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12. Dez 2023

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Gesundheit

Best Ager Role-Model Kurt Aeschbacher

Journalist: Julia Butz

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Foto: Lucia Hunziker

Kurt Aeschbacher, Moderator, Journalist, Unternehmer und Schweiter TV-Legende

Auf der Gartenbank zu sitzen und ins Gemüse zu schauen, bis man selbst zum Gemüse wird, ist für mich keine Alternative», sagt Kurt Aeschbacher.

Fitness kennt kein Alter: Die Schweizer TV-Legende Kurt Aeschbacher gilt als Vorbild für viele, auch im Alter fit und voller Lebensfreude zu sein.

Herr Aeschbacher, um direkt ins Thema zu stolpern: Wie machen Sie das?
Die wichtigste Voraussetzung ist wohl die Überzeugung, dass Alter per se keine Krankheit ist, sondern eine spannende Lebensphase, die es aktiv zu gestalten gilt. Mit dieser Lebensweise kann man einiges dazu beitragen, möglichst lange gesund und selbständig zu bleiben. Neben gesunder Ernährung gehört dazu vor allem regelmässige Bewegung. Ich bin ja nicht gerade ein Spitzensportler, aber laufe jeden Tag mit unserer Labradorhündin mindestens anderthalb Stunden durch die Gegend. In Sachen Krafttraining bin ich allerdings etwas nachlässig geworden, da sollte ich wieder aktiver werden und mindestens zweimal die Woche eine Stunde ein paar Gewichte stemmen. Hingegen habe ich dank des Podcastes «Zwäg höch Zwei», den ich diesen Frühling mit Nina Ruge gestartet habe, meine Ernährung angepasst. Ich schwöre aufs Intervallfasten und fühle mich mit einer primär Gemüse-orientierten Ernährung viel wohler.

Sollten wir alle besser wie ein Gesundheitsapostel leben?
Bitte nicht! Die Freude an einem guten Glas Wein (oder zwei), an einem geselligen Znacht mit einem feinen Stück Fleisch lasse ich mir z. B. nie nehmen – obwohl ich auf sonst auf mein Gewicht und meine Fitness achte. Aber: Selbst wenn man ein Leben lang mit Übergewicht, als Kettenraucher oder desinteressierter Faulenzer durch den Alltag geht, ist das kein Schicksal, sondern lässt sich jederzeit verändern. Gesundheit spielt einfach eine zentrale Rolle. Auch gewisse Vorsorgeuntersuchungen gehören daher zu einer bewussten Lebensführung dazu.

«Es gibt unzählige Studien, die einen engen Zusammenhang zwischen Demenz und Einsamkeit belegen.»

Innere Zufriedenheit, Lust auf Leben, gemeinsam aktiv sein und Freundschaften pflegen – auch das gehört zu einem gesunden Leben …
… Freundschaften und Aktivitäten lassen sich jedoch im Alter nicht einfach aus dem Hut zaubern. Das gilt es lebenslang zu pflegen. Mir war es immer wichtig, mit möglichst vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu sein. Neugierig zu sein, am Dasein anderer Anteil zu nehmen: das habe ich stets als eine wunderbare Bereicherung empfunden. Mit anderen Worten: Lebensqualität kann man nicht im Internet bestellen, sondern muss sie aktiv «erarbeiten».

Es gibt unzählige Studien, die einen engen Zusammenhang zwischen Demenz und Einsamkeit belegen. Wer sich da nicht aus der Komfortzone seines Sofas wagt, nicht die Initiative ergreift – und sich nicht um das Wohlergehen seines Umfelds kümmert, wird wohl bald zu Hause allein verkümmern. Angebote, gerade für ältere Menschen, gibt es zuhauf. Nur kann einem niemand die Entscheidung abnehmen, etwas Neues auszuprobieren. Ich kann nur empfehlen, den Mut dazu aufzubringen.

Sie sind vielseitig aktiv, arbeiten auch nach dem Ruhestand. In welchem Masse beeinflusst dies Ihre Lebensqualität?
Ich habe das Privileg, dass mich meine Arbeit immer inspirierte und ich sie nie als Last, sondern als Bereicherung empfand. Denken, schreiben, Neues lernen, anderen zuhören, sich für eine Sache wie die Tätigkeiten der Unicef zu engagieren oder mit jungen Menschen begeistert eine Idee zum Fliegen zu bringen, sind grosse Privilegien. Die Erkenntnisse daraus verleihen mir auch mit 75 Lenzen grosse Freude und ein permanentes Wohlgefühl. Hoffen wir einfach, dass ich das noch eine Weile geniessen kann.

Erholungszeiten sind wichtig, nicht nur für den Körper, auch für die Seele. In Ihrem Magazin 50plus schreiben Sie, Abstand vom Alltag muss auch erlernt sein. Können Sie das näher erläutern?
Eine gute Lebensqualität entsteht im Wechsel zwischen Anstrengung und Erholung. Sich im Alltag immer wieder Ziele zu setzen, für deren Erreichung eine ausserordentliche Leistung notwendig ist, scheint mir auch im Alter für ein abwechslungsreiches Leben massgeblich. Wenn ich beispielsweise einen Artikel oder ein ganzes Magazin 50plus fertiggestellt habe, einen Anlass moderiert oder sonst eine herausfordernde Aufgabe erledigt habe, dann schenke ich mir bewusst eine Auszeit. Das kann ein längerer Spaziergang durch den Wald sein, ein paar Stunden mit einem Buch oder die Zubereitung eines feinen Menüs.

Damit behält der Alltag seine Spannung und Abwechslung – und das Leben eine Art Yin und Yang.

Wenn der Moderator, Journalist und Unternehmer gerade mal nicht beruflich aktiv und unterwegs ist, liebt er es, zur Erholung in seinem Garten in Südfrankreich «in der Erde zu wühlen, Neues zu pflanzen und voller Neugier zu verfolgen, was aus einem Samen entsteht.»

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.