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29. Jun 2022

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Gesellschaft

Aus Liebe zur Gastronomie

Journalist: Julia Butz

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Foto: Ali Inay/unsplash

Gastronomen trotzen der Krise und täglich neuen Herausforderungen und auch wir haben sie schmerzlich vermisst: Eine Liebeserklärung an die Gastronomie.

Woher kommt sie eigentlich, diese Liebe zur Gastronomie? Die Leidenschaft der Vollblutgastronomen, die den täglichen Herausforderungen und langen Arbeitszeiten trotzen? Es ist nicht ganz einfach dies zu beantworten.

Der Versuch einer Erklärung: Es sind Menschen der Tat, die der Gedanke an einen Bürojob nur mit Grauen erfüllt. Während Angestellte in zähen Meetings Projekte voranbringen müssen, erhalten Gastronomen unmittelbares Feedback. Von Gästen und Mitarbeitern und im besten Falle täglich. Gastronomen sind Allrounder. Sie beherrschen (oder sollten es) von Einkauf, Kalkulation, Lagerhaltung bis zu Marketing, Buchhaltung, Personalführung, Behördenumgang, vieles von dem, wofür andere Betriebe ganze Abteilungen haben. Tägliche Routinen gibt es kaum, kein Tag gleicht dem anderen. Ebenso abwechslungsreich wie die vielen Möglichkeiten, von New York bis Norderney arbeiten und weltweit Erfahrungen sammeln zu können. Natürlich muss man ein Menschenfreund sein, gern in Kontakt sein, auch neugierig bleiben, immer wieder über den Tellerrand blicken. Stets am Puls der Zeit, bekommt man gesellschaftliche Trends sehr viel schneller als andere mit. Das hält jung. Natürlich auch, weil man ständig in Bewegung ist.

Die Arbeit in der Gastronomie erfordert Widerstandsfähigkeit und Stärke. Auch gilt man schnell als zu weich, wenn man den Stresslevel nicht packt. Das ist nicht für jeden etwas. Ein Beruf, der einen an seine körperlichen Grenzen bringt – sowohl in der Küche als auch im Service. Es gibt harte Tage, wenn in einer Schicht alles wie verrückt durcheinanderläuft, wenn der Tonfall mal wieder rauer wird; Tage durch die man nur irgendwie durchkommen muss, wenn die Terrasse aus allen Nähten platzt und man nicht weiß, woher man die Tasse für den nächsten Cappuccino nehmen soll. Und es gibt gute Tage, an denen man über sich hinauswächst, alles ineinandergreift und klappt wie am Schnürchen, man positiv gepusht wird, die guten Energien nur so fliegen. Und die Leidenschaft, die alle verbindet, eine Art Magie entfaltet. Das Ziel, Menschen ein einmaliges Erlebnis verschafft und glücklich gemacht zu haben, ist immens befriedigend. Was Schöneres kann man aus einem Berufsleben ziehen?

Wir brauchen Restaurants, Kneipen und Cafés als Orte sozialer Interaktion, um Freunde zu treffen, Feste zu feiern, uns zu verlieben oder Geschäfte zu machen, um andere Länder und Kulturen kennenzulernen. Ein Stück Lebensqualität, das wir sehr vermisst haben. Was uns Corona gelehrt hat? Die Wertschätzung gegenüber den Leistungen der vielen helfenden Hände vor und hinter den Kulissen der Gastronomiebetriebe sowie der Lebensmittel, die wir genießen dürfen. Das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit, für einen bewussteren Einkauf. Für weniger Food-Waste und weniger Verpackungsmüll. Gastronomie kann einen wichtigen Beitrag leisten, diese Entwicklung weiter zu tragen. Indem man sich fragt: Was aus meinem Angebot macht noch Sinn? Muss ich eine so große Speisenauswahl anbieten? Wie kann ein wirtschaftlich und sozial nachhaltiges Gastrokonzept aussehen? Gastronomen können ökologische und soziale Nachhaltigkeit umsetzen, die Gäste weiter sensibilisieren und als zukunftsfähigen Lebensstil vorleben.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.