21. Feb 2019
|
Gesellschaft
Journalist: Frank Tetzel
Ein Gespräch mit Dr. Josef Kauer, BIM-Fachmann und Messeveranstalter der BIM World MUNICH über Trends im Building Information Modeling.
BIM steht für Digitalisierung und Prozessoptimierung über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks. Unser großes Ziel ist die Standardisierung des Datenaustausches aller Beteiligten in Bau- und Infrastrukturprojekten. Doch wer glaubt, es gehe hierbei rein um die Automatisierung und Digitalisierung von Angaben, Teilen und Berechnungen, der springt zu kurz. Vielmehr geht es um Datenintegration aus dem Internet of Things. BIM ist eine Methode, die in einem intelligenten digitalen Modell des Gebäudes neben der optimalen Planung auch die Ausführung und Bewirtschaftung der Bauwerke miteinbezieht. Ich sehe BIM deshalb als wichtige Komponente der voranschreitenden Digitalisierung und des modernen vernetzten Arbeitens und auch als Chance für die zahlreichen Unternehmen der Baubranche, BIM als Qualitätsmerkmal für ein nachhaltigeres und effizienteres Bauen einzuführen.
Nun, aus der Historie bedingt ist es natürlich so, dass gerade Großprojekte unter Planungsschwierigkeiten gelitten haben. Ich nenne nur den Berliner Flughafen BER oder die Hamburger Elbphilharmonie. Das Verkehrsministerium und das Bauministerium sind in der Tat Treiber beim BIM gewesen, denn der Staat hat viel Geld verloren. Allerdings geht es nicht nur um die großen Projekte. Auch kleinere Objekte können unter der Verwendung des BIM-Standards deutlich effizienter und nachhaltiger umgesetzt werden. Zudem wird BIM inzwischen von immer mehr Auftraggebern als Methode verlangt. Grundsätzlich belohnt die Digitalisierung nicht die großen oder kleinen Unternehmen, sondern die agilen Unternehmen.
Moderne Technologie zieht verstärkt in das Bauen ein, damit meine ich nicht die Werkzeuge des klassischen Bauens, sondern neue Systeme wie den innovativen Brückenbau aus dem 3D-Drucker, aber auch Wartungs- und Dokumentationsleistungen mithilfe von Drohnen oder Visualisierungen mit von Datenbrillen. Wer sich der Digitalisierung nicht stellt, wird den Anschluss verlieren und am Ende nicht mehr konkurrenzfähig sein.
Ja, sie müssen es sogar. Eine offene Kommunikation und Kooperation zwischen den Projektbeteiligten ist die Basis für die erfolgreiche Umsetzung eines Projektes. Daten sind das eine, die Kommunikation die andere Seite. Um bei der Kommunikation zu bleiben: Um exakt kommunizieren zu können, bedarf es eines gemeinsamen Wordings. In BIM sind dies die einheitlichen Standards, Richtlinien und gemeinsamen Schnittstellen bei der Datenübertragung sowohl im Neubau als auch im Bestand. Wir müssen aufpassen, dass der Austausch und die Weiterverarbeitung von Daten nicht zum Engpass wird, sondern sie müssen zum offenen Mitwirkungsangebot werden bzw. automatisiert erfolgen. Hierbei ist es zwingend, dass alle neuen Systeme, die am Markt eingeführt werden, zu tatsächlichen Effizienzen führen und für alle Beteiligten wirtschaftlich vorteilhaft sind. BIM liefert eine messbare, echte Produktivitätssteigerung, wenn man das Thema richtig angeht.
Zum einen sind wir auch von dem eklatanten Fachkräftemangel im IT-Bereich betroffen, andererseits aber hilft BIM gerade auch den Fachkräftemangel zu überbrücken, weil die Digitalisierung einfache Arbeiten abnimmt. Die größten Herausforderungen liegen in der unterschiedlichen Tiefe und Breite des Einsatzes von BIM. Eine unserer Befragungen ergab, dass zwar ein Drittel aller Unternehmen diese Methode bei der Planung einsetzen, aber nur noch zehn Prozent in der Realisierung und nur noch sechs Prozent im Betrieb von Immobilien. Wir reden also von einem „nicht gehobenen“ Potenzial von mehr als einer Mrd. Euro pro Jahr allein in Deutschland mittels BIM. Da gibt es noch viel Luft nach oben.