienst abzuhalten.

Wie und welche digitalen Tools können Pflegebedürftige noch unterstützen?

Digitale Tools könnten zur Transparenz, Sicherheit und Entlastung beitragen. Bisher verhindern jedoch die Rahmenbedingungen die Zulassung der Tools, da kein Probejahr möglich ist und die Studien mit sehr hohem Risiko vorfinanziert werden müssten. Hier fordern wir eine Weiterentwicklung.

Seit Herbst 2020 wurden etwa 370.000 Freischaltcodes für DiGA durch Patienten eingelöst, mehr als die Hälfte davon allein im letzten Jahr. Die „Apps auf Rezept” haben sich demnach als feste Säule in der Versorgungslandschaft etabliert. Welche Arten von Apps werden am häufigsten verschrieben? Wenn eine Krankheit diagnostiziert wurde, kann ich bei meiner Krankenkasse eine digitale Gesundheitsanwendung beantragen. Zugelassen sind vor allem Bereiche, in denen wir Versorgungslücken haben: unter anderem psychische Erkrankungen, Endometriose, Adipositas. Die Anwendungen unterstützen und bringen Leitlinienwissen in den Alltag der Patienten. Auch Telemonitoring und hybride Ansätze sind explizit vorgesehen, auch Klasse 2b, also höheres Risiko und Schwangerschaft. Wir sehen im Durchschnitt 20 Prozent Wachstum pro Monat in den letzten drei Jahren. Das Erprobungsjahr ist dabei für die Firmen extrem wichtig, weil die meisten in dieser Zeit ihre großen randomisierten Studien abschließen können, so dass immer mehr Anwendungen endgültig aufgenommen werden können.