Ein Arzt erklärt die Untersuchungsergebnisse

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13. Mär 2024

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Gesundheit

Darmcheck, immer eine tierisch gute Wahl

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: cottonbro/pexels

Ab 50 geht’s los. Dann stehen Frauen und Männern die gesetzlichen Leistungen zur Darmkrebsvorsorge und -Früherkennung kostenfrei zur Verfügung.

Ein Angebot, dem man nicht widersprechen kann, vor allem angesichts dieser Fakten. Obwohl sich Darmkrebs verhindern lässt, betrifft etwa jede neunte Krebserkrankung in Deutschland den Darm. Die Diagnose Darmkrebs wird im Laufe des Lebens bei einem von 15 Männern und einer von 19 Frauen gestellt. Rund 54.800 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Darmkrebs. 23.000 Menschen fallen der Erkrankung jährlich zum Opfer und sterben. Das sind zu viele Schicksale, die sich vermeiden ließen. Denn Darmkrebs hat eine nahezu einzigartige Besonderheit, er lässt sich durch Vorsorge verhindern. Die Chance auf ein Leben ohne Darmkrebs haben sich seit Einführung der Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) im Jahr 2002 rund 9,5 Millionen Versicherte nicht entgehen lassen. Jahrelang galt die Darmspiegelung als unangefochtener „Gold-Standard“ bei der Darmkrebsvorsorge. Bei dieser Untersuchung lassen sich Vorstufen von Darmkrebs (Polypen) entdecken und schmerzfrei entfernen. Jährlich gehen mittlerweile rund 560.000 Versicherte zu dieser ärztlichen Untersuchung. Seit 2017 gibt es eine ebenbürtige Alternative zur Vorsorgekoloskopie: den immunologischen Stuhltest (iFOBT). Dieser hat den Vorteil, dass man ihn bequem zu Hause durchführen kann. Rund 1,9 Millionen Menschen nutzen diese Möglichkeit jedes Jahr. „Vergleichen wir eine alle zehn Jahre durchgeführte Vorsorgekoloskopie mit einem jährlich durchgeführten immunologischen Stuhltest, zeigt sich, dass der iFOBT sehr nah an die Leistungsfähigkeit der Darmspiegelung heranreicht, was die Senkung der Mortalität an Darmkrebs betrifft“, erläutert Prof. Dr. Frank Kolligs, Kurator der Felix Burda Stiftung und Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Helios Klinikum Berlin-Buch.

Frank_Kolligs© Thomas Oberländer.jpgEin Portrait von Prof. Dr. Frank Kolligs

Wer gesund bleiben und keinen Darmkrebs bekommen möchte, hat also zwei Gratis-Möglichkeiten zur Auswahl. Der Stuhltest lässt sich ohne Vorbereitung beim Klo-Gang zu Hause erledigen. Wird er positiv vom Labor ausgewertet, also wird Blut im Stuhl nachgewiesen, sollte danach allerdings zwingend eine Abklärungskoloskopie erfolgen. Im Vergleich dazu muss bei der Darmspiegelung der Darm vorab mit Hilfe eines Abführmittels entleert und damit gesäubert werden. Die rund 20-minütige Untersuchung kann dann im angenehmen Dämmerschlaf verbracht werden. Wird eine Schleimhautveränderung entdeckt, handeln die untersuchenden Ärzte sofort. Jede Variante hat also ihre eigenen Vorteile. Echte Nachteile dagegen: Fehlanzeige.

Dies ist der Grund, weshalb die Felix Burda Stiftung in ihrer Awareness-Kampagne zum Darmkrebsmonat März zwei 3D-animierte Tiere über die Vorsorge-Wahl ihrer Frauchen und Herrchen sprechen lässt. Schauspieler Jürgen Prochnow („Das Boot“) spricht den Hund, während Fernsehmoderatorin Katja Burkard (RTL „Punkt 12“) der Katze ihre Stimme leiht. Schauspieler Sky du Mont („Der Schuh des Manitu“) spricht dann das einleuchtende Fazit, zur Überraschung der beiden Haustiere nicht sichtbar aus dem Off: „Egal ob Stuhltest oder Darmspiegelung – es ist immer eine tierisch gute Wahl.“

Interessanter Fakt:

Die Felix Burda Stiftung wurde 2001 von Dr. Christa Maar (†) und Verleger Prof. Dr. Hubert Burda gegründet. Sie trägt den Namen ihres an Darmkrebs verstorbenen Sohnes. Weitere Infos: www.felix-burda-stiftung.de

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.